Auch keine Tränen aus Kristall
vom Sessel und schlang ihre Fühler um die seinen. »Andere Verantwortungen.« Sie liebkoste ihn.
Er überlegte, wie er es besser formulieren sollte, schaffte es aber nicht. »Ich muss das einfach tun, Fal.«
»Aber du sagst nicht, warum. Kannst du es nicht erklären?«
»Nicht besser, als ich es schon getan habe.«
Sie ließ seine Fühler los und zog sich zurück. »Ich kann eine Entscheidung nicht ohne Grund akzeptieren. Du darfst es nicht tun. Ich werde es nicht zulassen.«
Aber Ryo hastete bereits durch die Wohnung, schlüpfte in die Tagesweste mit ihren Taschen und verstaute Gegenstände in seiner Kleidung. »Ich setze mich mit dir, sobald es geht, in Verbindung. Es tut mir leid, Fal. Ich kann nichts anderes tun.«
»Doch! Nichts zwingt dich dazu, das zu tun.« Sie betonte bewusst jedes Klicken und jedes Pfeifen.
»Ich setze mich, sobald es geht, mit dir in Verbindung«, sagte er noch einmal. Dann hatte er die Wohnung verlassen und eilte durch den kühlen Nachtkorridor draußen.
Fal stand mitten im Vorderzimmer, wie vom Blitz gerührt. Das Ganze war so schnell gegangen: Er hatte die Nachricht gelesen, sie hatte ihn in Aufregung versetzt, sie hatten ein paar Worte gewechselt - und jetzt war er weg. Auf dem Weg zum fernen Hivehom und vielleicht auch in den Wahnsinn. Aber sie mochte ihn zu sehr, um das zuzulassen. Das war zuviel, als dass man es einfach wegwerfen durfte. Sie ging schnell an die Konsole.
Die Dienstleister traten ihm auf halbem Wege zum Transportterminal entgegen, und ihre Haltung war vielleicht ein wenig steifer als üblich. In diesem Augenblick ging es nicht darum, den Alten zu helfen oder Abfälle einzusammeln.
»Guten Abend«, sagte Ryo mit einer hastigen Grußgeste.
»Auch Ihnen einen guten Abend, Bürger«, sagte der Führer der Gruppe. Sie waren zu viert, alle größer als Ryo. Soldaten mochten früher einmal so ausgesehen haben, dachte er. Er versuchte um sie herumzugehen, aber sie versperrten ihm den Weg.
»Ist etwas?« fragte er den Anführer.
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wir handeln auf Bitten Ihrer ClanMutter und Ihrer Familie.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte er, als sie ihn herumdrehten, wobei ihre Fußhände die seinen festhielten. »Ich habe kein Verbrechen begangen. Was hat das zu bedeuten?«
»Wir sind selbst nicht sicher«, erklärte der Anführer. »Nur dass unser Verein auch von der Wabenmutter selbst sanktioniert ist. Es tut mir leid«, fügte er in entschuldigendem Ton hinzu und schien das auch durchaus ernst zu meinen. »Sie kennen die Sitte. Eine solche Aufforderung muss ausgeführt werden.«
Aufforderung. Ryos Gedanken zerlegten das Wort in seine Bestandteile, während er in der Versammlungshalle des Clans stand. Es war sehr spät. Die vier Dienstleister hatten sich unter Entschuldigungen entfernt.
Vor ihm saßen wenigstens ein Dutzend, die Ryo kannte, Fal war darunter ... Das überraschte ihn - obwohl es ihn eigentlich nicht hätte überraschen sollen. Sein Erzeuger und seine Dame. Zwei seiner drei Schwestern ... Die anderen waren nach Zirenba weggezogen. Einige Clan-Älteste.
»Man hat meine Bewegungsfreiheit als Bürger beeinträchtigt«, sagte er. Sein Blick erfasste Fal. Sie wich ihm aus und reinigte sich nervös mit einer feuchten Echthand ein Auge.
»Es tut mir leid, Ryo. Ich hielt es für notwendig, für dich und mich am besten. Du hast deine Verantwortung.«
»Wir sind nicht gepaart«, sagte er etwas schroffer, als er dies beabsichtigt hatte. Sie hörte auf, sich zu säubern.
»Das ist mir bewusst. Was ich getan habe, geschah aus den Gefühlen heraus, die ich für dich empfinde, was auch immer du für mich empfinden magst. Das musst du glauben.« Ihr Pfeifen klang schmerzhaft klagend.
»Kommen Sie her, Ryozenzuzex!« Das war ein Befehl, wenn auch ein sanfter. Er trat vor, bis er vor einer Thranx stand, der er bisher erst zweimal begegnet war.
Zweitausendfünfhundert Angehörige des Zu-Clans lebten in Paszex, und Ilvenzuteck war ihr geistliches Oberhaupt, wenn nicht gar ihr politisches. Die Clan-Mutter war sehr alt. Ihr Chiton war zu tiefem Purpur verblasst und an manchen Stellen fast schwarz. Ihre Fühler hingen erschlafft, und ihre Augen waren so stumpf wie der Tod. Aber an ihrer Rede war nichts Greisenhaftes. Ihre Gesten waren sparsam, aber deutlich, ihr Pfeifen eindeutig, ihr Klicken scharf und ohne die leiseste Andeutung von Unsicherheit.
»Falmiensazex hat mir von Ihrem Wunsch berichtet, uns zu verlassen. Sie wollen also
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