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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
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Kapitän Nuschel und der Kopilot gesellten sich zu ihnen. Diese Notsitze waren nicht nur unbequem, sondern boten zudem eine schlechte Sicht auf das, was wir so gern live mitbekommen hätten. Inspektor Stiller stieg zu. Wir hörten das Zischen der Tür, als sie geöffnet wurde, dann Gemurmel, dann nichts mehr. Plötzlich lugte Harold um die Ecke und bat uns, mit nach vorne zu kommen. Charline, du bist wie eine Rakete aus deinem Gurt herausgeschossen. Ich dachte, du donnerst mit dem Kopf an die Decke. Wie kann man nur so schreckhaft sein? Nur gut, dass ich wusste, was jetzt kam und mir in weiser Voraussicht die Ohren zugestöpselt habe, sonst hätte mir dein Gekreische die Eingeweide verknotet.«
    »Du übertreibst maßlos«, behauptet die Frau, deren legendäre Erschreckensschreie selbst Tote aufwecken.
    »Für alle unerwartet Beschallten konnte dein Alarm nur eins bedeuten: Jetzt hat noch einer den Löffel abgegeben. Männer, Frauen und Kinder stimmten gleichermaßen mit ein. Mann, das ging mir durch und durch. Der blanke Horror.«

    Für Sie zur Info: Charline-Elke Breitschnabel ist die mit Abstand größte Schisserin, die ich kenne. Halten Sie mich ruhig für fies, aber es macht mir einen Heidenspaß, sie aufzuscheuchen, und dazu nutze ich jede Gelegenheit. Bei ihr würden ein leises »Buh!« oder ein Stupser schon reichen – doch das ist mir zu profan. Ich will den ultimativen Schock, das pure Entsetzen und werde nie müde im Ausdenken von neuen Schreck-Situationen. Eine meiner Lieblingsvarianten: »Da steht einer mit ’nem Messer!« Das geht so: Es ist spät in der Nacht. Man verabschiedet die Freundin nach einem netten gemeinsamen Abend an der Haustür, redet banales Zeug, drückt sie zum Abschied und dann, völlig unerwartet, brüllt man: »Da steht einer mit ’nem Messer!«, haut die Tür zu und knipst die Außenlampe aus. Der Knaller, klappt immer. Wer wie ich Abmahnungen wegen Ruhestörung sammelt, wird garantiert reich damit beschenkt werden.
    Oder die Voll-auf-die-Zwölf-Methode: Man folgt seiner Freundin im Lokal auf die Toilette und tut so, als wolle man sich nur frisch machen. Sie sucht sich eine Kabine aus. Man wartet einen Augenblick, schleicht sich in die Nebenkabine, nimmt eine Rolle Toilettenpapier, steigt auf den Klodeckel und zimmert ihr das Ding voll auf die Zwölf (auf den Kopf, für alle die nicht wissen, wo die Zwölf ist). Vorausgesetzt natürlich, die Zwischenwände reichen nicht bis zur Decke. Erklärt sich von selbst. Ist aber meistens der Fall. Ich kenne mich da aus. Genial, oder? Okay, sie ist mit Sicherheit stinksauer, für mindestens eine Stunde, aber dieses Bild von ihr hat man für den Rest seines Lebens in seinem Kopf und kann es jederzeit abrufen. Mal ehrlich, da lohnt es sich doch, abzuwägen.

    »Wieder rettete die Stewardess die Situation. Sie hätte es echt verdient, beim Namen genannt zu werden, aber er fällt mir einfach nicht ein. Er stand auf ihrem Ansteck-Schildchen, aber da kann ich nachträglich wohl kaum draufgucken. ›Es ist nichts passiert, alles in Ordnung, die Dame hat sich nur erschrocken – kein Grund zur Beunruhigung.‹ Sie wirkte außerordentlich professionell und versuchte, mit beschwichtigenden Worten und Gesten zu retten, was von ihrer Karriere noch übrig war. Du hast dich wieder eingekriegt und mit dir nach und nach auch die anderen Schreihälse. Ich hatte meinen Spaß. Wir sind nach vorne geschlichen und haben uns unter die wichtigen, stehenden Leute gemischt, als gehörten wir zur Crew. Mit freiem Blick auf die Verdächtigen brachten wir uns in Beobachtungspose.«
    »Ich weiß, wer der Mörder ist.«
    »Wer?«
    »Sag ich nicht.«
    »Warum unterbrichst du mich dann?«
    »Weil ich dich durchschaue. Mach weiter, ich bin gespannt, ob ich recht habe.«
    »Der Kapitän stellte uns, also allen Insassen, Inspektor Stiller als den die Ermittlung leitenden Beamten vor – ohne Mikrofon. Er schielte dabei immer wieder zu der Stewardess und suchte in ihrem Gesicht nach Zeichen der Reue. Er redete sich regelrecht in Rage, wahrscheinlich, um zu beweisen, dass man ihn sehr wohl verstand. Die Stewardess zeigte ihm die kalte Schulter, dem Inspektor allerdings ihr schönstes Lächeln. Harold und der Kopilot waren nur Dekoration. Der Inspektor bemerkte ihre Avancen und nickte italienisch umgekehrt.«
    »Wie nickt man denn umgekehrt?«
    »Wenn du nickst, neigst du dein Kinn zur Brust und wieder zurück in die Gerade. Wenn ein Italiener nickt, reißt er sein Kinn nach

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