Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
schwarzen, brodelnden Wasser. Die steinernen Füße des Affen, der Ash fest an sich drückte, waren bis an die äußerste rostige Kante der Tragfläche gerutscht, wo sich das Ungetüm mit seinen langen Zehen festkrallte.
Savage beugte sich über den Abgrund und stieß ein beeindrucktes Pfeifen aus. »Ich frage mich, wie viele Tausende von Litern pro Sekunde unter dieser Brücke hindurchrauschen. Sieh nur, wie hoch der Fluss gestiegen ist – er reicht fast bis zur obersten Querstrebe. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als der einzige Weg über diesen Fluss eine spindeldürre alte Seilkonstruktion war – kannst du dir das vorstellen?« Er tippte das Metall mit dem Stock an. »Das war vor über hundert Jahren. Willst du wissen, was dort unten ist? Du wärst überrascht, was so alles gegen die Pfeiler gespült wird. Boote, Autos, sogar Häuser – fortgerissen von den Fluten und doch zu groß, sodass sie zwischen den Grundpfeilern stecken bleiben.«
»Danke für die Geschichtsstunde, Savage. Jetzt würde ich gerne zurück in den Truck.«
Savage drehte sich zu ihm und lächelte. »Mach’s gut, Ash.«
Ash noch immer fest umklammert, sprang der Affe in die Tiefe.
Kapitel 30
Sie überschlugen sich immer und immer wieder, während sie in den Abgrund gerissen wurden. Ash erstarrte. Er konnte nichts tun, außer das Gewirr aus verschwimmenden dunklen Stahlstreben, den Lichtkegeln der Scheinwerfer und deren Reflexionen unter ihnen anzusehen, als sie zwischen den gigantischen Stützpfeilern abwärtstaumelten – direkt auf die wütenden Fluten zu. Laut heulte der Wind in seinen Ohren, presste ihm die Tränen aus den Augen und raubte ihm die Luft von den Lippen. Ash schöpfte ein letztes Mal Atem und machte sich gefasst auf –
Sie durchbrachen die Wasseroberfläche und alles wurde schwarz.
Eine Sekunde später schüttelte Ash die Benommenheit ab. Wasser gurgelte in seinem Mund und beinahe hätte er es eingeatmet, als er die im Mondlicht schimmernde Oberfläche in der Ferne verschwinden sah. Der angeschwollene Strom riss ihn und seinen Gegner mit sich, drückte sie hoffnungslos in die Tiefe. Ein zweiter Ruck presste Ash den Sauerstoff aus der Lunge, als sie gegen einen der Betonpfeiler krachten, auf denen die Brücke stand. Der Griff des Affen lockerte sich etwas, der linke Steinarm schien an Kraft zu verlieren. Sofort stemmte Ash sich dagegen, löste dadurch jedoch eine Strömung aus, die ihn über eine schroffe Stelle rutschen ließ, auf der er sich die Haut abschrammte. Er biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien.
Wie lange konnte er den Atem anhalten? Nicht lange genug. Obwohl er wesentlich stärker war als ein normaler Mensch, hatte er seine Grenzen, und von einer Million Tonnen Wasser niedergedrückt zu werden, war eine davon. Savage hatte sich geschickt davor gedrückt, Ash aus der Nähe zu töten und zu riskieren, dass er wie beim letzten Mal nur mächtiger wiederkehrte. Ash würde hier unten draufgehen. Diesmal endgültig.
Der Affe aus dunklem Marmor war schwer, doch der Fluss war stärker. Wie ein Purzelbaum schlagender Kieselstein wurden die beiden mit all dem anderen Treibgut, das sich am Fuß der Brücke angesammelt hatte, fortgespült.
Ich kann nicht mehr. Feuer erfüllte sein Inneres und nichts in der Welt schien ihm dringender, als zu atmen. Laut toste das Blut in seinen Ohren, während er gegen das zermalmende Gewicht des Wassers und die Umarmung des Steinmonsters ankämpfte. Plötzlich bemerkte er im Augenwinkel ein metallisches Blitzen. Instinktiv trat er wie wild mit den Beinen, um irgendwie die Richtung zu ändern, um näher heranzukommen.
Heftig prallten sie auf dem Grund des Flusses auf und rutschten durch Schlamm und über Steine, einige davon klein, andere so groß wie Felsen. Ash blinzelte sich den Schmutz aus den Augen und erblickte den metallischen Gegenstand wieder, nur drei Meter von ihnen entfernt. Es war das rostige Gestell einer Motor-Rikscha, halb versunken im Flussbett. Das Stoffdach hatte sich schon lange in seine Einzelteile aufgelöst, außerdem hatte das Gefährt das Vorderrad eingebüßt. Abgebrochen lag es halb vergraben im Schlamm – und genau das war es, worauf Ash es abgesehen hatte.
Oh Gott, er musste Luft holen! Seine Lunge und seine Brust schmerzten so sehr, dass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Sein gequälter Kopf fühlte sich dick und geschwollen an und seine Kiefer, die er noch immer mit verzweifelter Kraft zupresste, pochten
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