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Auf die Ohren

Auf die Ohren

Titel: Auf die Ohren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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kann, dich mit deinem Schnucki zu treffen, weil er offenbar einen schlechten Einfluss auf dich ausübt.«
    »Aber das stimmt doch überhaupt nicht!«, protestiert Christopher. »Ich habe nichts damit zu tun, dass Lisa raucht! Im Gegenteil, ich finde es ja selbst scheiße!«
    »Das stimmt«, sagt Lisa. »Er hat mir sogar schon mit Kussverbot gedroht! Aber das hat er nicht lang durchgehalten. Nicht wahr, Schnucki?« Sie drückt ihm zum Beweis einen langen Kuss auf die Lippen. »Siehst du, er kann mir einfach nicht widerstehen«, stellt sie zufrieden in meine Richtung fest.
    »Bäh!«, sagt Christopher und verzieht das Gesicht. »Das schmeckt, als würde man eine gebrauchte Urne ausschlecken.«
    »Hey, Vorsicht!«, droht Lisa ihm mit ausgestrecktem Zeigefinger. »Noch so ein Spruch und du kriegst Kussverbot.«
    »Als ob du das durchhalten würdest«, erwidert Christopher grinsend.
    »Länger als du auf jeden Fall, Schnucki«, sagt Lisa.
    »Das werden wir ja sehen, Schnucki«, sagt Christopher und zieht ihren Kopf dicht an sich heran.
    »Ach, ihr heißt jetzt beide Schnucki?«, stelle ich fest. »Führt das nicht manchmal zu Verwechslungen?«
    Die beiden ignorieren meine Bemerkung und fangen wieder an, sich zu küssen.
    »Habt ihr’s bald?«, stöhne ich gelangweilt. »Wenn das noch länger dauert, müsst ihr euch danach rasieren, und zwar alle beide.«
    Lisa streckt mir, ohne den Kuss zu unterbrechen, ihren Mittelfinger entgegen.
    »Mit solchen Gesten wäre ich an deiner Stelle in nächster Zeit sehr sparsam«, sage ich. »Oder willst du es Mama und Papa doch lieber selbst beichten?«
    »Ach Menno«, seufzt Lisa. »Glaubst du echt, sie verbieten mir, meinen Schnucki zu sehen?«
    »Kennst sie doch«, antworte ich schulterzuckend. »Bei unseren Eltern muss man immer auf alles gefasst sein.«
    »Okay«, seufzt sie erneut. »Du hast gewonnen. Ich übernehme für die nächsten sechs Wochen die Spülmaschine.«
    »Und den Müll«, füge ich hinzu.
    »Ja, von mir aus.«
    »Und staubsaugen.«
    »Ja, ja, das auch.«
    »Und …«
    »Ist gut jetzt!«, würgt sie mich ab. »Ich hab’s kapiert! Ich bin für die nächsten sechs Wochen deine persönliche Sklavin!«
    »Na also, geht doch«, sage ich zufrieden.
    »Mann, Mann, Mann!«, stöhnt Lisa und zieht eine Zigarette aus ihrem Päckchen. »Da darf sich doch keiner wundern, dass ich angefangen habe zu rauchen. So ein Bruder ist nervlich gar nicht anders zu ertragen.« Sie fummelt ein Feuerzeug aus ihrer Hosentasche hervor.
    »Wenn du nicht willst, dass Mama und Papa es in einem Brief von der Schule erfahren, würde ich das lieber ganz schnell wieder wegstecken«, sage ich und nicke in Richtung des Lehrers, den ich von Weitem auf uns zusteuern sehe.
    »Was? Oh fuck!«, flucht sie und lässt die Zigarette und das Feuerzeug schnell verschwinden. »Wenn die mich hier unten erwischen, bin ich dran.« Sie drückt Christopher einen hektischen Kuss auf die Lippen. »Sorry, Schnucki, muss weg, wir sehen uns später, hab dich lieb«, säuselt sie noch, bevor sie die Kapuze ihres Pullis überstreift und um die nächste Ecke verschwindet.
    »Und weg ist sie, meine ganz persönliche Sklavin für die nächsten sechs Wochen«, sage ich und reibe mir freudig die Hände. »Oh, das wird ein Fest.«
    »Sei bitte nicht zu fies zu ihr«, sagt Christopher. »Sie ist immerhin deine Schwester.«
    »Meine kleine Schwester«, korrigiere ich ihn. »Und genau deswegen habe ich quasi keine andere Wahl, als fies zu ihr zu sein. Es ist sozusagen eine über Jahrhunderte vererbte Pflicht, dass große Brüder fies zu ihren kleinen Schwestern sein müssen. Dir als Einzelkind fehlen diese Gene natürlich, deswegen kannst du das nicht nachvollziehen. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde sie schon nicht überstrapazieren. Und außerdem werde ich meine Macht über sie zum Wohle aller einsetzen. Hast du nicht selbst gerade neulich erst gesagt, dass der Proberaum ganz dringend mal wieder aufgeräumt und sauber gemacht werden müsste? Betrachte dieses Problem hiermit als erledigt.«
    »Oh, du bist echt fies«, sagt Christopher, kann sich dabei allerdings ein Grinsen nicht verkneifen. »Dann helfe ich ihr aber.«
    »Das bleibt einzig und allein dir überlassen. Davon abhalten werde ich dich bestimmt nicht.«
    Der Gong ertönt und wir schlendern los in Richtung Schulgebäude.
    »Ich habe gestern Abend übrigens einen neuen Song geschrieben«, sagt Christopher.
    »Ja, geil«, sage ich. »Ein neues Lied kriegen wir bis zum

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