Ashes to Ashes (German Edition)
so etwas frage! Dir liegen die Frauen ja zu
Füßen. Du musst sie nur kurz ansehen und sie fliegen wie emsige Spatzen in
deinen Schoß!“, fügte Alan leise und beinahe trotzig hinzu.
„Holla, seit wann kannst du so reden?! Es geht
also um ein Mädchen…!“
„Das sage ich doch schon die ganze Zeit!“
„Natürlich! Es muss die Müdigkeit sein, die mich
etwas begriffsstutzig macht! Kenne ich sie?“
„Ich denke nicht… Ich bin ihr vor wenigen Tagen
zum ersten Mal begegnet, als ich dem König einen Brief überbracht habe. Sie kam
gerade die Treppe herunter. Am nächsten Tag sah ich sie mit der zukünftigen
Braut unseres Prinzen im Garten des Schlosses. Ich denke, sie hat bemerkt, dass
ich sie stocksteif angestiert habe, aber dann… hat sie sogar gelächelt und…“
„Und…?“
„Und ich kam mir wie ein Trottel vor, als ich
zurück gelächelt habe. Ich glaube es war eher eine Fratze, die ich geschnitten
habe. Sie hat sich schnell abgewendet und ist hinter einem Busch verschwunden!“
Er überlegte einen Augenblick in sich hinein,
bevor er sich eine Haarsträhne aus der Stirn schob und fortfuhr. „Ich glaube,
sie hält mich für primitiv und einen Hornochsen!“
Duncan hatte seine Hand wohl etwas zu ruckartig
auf Alans Kopf gelegt, denn der Junge zuckte erschrocken zusammen, ließ es dann
aber über sich ergehen, dass der Ältere ihm sanft den Schopf kraulte.
Ein leises Schmunzeln steckte in seinem
Mundwinkel. Er musterte Alan von der Seite.
„Am Anfang zerbricht man sich den Kopf über so
viele Kleinigkeiten. Nur schlauer wird man dadurch auch nicht.
Herumzulamentieren und zu überlegen, was der andere von einem hält, bringt oft
nicht viel. Der einzige Rat, den ich dir geben kann, Junge, ist… sei du selbst
und lass die nächste Begegnung einfach auf dich zukommen!“
„Wenn ich sie denn überhaupt je wieder sehe. Wer
weiß, ob sie mich jetzt lieber meidet!“
„Sie war bei Bernadette, hast du gesagt? Dann
ist sie vielleicht eine ihrer Bediensteten?“
Alan zuckte mit den Schultern, nuschelte einen
leisen Protest, als Duncan ihm scherzhaft mit zwei Fingern an die Stirn
schnippte.
„Wenn du ihr mit einer solchen Trauermiene
gegenüber trittst, würde ich auch lieber Reißaus nehmen! Du hast doch bald beste
Gelegenheit, sie wieder zu sehen! Immerhin feiern wir in wenigen Tagen eine
Hochzeit! Und ich möchte wetten, dass sie dort auch anwesend sein wird!
Vielleicht kann ich euch beiden dann ein wenig auf die Sprünge helfen!“
„Nur das nicht!“, warf Alan rasch ein. Weit riss
er die Augen auf, als er Duncans zufriedenes Nicken neben sich erkannte.
„Siehst du!“, drosch ihm der Ältere dann auf die
Schulter und stand langsam auf.
„Wir wissen beide, dass du auch ohne fremde
Hilfe zurecht kommst! Und jetzt ab Marsch zurück zu den anderen Burschen!“
Elegant schwang er sich auf sein Pferd,
schnalzte mit der Zunge und blinzelte Alan noch einmal zum Abschied zu, bevor er
davon ritt.
Der Junge blieb noch einen Moment reglos stehen,
umhüllt von der kühlen Dunkelheit.
Ein heiseres „Danke!“ lag ihm auf den Lippen,
doch er würde es aufsparen, bis Duncan zurückkehrte.
Duncan wechselte vom Galopp in einen langsamen
Schritt. Er war so plötzlich los geritten, dass er sich selbst nicht sicher war,
ob er es einfach nur eilig hatte, oder ob er nicht vielmehr fliehen wollte.
/Fliehen, wovor?/ ,
fragte er sich selbst bereits zum wiederholten Male.
- Fliehen vor einer Wahrheit, die ihm doch so
unwirklich schien. Bald würde eine Hochzeit stattfinden. Die Hochzeit,
die ihm die Liebe seines Lebens entreißen würde, die jede Zärtlichkeit, nach der
sie sich beide sehnten, zu einer Sünde erstarren lassen würde.
/Werde ich es ertragen können, dir in die Augen
zu sehen, wenn du dem Bund dein Ja versprichst? Mann und Frau, Prinz und
Prinzessin. Es wird so sein, wie es immer war. Und ich werde diesen Tag
verfluchen, wenn du deine Arme ausbreitest, um mir wie ein Vogel zu entfliehen,
den seine weit gespannten Flügel in die eigene Falle treiben. Und wir werden…
Gefangene sein…/
***
Der Morgen war angenehm kühl auf seinem Gesicht
und roch nach feuchtem Frühnebel, der allmählich von den Feldern empor stieg und
unter seinem Schleier einen blauen Himmel vermuten ließ. Der Tag würde wohl
sonnig werden.
Christen räkelte sich langsam und beugte sich
dann über das Geländer, um den Schlosshof überblicken zu
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