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Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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langsam den Kopf drehte.

Kapitel 27
    Eine zweite Statue, die umgestürzt auf der Erde lag und von dicken Lianen niedergedrückt wurde, begann, sich gegen ihre Fesseln zu wehren. Ein Schnappen ertönte, als die Schlingpflanzen von einem Arm zerrissen wurden. Mit quietschenden Gelenken erhob sich das Steinwesen.
    Eine nach der anderen setzten sich die Figuren in Bewegung. Langsam, als wachten sie aus langem, tiefem Schlummer auf, schüttelten sie den jahrzehntealten Rost ab. Dann bewegten sie sich allmählich schneller. Ein chinesischer Steinlöwe sprang von seinem Podest und brachte mit seiner Landung die Bäume zum Erzittern. Hinter Ash stampfte dröhnend ein schwerer Fuß auf. Ash strauchelte und warf sich zur Seite, als ein sechsarmiger Shiva ihn packen wollte. Unter einem Donnerschlag griffen die Hände ins Leere.
    Ash zog sich auf den Hauptweg zurück und riss ungläubig die Augen auf, als Dutzende lebendige Statuen auf ihn zuschlurften. Wohin war John verschwunden? Was hatte er getan?
    Die Bäume knarrten. Die Erde bebte und eine Wolke Fledermäuse erhob sich aus den grünen Baumkronen, in denen die Tiere mit den ledernen Schwingen sich versteckt hatten. Zahllose Blätter fielen zur Erde, als der ganze Dschungel zum Leben erwachte.
    Mit stummem Entsetzen blickte Ash sich um.
    Baumstämme bogen sich und splitterten.
    Ein knirschender Lärm ertönte, dann dröhnende Schläge, als die Stämme auf ihn zuflogen.
    Etwas kam auf ihn zu. Etwas Gewaltiges. Als es über die abgebrochenen Bäume stieg, hinterließen seine Schritte tiefe Kuhlen im Boden.
    Die Statue, wenigstens fünfundzwanzig Meter hoch, überragte den Wald. Auf dem grauen Körper wucherte Moos und Unkraut überzog das steinerne Fleisch wie ein Netzwerk aus grünen Adern. Der Steingigant trug einen löchrigen, bestickten Rock und sowohl in seine Handgelenke wie auch in den Hals hatte man Reifen und Ketten eingraviert. Der nackte Oberkörper war geformt wie der eines muskulösen, jungen Mannes und der Kopf wurde von einem Schwarm Fledermäuse eingerahmt, wie von einem dunklen Heiligenschein. Dieser Kopf war so groß wie einer der Bungalows. Die Figur hob eine Hand von der Größe eines Lkw und Staub rieselte zu Boden, als sie die riesigen Finger zur Faust ballte.
    Ash sprintete los, ohne dass er sich entsinnen konnte, seinen Beinen den Befehl dazu gegeben zu haben. Allerdings schien er kein Stück von der Stelle zu kommen. Der Schatten der gewaltigen Gestalt hatte ihn bereits eingeholt. Der Lärm von scharrendem Stein übertönte sein hastiges Atmen und das Wummern seines Herzens. Seine Beine fühlten sich träge an, jeder Schritt war winzig, verglichen mit der gigantischen Spannweite seines Verfolgers. Sollte er so diese Welt verlassen? Zerquetscht wie eine Fliege?
    Unter gewaltigem Brausen sauste die Faust herab. Ash hechtete vorwärts. Die Erde unter seinen Füßen vibrierte und platzte auf. Teile des Gehsteigs, alte Steine und große Erdbrocken wurden in die Luft geschleudert. Die Druckwelle riss Ash von den Füßen und schmetterte ihn mit solcher Wucht gegen die Wand eines Bungalows, dass er sie durchbrach. Eine Wolke aus Putz, Holz und schimmligem Stroh hüllte ihn ein, während er hustend und mit schwirrendem Kopf in den Trümmern lag.
    Panik – gähnende, alles erstickende Furcht – drohte, ihn zu überwältigen, als der Steingigant durch die Löcher im Dach spähte. Mit seinen Fingern, so lang und breit wie Säulen, fetzte er die Ziegel beiseite und tatschte blind in dem Gebäude herum. Ash biss sich auf die Zunge, um nicht laut aufzuschreien. Die massigen Finger zerstörten die Stützbalken, als bestünden sie aus Pappe.
    Lauf. Nichts wie raus hier! Keine Tricks, keine Heldentaten, renn einfach los!
    Ash schob sich aus den Überresten der Putzplatten und kauerte sich auf den Boden. Ihm war schlecht, schwindelig und er hatte Angst.
    Draußen erklangen die Tritte Hunderter Statuen wie ein entferntes Gewitter, ein ständiges Grollen, ungleichmäßig und schwerfällig, begleitet von drohenden Stimmen. Die morschen alten Balken der kleinen Behausung zitterten.
    Ein unheilvoller, gewaltiger Schatten ragte über Ash auf und sperrte alles Licht aus. Im nächsten Augenblick barsten die Balken über Ashs Kopf, dann wurde das gesamte Dach unter langem, ohrenbetäubendem Krachen fortgerissen.
    Der massige Kopf der Skulptur verdeckte den Himmel, als sie sich über das Haus beugte, um nach Ash zu suchen. Sie warf das zerstörte Dach beiseite und griff mit

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