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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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war ein Mensch, dem es ziemlich gleichgültig war, wie er seine Haut rettete, und auf wessen Kosten, und wer letztendlich den Kopf für das Versagen der Assassini hinhalten mußte.
    Diese Eigenschaften Torricellis wurden D’Ambrizzi besonders deutlich, als der Bischof begann, nach einem geeigneten Sündenbock Ausschau zu halten, um endlich die beharrlichen Rufe Roms nach ›Vergeltung‹ verstummen zu lassen und den unbequemen, hartnäckigen Collector loszuwerden. Und D’Ambrizzi erkannte immer klarer, wem Torricelli den Schwarzen Peter zuspielen wollte: seiner rechten Hand, seinem langjährigen, bewährten und engen Mitarbeiter … D’Ambrizzi. Der sein Vertrauter gewesen war. Der fast soviel wußte wie er selbst. Dem er seine Ängste und Sorgen anvertraut hatte, was den Einsatz von Simons Truppe entgegen den Befehlen aus Rom betraf. D’Ambrizzi war der ideale Sündenbock.
    Und darum machte D’Ambrizzi den ersten Schachzug, bevor der Bischof ihn dem Collector zum Fraß vorwerfen konnte.
    Er wandte sich an jenem Abend, als er eine Aufforderung erhielt, zum ›Rapport‹ nach Rom zu kommen, an einen amerikanischen Geheimdienstoffizier. Der Rückruf nach Rom kam ihm wie ein Rückruf nach Moskau vor, wie er es in seinem Manuskript ausdrückte, und solchen Aufforderungen sollte ein halbwegs kluger Mann lieber nicht nachkommen. Der Amerikaner war ein alter Freund, der während der Besatzungszeit ziemlich verwegene Spionageaufträge für den militärischen Geheimdienst der Vereinigten Staaten ausgeführt hatte; ein Mann, dem er vertrauen konnte. Und mit Hilfe dieses Geheimdienstmannes – D’Ambrizzi erläuterte die Vorgänge vergleichsweise detailliert – gelang es ihm, unterzutauchen und den bereits zuschnappenden Klauen des Collectors doch noch zu entkommen. Wie vorher schon Simon, verschwand nun auch D’Ambrizzi urplötzlich von der Bildfläche. Sein amerikanischer Freund schleuste ihn mittels gefälschter Papiere – D’Ambrizzi schlüpfte in die Identität eines verstorbenen Geistlichen – aus dem vom Krieg zerstörten Europa und brachte ihn nach Princeton, New Jersey.
    Der amerikanische Freund war natürlich Hugh Driskill. Und in Princeton verfaßte D’Ambrizzi sein ›Testament‹
    Als Father Dunn geendet hatte, grübelte ich über die ganze Geschichte nach und versuchte zu ergründen, ob sie mehr war als nur eine interessante Episode und ob sie irgendwie weiterhelfen konnte. Ich wußte es nicht. Jedenfalls stand nun fest, daß Kardinal D’Ambrizzi sehr viele Antworten wußte, auch auf einige meiner brennendsten Fragen. Aber wie ich oder irgend jemand anderer ihn dazu bringen konnte, über die Vergangenheit zu reden – noch dazu über eine Killertruppe, die von der Kirche als Helfershelfer der Nazis rekrutiert worden war –, und ob er bereit war, die geheimnisvollen Codenamen aufzudecken, das stand auf einem anderen Blatt.
    Mir wurde deutlich, daß Dunn und ich aus zwei verschiedenen, voneinander unabhängigen Quellen – oder sogar drei, sofern man Gabrielle LeBecq dazurechnen konnte – eine Geschichte über das besetzte Paris erfahren hatten, welche die Kirche aus naheliegenden Gründen nicht an die Öffentlichkeit dringen lassen wollte. Und Val hatte sie aufgedeckt, hatte den Mantel des Schweigens lüften wollen.
    Oder steckte noch mehr dahinter? War das Grund genug, dafür zu töten?
    Und wer waren diese Leute?
    Der Collector?
    Der Mann im Zug?
    Was war wirklich mit Simon geschehen?
    Und warum tauchte in D’Ambrizzis Testament eine geheimnisvolle Gestalt überhaupt nicht auf: Archduke? Für Etienne LeBecq schien dieser Unbekannte noch bedeutsamer als Simon gewesen zu sein. Warum sonst hätte er ein Ausrufungszeichen hinter diesen Namen setzen sollen? Und selbst für Torricelli war Archduke wichtig genug gewesen, sich in der allergrößten Verzweiflung an ihn zu wenden. Nur er kann Simon unter Kontrolle halten …
    D’Ambrizzi hatte fast alles erwähnt. Nur nicht diese schattenhafte Gestalt …
    Archduke.
    Plötzlich erstrahlte weit vor uns das Lichtermeer von Paris, und die Maschine ging langsam in den Sinkflug über.
    Am nächsten Morgen entdeckten wir ein Straßencafe mit Blick auf Notre-Dame und setzten uns in Korbstühle an einem Tisch mit Glasplatte, über uns flatterte die mit einer Cinzano-Reklame bedruckte Markise im Wind. Es war ein Morgen mit strahlend blauem Himmel, und die Temperatur war für Mitte November recht mild; dennoch schien der Tag unsere eigene Situation widerzuspiegeln:

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