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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Arkadi wurde gleichgültig und träge, Boris hingegen unruhig und geschäftig, doch erstens geschah das erst rund zwanzig Jahre später, und zweitens brachte ich es in meiner besten Zeit niemals zu solch einem Energiebündel, wie es Arkadi in den Jahren 1955 bis 1965 war.)
    1955 hatten wir:
    – Die Asche von Bikini – einen publizistischen Roman, den Arkadi gemeinsam mit seinem Armeekameraden L. Petrow verfasst hatte {4} (publiziert in der Zeitschrift Junost );
    – die phantastische Novelle ›Das vierte Reich‹, die Arkadi allein geschrieben und nirgends veröffentlicht, anscheinend auch nie einem Verlag angeboten hatte;
    – die phantastische Erzählung ›Wisko‹, von Boris allein verfasst und von einer Literaturlehrerin gelobt (später dann vom Autor in einem Anfall berechtigter Selbstkritik vernichtet);
    – die phantastische Erzählung ›In der Menge verloren‹, von Boris allein verfasst – den bemühten und verfehlten Versuch, eine ihn damals umtreibende Idee vom »erworbenen Gedächtnis« umzusetzen, von einer Reise des Bewusstseins durch die Welten des Universums;
    – ›Die Ersten‹, den außerordentlich effektvollen und energischen Entwurf einer nicht realisierten phantastischen Novelle, den Arkadi einst erdacht hatte (und der später im Atomvulkan Golkonda Verwendung fand);
    – ›Wie Kang starb‹, eine phantastische Erzählung, die Arkadi schon 1946 geschrieben hatte (von Hand, mit schwarzer Tusche und hervorragenden Illustrationen des Autors);
    – ›Sandfieber‹, den ersten Versuch einer Gemeinschaftsarbeit, eine phantastische Erzählung, angefertigt in der Art eines Wechselgesangs in Prosa: Einer schreibt eine Seite auf der Maschine, dann der andere eine Seite, und so bis zum Ende ohne vorgefassten Plan, ohne die geringste Vorstellung, wo die Handlung spielt, wer die Helden sind und wie das alles enden soll ...
    (Etwa 1954, ’55 war im Haushalt unserer Mutter eine Schreibmaschine aufgetaucht – von sonderbarer vertikaler Konstruktion, mit abgeplatztem Lack, staubig, grotesk, aber mit erstaunlich genau austarierten weichen Tasten, die zu drücken einen geradezu körperlichen Genuss bereitete. Alles, was wir – einzeln oder gemeinsam – bis 1958 verfassten, wurde auf dieser Maschine geschrieben. Mitunter denke ich ganz im Ernst: Ob es wohl die Brüder Strugatzki überhaupt gegeben hätte, wenn diese Maschine nicht zu ihnen geraten wäre, sondern rechtzeitig ihre verdiente Ruhe auf irgendeinem Müllplatz gefunden hätte? Wahrlich, mitunter ergeben sich ernste Folgen aus den kleinsten, ganz läppischen Ursachen.)
    Gemäß der schon etablierten Legende machten sich die Strugatzkis wegen einer Wette an den Atomvulkan Golkonda – sie sollen Anfang 1955 (oder Ende 1954) mit Lenka, der Frau Arkadis, um eine Flasche Schampus gewettet und, dies getan, sich sogleich hingesetzt, sich alles ausgedacht und mit dem Schreiben begonnen haben.
    In Wahrheit ist die Idee des Atomvulkans älter. Den Gedanken an einen Roman über eine tragische Expedition auf den gnadenlosen Planeten Venus hatte Arkadi wohl in der zweiten Hälfte des Jahres 1951. Ich erinnere mich vage an unsere Gespräche zu diesem Thema und kann partout kein halbwegs genaues Datum feststellen. Die weitaus meisten Briefe von Boris aus jener Zeit sind verloren gegangen, doch die meisten Briefe Arkadis sind Gott sei Dank erhalten geblieben, sodass man doch ein paar chronologische Fixpunkte setzen kann. Hier ein paar Zitate:
    Zwischen dem 1. 11. 51 und dem 12. 4. 52 (anscheinend der erste Brief Arkadis von Kamtschatka):
    Ich denke über einen Roman über Tarzan nach – einen neuen, anderen Tarzan, ein richtiges Tier, grausam, listig, rachsüchtig: Ich will ihn Rumata nennen – wie findest Du das? Mit dem »Ufer der heißen Nebel« {5} bin ich nicht zufrieden, es ist eine Menge umzuarbeiten, einschließlich einer Änderung der Fabel.

    Dies ist die erste dokumentierte Erwähnung des Romans über die Venus. (Übrigens auch die erste Erwähnung des Namens Rumata.)
    10. 12. 52, Brief von Arkadi:
    ... fand ich Deine Einwände bezüglich des ›Ufers‹ interessant. Dazu erlaube ich mir ein paar Fragen. Erstens: Du schreibst, das Wasser sei auf der Venus verschwunden, als die Sonne hundertmal stärker schien als [heute]. Ich wüsste gern, wann das gewesen sein soll und ob es damals die Venus überhaupt gab. Zweitens: Wenn es auf der Venus kein Wasser gibt, was stellt dann die Wolkendecke dar, die sie (die Venus) umgibt? Drittens: Wenn es

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