Auf dem Weg zu Jakob
bei einer jährlichen Durchschnittstemperatur um 13°C. Die Hauptanbauprodukte sind Wein (das Gebiet ist bekannt für die guten Rosé- und Weißweine) und Obst sowie Produkte aus traditionellem Gartenbau aus Minifundien.
Bei der Viehhaltung überwiegen eindeutig Rinder, gefolgt von Schweinen. Ziegen und Schafe spielen eine untergeordnete Rolle. Interessant ist allerdings die relativ hohe Anzahl von Pferden, die laut Statistik von 1996 sogar noch größer ist, als die Anzahl der Traktoren. Selbstverständlich haben auch moderne Landwirtschaftsmaschinen Einzug in den Bierzo gehalten, aber bei der intensiven Bewirtschaftung der Minifundien ist modernes Gerät oft weder praktisch noch ökonomisch.
Mittwochs ist der traditionelle Markttag, an dem Getreide, Vieh und Obst feilgeboten wird, wobei sich das Angebot inzwischen auf Obst und Gemüse reduziert hat. Nur zu besonderen Anlässen, wie z.B. San Antonio de Santiago findet auch ein Viehmarkt statt.
Bei der verarbeitenden Industrie stehen logischerweise Lebensmittelprodukte an erster Stelle, gefolgt von Textil- und lederverarbeitender Industrie. Des weiteren findet sich holzverarbeitende Industrie einschließlich Papierproduktion, sowie ein paar chemische Betriebe, die Farben und Treibstoff herstellen, und Baugewerbe gibt es natürlich auch. Während die Wirtschaft des Umlands auf traditioneller Agrarwirtschaft basiert, stützt sich die Stadt verstärkt auf den Servicesektor, wie beispielsweise den Tourismus.
Nachdem ich in mein Hotel eingecheckt und mich etwas erfrischt habe, lasse ich das ursprüngliche Straßenbild auf mich wirken und spaziere die mittelalterliche Calle de Agua entlang, auf der schon viele Pilgergenerationen weiter nach Westen gezogen sind. Und es gibt noch etwas Besonderes hier in Villafranca, nämlich die romanische Santiagokirche aus dem 12. Jahrhundert ( Seite 111). Der spanische Papst Calixt III (1455-1458) erließ ein Sonderrecht, wonach kranke Pilger, die es voraussichtlich nicht mehr bis nach Santiago schaffen würden, bereits hier schon ihren Ablass erhalten konnten. Speziell zu diesem Zweck gab es ein Portal an der Seite der Kirche, die sogenannte Puerta del Perdón. Diese Tür wird allerdings nur in einem heiligen Jahr geöffnet, also wenn der 25. Juli auf einen Sonntag fällt.
Ich spaziere weiter durch die Stadt. Escolas de Gaitas, Dudelsackschulen, weisen auch auf den Erhalt keltischer Folkloretraditionen hin. Ich gehe bergauf und komme an der Burg des Markgrafen von Villafranca aus dem 6. Jahrhundert vorbei, heute in Privatbesitz.
Ein Stückchen weiter treffe ich auf die Herberge der Familie Jato, die sich in Pilgerkreisen bereits schon einen Namen mit ihrer Hilfsbereitschaft gemacht hat. Natürlich müssen sie auch von etwas leben, und so gibt es wohl nebenbei einen Souvenirverkauf, in dem man Kürbisflaschen, Pilgerstäbe, Muscheln und was das Pilgerherz sonst noch begehrt, kaufen kann.
Abends sitze ich zunächst oben bei der Kirche San Francisco (13. Jh. und 15. Jh.), die laut Aussage einiger Quellen zur Erinnerung an Franz von Assisis Pilgerreise nach Santiago von ihm selbst gegründet wurde, nach Aussage anderer Quellen jedoch Anfang des 13. Jahrhundert von Doña Urraca gestiftet wurde, der Frau von Ferdinand II von León. Ehrlich gesagt, mir ist es egal, wer die Kirche nun errichtet hat, aber es ist ein schönes Plätzchen.
Ich sitze hier eine Weile und warte auf einen Telefonanruf, zu dem ich mich mit meinen Mann verabredet hatte. Ich sende eine SMS-Nachricht, dass er sich melden möge.
Dann ist es endlich Zeit, auf dem großen Platz im Zentrum der Stadt zwischen lauter Weißfüßen in Badelatschen zu Abend zu essen. Mein Thermometer zeigt auch jetzt noch knapp 30°C. Mitten in der Vorspeise piepst das Handy. Eine SMS: er kommt mit dem Telefonat nicht durch. Ich bin beruhigt; es handelt sich nur um ein überlastetes Telefonnetz. Wie mussten sich die Pilger im Mittelalter gefühlt haben, die mehrere Monate lang keinen Kontakt mit der Familie zu Hause hatten? Und Pferde mieten, wenn man nicht mehr konnte, war damals wohl auch nicht so leicht, wie man heute an einen Mietwagen herankommt.
Magisches Galicien
Am nächsten Morgen, es ist noch frisch, hat aber schon alle Anzeichen eines kochend heißen Tages, fahre ich los. Heute gilt es den Cebreiro-Pass zu überqueren um nach Galicien zu gelangen.
Die Straße aus Villafranca heraus ist fürchterlich. Ich bin froh, sie im Auto hinter mich bringen zu können, und
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