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Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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Ort gab es nur Urwald und Insekten.
    »Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg nach drinnen«, sagte John und zog an einer der dicken Ranken, die an der Mauer klebten. »Hier könnten wir ganz leicht rüberklettern. Bist du dabei?«
    »Sollen wir umkehren, Sahib?« Der Fahrer wendete seine Rikscha bereits.
    »Jetzt sind wir den ganzen Weg hier rausgeeiert«, sagte John. »Da können wir zumindest einen schnellen Blick riskieren.«
    »Warten Sie hier«, beschloss Ash und händigte dem Fahrer eine Handvoll Rupien aus. Dem Mann war deutlich anzumerken, dass er nicht verstand, was sie um diese Zeit hier draußen wollten, doch dann zuckte er mit den Schultern und schaltete den Motor ab.
    »Zehn Minuten, nicht länger«, sagte er.
    »Fein. Zehn Minuten.« Das sollte locker ausreichen, um sich kurz umzuschauen.
    John stellte einen Fuß auf die Ranke und kletterte flink die Mauer hinauf. »Komm schon«, spornte er Ash an.
    Der packte einen klebrigen Pflanzenstrang und war wenig später ebenfalls oben angelangt, von wo er sich in die Dunkelheit der Garnison hinabfallen ließ.
    Versteckt im hohen Gras lauschten und beobachteten sie. Der nächste Bungalow, halb begraben von schwerem Blattwerk und Baumwurzeln, lag etwa fünfzehn Meter weit entfernt.
    Plötzlich entdeckte Ash jemanden.
    Die Gestalt hatte die Hand ans Kinn gelegt und betrachtete etwas auf dem Boden. Auf dem gebeugten Rücken spiegelte sich das Mondlicht, sonst war kaum etwas zu erkennen. Ash legte einen Finger auf die Lippen und gab John zu verstehen, dass er sich nicht vom Fleck rühren sollte.
    Während er durch das hohe Gras pirschte, machte Ash nicht mehr Lärm als ein Windhauch. Leise setzte er einen Fuß auf die saftige, feuchte Erde und wartete, bis sie jeden Laut geschluckt hatte, bevor er den anderen bewegte. Der Bambus, der überall wuchs, spendete ihm sicheren Schatten.
    Blinzelnd aktivierte Ash seine dunklen Kräfte. Mithilfe von Marma-Adi würde er den Fremden außer Gefecht setzen. Er musste nur nach den weniger hellen Punkten Ausschau halten, die nicht tödlich waren. Doch auf der finsteren Gestalt vor ihm konnte er rein gar nichts leuchten sehen, vor allem keine goldene Todeskarte.
    Was stimmte denn nicht?
    Er trat aus dem Bambus heraus, keine drei Meter hinter dem Fremden. Der Kerl hatte sich nicht gerührt.
    Ash hielt inne und schöpfte tiefer aus dem Brunnen seiner Seele, in dem die dunklen Kräfte wirbelten. Ungezügelte Energie rauschte durch seinen Körper, doch noch immer ließen sich die glühenden Punkte nicht sehen.
    Dann würde er dem Mann einfach von hinten eine überziehen. Das würde ihn mit Sicherheit bewusstlos machen und den Schaden hoffentlich gering halten.
    Ash stand direkt hinter der Gestalt. Er holte mit der Faust aus und schlug zu.
    Brüllend machte Ash einen Satz zurück. Ächzend hielt er sich die Hand, die vor Schmerz brannte wie Feuer.
    John rannte zu ihm. »Was ist denn los?«
    Ash verpasste dem reglosen Mann einen Tritt. »Das ist nur eine bescheuerte Statue!«
    Und zwar nicht irgendeine, sondern eine Kopie des Denkers von Rodin. Der Groschen hätte gerne auch früher fallen dürfen!
    Jetzt, da sich Ash genauer umsah, entdeckte er überall verstreut Dutzende von Statuen. Einige waren unter einem dicken Moospolster versteckt oder von Ranken und Efeu umschlungen, andere lagen umgestürzt am Boden. Es sah aus, als hätte jemand eine Kunstgalerie oder ein Museum ausgeräumt und sämtliche Statuen hier abgeladen.
    John zog einige lose Pflanzenstränge von einem Shiva-Standbild. Gesicht und Körper waren von jahrelangen Regenfällen gezeichnet.
    »Weinst du?«, fragte John.
    »Würdest du auch, wenn du gerade auf soliden Marmor gehauen hättest.« Behutsam öffnete Ash seine Finger und hoffte, dass er sich nichts gebrochen hatte. Es tat wirklich, wirklich weh.
    Gemeinsam schritten sie auf den ersten Bungalow zu. Der Moder, der die Garnison durchzog, schien Ash zu ersticken.
    »Gruselig«, sagte John, der eine der Skulpturen mit einem Ast anpikte.
    Und ob , dachte Ash. Sie kamen aus aller Welt, einige waren klassisch griechisch, die meisten indisch, einige wenige modern, viele jedoch antik. Überwiegend waren es Kopien von Kopien, ein paar waren sorgsam und kunstvoll angefertigt, andere schlampig und laienhaft zusammengeschustert. Ash wurde das Gefühl nicht los, sich zwischen Toten zu bewegen. Leblose, leere Augen starrten ins Nichts, die Konturen der Bildnisse waren starr und sie verfielen langsam. Es waren Hunderte. Hier

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