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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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etwas von dem Techno-Virus gespart und ihn damit infiziert haben. Das Virus würde seine Blutbahn hinauf bis ins Hirn schwimmen, würde sich im Limbischen System ansiedeln, im Thalamus und im Mandelkern, wo die Angst zu Hause ist. Es würde diese Angst befreien wie eine Herde wilder Tiere. Es würde sie aufreizen und anstacheln und über jedes Maß steigern, es würde die Angst zur alles beherrschenden Macht in seiner Psyche machen.
    Es würde Paikkala auf diese Weise in eine Hölle befördern, die nur für ihn reserviert war. Ohne dass irgendein Gegengift, ohne dass ein nanochirurgischer Eingriff ihm helfen könnte.
    Denn dieses TechnoVirus war unfehlbar. Er selbst hatte es beschafft und darauf geachtet, dass es ein ultimatives, irreparables Werkzeug war.
    Paikkala schloss die Augen. Er wusste nicht – und niemand wusste, wann das TechnoVirus seine Vorarbeiten beendet haben würde, wann es zuschlagen würde. Er konnte noch Jahre, noch Jahrzehnte unbehelligt bleiben – zu lang, um der Höllenfahrt mit einem Selbstmord vorzubeugen. Oder – er öffnete die Augen wieder – er konnte gerade eben zum letzten Mal schmerzlos in sein Spiegelbild blicken.
    Minutenlang stand er ratlos da.
    Dann begriff er mit einem Mal, welche Freiheit ihm verliehen war. Nichts Schlimmeres war denkbar als das, was er in sich trug. Nichts konnte ihn mehr bedrohen.
    Er konnte tun, was immer er wollte.

 
Der Ghogul-Briseis-Komplex harrt seiner Lösung
     
    Es war früh am Montag, dem 3. März 3102. Briseis erwachte, reckte sich und stieg ohne einen Blick auf den Mann aus dem Antigrav-Alkoven. Sie hatte die Nacht nach dem Vorfall im Park der Purpurroten Kreatur der Lust mit Hoffins in diesem schwebenden Schlafraum zugebracht. Der Alkoven war auf eine minimale Schwerkraft von 0,2 Gravos gestellt. Briseis empfand diese unnatürliche Leichtigkeit nicht als angenehm, litt sie aber, weil sie Artemio spürbar Vergnügen bereitete.
    Der Alkoven wippte leicht, als sie absprang. Sie landete weich. Hoffins Kemenate war mit einem Erdfußboden ausgelegt. Auf dem kurz geschorenen Rasen wuchsen schlichte, schöne Blumen. In der Mitte floss ein schmaler Bach. Briseis stellte sich breitbeinig darüber und erleichterte sich.
    Dann ging sie ein paar Schritte gegen die Strömungsrichtung, beugte sich und schöpfte Wasser, sie trank es aus der hohlen Hand.
    Hoffins rief aus dem Alkoven nach ihr. Sie antwortete nicht, sondern las ihre Kleidung auf und zog sich an.
    »Briseis!«
    »Ich bin hier«, meldete sie sich.
    Hoffins kam an den Bach, nackt, schön wie ein junges Tier. Briseis biss sich vor Wut über ihre Hingabe an diesen Mann auf die Unterlippe.
    Der Kommandant der Schwarzen Garde kam zu ihr. Er sah den Blutstropfen, nahm ihn mit der Fingerspitze auf und leckte ihn ab. »Was ist?«
    »Ich liebe dich, das ist«, sagte sie zornbebend.
    »Nun«, sagte er selbstgefällig. »Es gibt Schlimmeres.«
    Sie fasste ihn mit der Hand beim Schopf.
    »Nimm die andere Hand«, befahl er. Nach einem Moment des Zögerns ließ sie ihn los.
    »Nichts erniedrigt so, wie zu lieben«, erklärte sie ihm.
    Hoffins lachte. »Menschen tun sich auch so schon schlimme Sachen an. Aber dass sie sich auch noch lieben müssen …«
    »Liebst du mich denn neuerdings?«, fragte sie und betrachtete ihn forschend wie ein Insekt.
    »Wozu?« Er lachte fröhlich. »Ich muss ein wenig Nachrichten schauen«, informierte er Briseis. »Sei so lieb und kümmere dich unterdessen ein wenig um Ghogul.«
    Konsul Artemio Hoffins seufzte innerlich, als Briseis gegangen war.
     
     
    »Du bist ein böser Mensch, Briseis«, sagte Ghogul bewundernd, nachdem er das Holovideo gesehen hatte, das die Hand von ihren Tätlichkeiten im Park der Purpurroten Kreatur der Lust gemacht hatte. Der Holowürfel stand auf dem Küchentisch. Briseis hatte dem Kochrobot Anweisungen für ein Frühstück gegeben. Es roch nach Pfannkuchen und aromatischem Papok-Eis. Der Duft hatte den fetten Ghogul aus seiner stickigen Kammer hervorgelockt.
    Er saß nun wie ein prallvoller Sack in seinem Sessel. Die Beine waren dick wie bei einem Elefanten, geradezu pompös. Immer wieder wischte er sich mit einem blütenweißen Taschentuch über die Stirn und den kahlen Schädel, um sich den Schweiß abzuwischen.
    »Diese Höllenwelt bringt mich noch um«, ächzte er. »und das Klima hier ist Gift für meinen Teint.«
    Briseis schaute ihn belustigt an. »Ghogul, mein Guter«, sagte sie, »ich finde, es ist das ideale Klima hier für dich! Artemio

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