Auf die Freundschaft!
meine, Liebe ist so ein großes Wort…“
„Keine Ausreden!“ Maria stellte ihr Glas auf der Theke ab und beobachtete aus den Augenwinkeln ihren Mann.
„Wenn es Liebe ist, dann weißt du es. Du spürst diese Verbindung zwischen dir und ihm wie ein unsichtbares Band, das euch verbindet, egal, wie weit ihr voneinander entfernt seid. Du würdest alles aufgeben für ihn, mit der Gewissheit, dass er für dich das Gleiche tun würde und du hast das Gefühl, nicht ohne ihn leben zu können. Er ist die Luft, die du atmest und der Grund, warum du existierst.“
Sie wandte ihren Blick von Christian ab und strahlte mehr als jemals zuvor. Ich hingegen starrte sie nur an.
„Wow, du bist ja richtig poetisch!“, rief ich und Hannah pflichtete mir bei: „Vielleicht solltest du Liebesgedichte für Pärchen schreiben.“
Maria grinste verlegen. „Das war aus einer E-Mail von Christian, die er mir auf der letzten Geschäftsreise geschickt hat. Aber sagt es ihm nicht weiter.“
Es beeindruckte mich, dass Christian und Maria auch nach sieben Jahren Ehe noch immer wie frisch verliebt wirkten. Gleichzeitig fragte ich mich, ob ich das empfand, was Maria beschrieben hatte, aber ich hatte vor der Antwort zu viel Angst.
Wir brachten den Kaffee und den Kuchen ins Wohnzimmer und baten alle Anwesenden, sich an dem großen Eichentisch niederzulassen. Ich bemerkte, dass Christian Maria einen Kuss gab und sie liebevoll seine Hand drückte. Mike unterhielt sich währenddessen mit Manfred über einen für seine Strenge bekannten Lehrer an unserer Schule.
Als Finn nach der Bescherung im Bett war und die älteren Kinder in ihren Zimmern, verzogen wir Frauen uns zunächst wieder in die Küche, wo wir die Spülmaschine einräumten, während die Männer und Mike im Wohnzimmer „Die Feuerzangenbowle“ guckten und sich unterhielten.
Karin hatte eine große Küche mit vielen Arbeitsflächen und einem Tresen, an dem man gemütlich sitzen konnte. Sie brühte nun Tee und wir aßen die restlichen Kuchenstücke, während wir wie immer unsere alltäglichen Probleme besprachen.
„Ich sage euch, wenn das so weitergeht, habe ich bald mehr Muskeln als Arnold Schwarzenegger.“ Hannah schob sich ein extra großes Stück Marmorkuchen in den Mund.
„Mit wem machst du es denn dieses Mal?“, fragte Maria, die genau wusste, welche Aktivität Hannah wohl gemeint hatte. Hannah kaute den Kuchen und trank zuerst einen Schluck Tee, bevor sie antwortete.
„Er heißt Ronny und ist eigentlich schwul.“
„Bitte was?“, rief Karin überrascht. „Wie darf ich das denn verstehen?“
„Er ist ein Mandant meiner Kollegin. Ich weiß nicht wirklich, ob er schwul ist, aber er wird der neue Besitzer einer Schwulenbar. Ich dachte mir, ich könnte ihn vielleicht von der Heteroseite überzeugen.“
„Sehr fürsorglich von dir“, grinste ich.
„Schwule Männer sollen wunderbare Ehemänner und Väter sein, hab ich mal gelesen“, sagte Maria. „Vielleicht wäre so einer ja was für dich.“
„Ich heirate nie wieder, nicht einmal einen schwulen Mann.“
„Das eine Mal hat dir ganz schön zugesetzt, wie?“, fragte Maria.
Ich hakte nach. „Du hast mir noch nie was über deine alte Ehe erzählt.“
„Da gibt es auch nichts zu erzählen. Ich habe ihn im Studium in München kennengelernt, war total verliebt, wir haben geheiratet und dann festgestellt, dass er ein Problem damit hat, wenn seine Frau mehr verdient als er. Er fand nach dem Studium keine Anstellung, ich hingegen konnte gleich durchstarten. Er war total neidisch auf mich. Kurzum, wir haben viel gestritten, ich fühlte mich einfach elend und nach ein paar Jahren haben wir beschlossen, dass wir getrennte Wege gehen sollten.“
Hannah berichtete all das betont gefühllos, aber in ihren Augen konnte ich erkennen, dass ihr diese Episode ihres Lebens alles andere als gleichgültig war.
„Das tut mir echt leid“, sagte ich, aber Hannah lachte, wenn auch eine Spur zu laut.
„Ach, Unsinn, mir geht es gut! Ich bin eben nicht für Beziehungen geschaffen und lebe sehr gern so, wie ich es tu. Aber genug von mir. Maria, wie sieht es denn mit eurem Kinderwunsch aus?“
„Wir haben im Januar einen Termin bei einem Spezialisten.“
„Es klappt also noch immer nicht?“, fragte ich.
Maria lachte traurig auf.
„Christian traut sich schon gar nicht mehr nach Hause, weil ich ihn dann sofort ins Bett ziehe. Der arme Mann ist völlig erschöpft.“
Sie hielt kurz inne.
„Seit dieser Fehlgeburt Anfang
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