Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
den Namen nur deshalb verdiente, weil sie zwei Kinder geboren hatte.
»Nein«, gab er zögernd zu. »Shannon war einzigartig.«
»Sie war etwas Besonderes, aber nicht einzigartig. Jede Regel hat ihre Ausnahmen«, entgegnete sein Freund mit einem zufriedenen Grinsen.
War das so? Unwillkürlich musste Griff an Chelsie denken. Sie war Shannons Schwester, und vielleicht hatte diese Blutsverwandtschaft ja etwas zu bedeuten. Wenn er auf die letzten Wochen zurückblickte, war es durchaus möglich, dass Chelsie eher ihrer Schwester als ihren wohlhabenden, selbstsüchtigen Eltern glich.
Die Zeit würde es an den Tag bringen.
»Vielleicht hast du die Ausnahme von der Regel einfach noch nicht gefunden«, gab Ryan zu bedenken.
Vielleicht doch, nur war er nicht bereit, das zu akzeptieren. »Wirst du es denn nie leid, mir gute Ratschläge zu geben?«, fragte Griff. »Wenn du nicht jede Nacht herumspionieren würdest, hättest du womöglich ein eigenes Leben und könntest aufhören, über meins nachzudenken.«
Ryan sparte sich eine Entgegnung, was ungewöhnlich war.
»Also, was genau hast du gestern gemacht?«, fragte Griff.
»Etwas für die Familie.«
»Deine Schwester?«
»Ja. Wenigstens war mir dieses eine Mal die Langeweile egal. Aber ich hab nichts entdeckt.« Mit Daumen und Zeigefinger formte er eine Null.
»Ich nehme an, heute mag deine Schwester dich lieber als zu der Zeit, in der wir hinter ihr hergelaufen sind«, sagte Griff. »Sogar Jared hat als Erwachsener seinen nervigen Bruder schätzen gelernt.«
»Stimmt. Aber erst, nachdem er darüber hinweggekommen war, dass wir ihm von der Schule nach Hause gefolgt sind, um ihn zu beschützen, und ihm dadurch die Chance vermasselt haben, bei der Frau seiner Träume zu landen«, erwiderte Ryan lachend.
Nach dem Tod seines Bruders schienen Griff die Zeiten, in denen er, Ryan und Jared unzertrennlich gewesen waren – ob in der Schule oder in den heißen Sommern, wo sie sich auf der Straße herumgetrieben hatten, oder inmitten einer schwierigen Nachbarschaft –, sehr weit weg zu sein. Doch zu seiner Überraschung musste er bei Ryans Worten lächeln, anstatt von Trauer überwältigt zu werden.
Griff war sich ganz sicher, dass es Momente gegeben hatte, in denen sein kleiner Bruder ihn und Ryan wegen ihrer ständigen Einmischung gehasst hatte, doch letztlich hatten alle drei von der engen Verbindung profitiert.
»Sag, wie geht’s der Kleinen?«, fragte Ryan, um das Thema zu wechseln.
Griff lehnte sich gegen das Kunststoffpolster. Das Schnellrestaurant gegenüber dem Gericht war nicht für Bequemlichkeit und gutes Essen bekannt, sondern für seinen schnellen Service. »Im Augenblick geht es Alix großartig.«
»Schläft sie durch?«
»Nicht die ganze Nacht, aber mehrere Stunden am Stück.« Zufall hin oder her, Griff war froh, dass Chelsie vor dem Zubettgehen mit seiner Nichte spielte. Auch wenn sie keine eigenen Kinder hatte, die Frau hatte definitiv das Zeug zu einer guten Mutter. Der Mann, der sie einmal bekam, hatte Glück.
»Und was ist mit ihren düsteren Stimmungen?«, fragte Ryan.
»Wie weggeblasen.«
»Worauf führst du das zurück?«
Zwei Wochen lang war Griff diesem Thema aus dem Weg gegangen. Aber Ryan hatte sich als echter Freund erwiesen, als er einen gebraucht hatte, also beschloss Griff, ihm reinen Wein einzuschenken und mit den Folgen zu leben.
»Ich habe Unterstützung bekommen.«
»Irgendjemand, den ich kenne?«
»Chelsie Russell.«
»Hallelujah, ich wusste es.« Ryan schlug mit der Hand auf den Tisch. »Ich habe über eine Woche nichts von dir gehört, da habe ich mir schon so etwas gedacht.« Er unterbrach sich, um den Rest seines Kaffees hinunterzukippen. »Dann hoffe ich, dass alles gut wird bei dir.«
»Das war’s schon?«
Ryan legte eine Hand auf sein Herz. »Du beleidigst mich. Ich bin ein sensibler Mensch und weiß, wann ich den Mund zu halten habe.«
»Guter Junge.« Griff erhob sich. »Ich muss los.«
»Hör mal, wenn du willst, könnte ich mich etwas umhören. Mal sehen, was dabei herauskommt.«
»Auf keinen Fall!«
»Sei doch nicht so empfindlich.«
»Ich dachte, du bist sicher, dass Chelsie die Antwort auf all meine Probleme ist«, sagte Griff mit einem fragenden Blick auf seinen Freund.
»Das war, bevor du dich hast einwickeln lassen. Jetzt ist es meine Pflicht, auf dich aufzupassen.«
Griff verdrehte die Augen, machte sich aber nicht die Mühe, mit seinem Freund zu streiten. Alte Gewohnheiten ließen sich nicht so
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