Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
zusammenkneifen musste, konnte er das gelbe Schild weiter vorn erkennen. Eine Umleitung zwang ihn, den üblichen Heimweg zu verlassen. Folgsam änderte Griff seine Route und richtete sich darauf ein, noch später zu Hause zu sein als geplant.
Warum achtete er nicht auf die Warnzeichen, die Chelsie aussandte? Gleich, welche Aufgaben sie sich teilten, und egal, wie viel Zeit sie allein oder zusammen mit Alix verbrachten, sie wahrte stets die Distanz und hielt einen Teil von sich zurück – wahrscheinlich den interessantesten.
Trotzdem hatte er angefangen, sich stärker für sie zu interessieren, als er sollte. Und das machte die Mauer, die sie errichtet hatte, besonders frustrierend. Obwohl Ryans Angebot verführerisch gewesen war, gab Griffs Zynismus ihm nicht das Recht, in Chelsies Vergangenheit herumzuwühlen, wenn sie nicht bereit war, darüber zu sprechen.
Falls er sich mit ihr einließ, riskierte er einen wesentlich größeren Liebeskummer als bei seiner Ex-Verlobten. Deirdre hatte nur seinen Stolz verletzt. Chelsie aber war imstande, ihm das Herz zu brechen.
Griff kniete neben Chelsie nieder. Im Schlaf sah sie genauso unschuldig aus wie ihre Nichte. Und obwohl dieses Aussehen täuschen konnte, wurde ein Wunsch tief in ihm immer drängender. Er wünschte sich von ganzem Herzen, dieser Frau glauben zu können.
HatteRyanihmnichteinenWeggewiesen?BeidenFällen,dieseinFreundbearbeitete,unddenschlechtenEhen,dieerzusehenbekam,hätteerebensovielGrundzumZynismusgehabtwieGriff,trotzdemgaberdieHoffnungnichtauf.ErmochteFrauennichtnur,ervertrauteihnensogar.Also – hatteRyanihmnichteinenAusweggezeigt?ErmussteChelsienureineChancegeben.
Griff musterte die Frau, die sich in seinen Ohrensessel gekuschelt hatte. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen, Schatten, die nur auf sein selbstsüchtiges Bedürfnis, sie bei sich zu haben, zurückzuführen waren. Sie leistete unschätzbar wertvolle Hilfe, doch nach den letzten beiden Wochen würde Mrs. Baxter wahrscheinlich wieder allein mit der Situation fertigwerden müssen. Der Gedanke lag ihm wie Blei im Magen, und das nicht nur wegen Alix.
Er würde seiner Nichte niemals klarmachen können, warum ihre Tante abends nicht mehr kam. Er mochte es nicht einmal versuchen, denn jedes Mal, wenn es an der Haustür klingelte, begann das Gesicht des Kindes zu strahlen. Es wäre dumm von ihm, ihr gerade jetzt dieses Gefühl von Sicherheit zu nehmen.
Er musste vielmehr dafür sorgen, dass ihre Tante nicht einfach sang- und klanglos aus ihrem Leben verschwand. Wenn Chelsie aufwachte, gab es Wichtiges zu besprechen. Er wusste nicht, ob sie dazu bereit war, aber ihm blieb keine andere Wahl. Nicht, wenn ihm daran lag … na? Vielleicht in Zukunft mit ihr zusammen zu sein? Griff zuckte die Achseln. Er hatte keine Ahnung.
»Chelsie«, flüsterte er, um sie nicht zu erschrecken. Er hatte miterlebt, wie sie reagierte, wenn sie verängstigt war, und wollte sie nicht wieder durcheinanderbringen.
Chelsie rührte sich nicht. Anscheinend hatte die Erschöpfung sie am Ende doch übermannt. Sanft strich er unterhalb der geschlossenen Lider über ihre Wangen und zeichnete die leichten Schatten mit dem Daumen nach. Da schlug Chelsie flatternd die Augen auf und kitzelte ihn mit ihren langen Wimpern.
Ihre Blicke trafen sich. Sekundenlang war nichts anderes zu hören als ihr eigenes Atmen. Griff wollte weder das zarte Schweigen noch die vorsichtige Annäherung unterbrechen. Das kleinste Geräusch hätte den Frieden gestört, deshalb tat er das Einzige, was er tun konnte.
Er richtete sich so weit auf, dass er auf gleicher Höhe mit Chelsie war, und legte die Unterarme auf die Sessellehnen. Auf diese Weise waren ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt, und der Duft ihres Parfums hüllte ihn ein. Langsam, damit sie genau wusste, was er vorhatte, und genügend Zeit hatte, sich zu wehren, beugte er sich vor.
Der erste Kuss hatte ihn ebenso überrascht wie sie, doch ihm war klar, dass seitdem alles auf diesen Moment hinsteuerte. Er hoffte nur, dass Chelsie dasselbe empfand.
Sachte begann er, ihre weichen Lippen zu erkunden. Als sie nicht zurückwich, legte er eine Hand auf ihren Hinterkopf, grub seine Finger in ihre dunklen Locken und zog sie an sich. Sie ließ es nicht nur geschehen, sondern kam ihm willig entgegen. Und plötzlich waren das Misstrauen, der Kummer und sogar der Schmerz der Vergangenheit für Griff nicht mehr wichtig. Nur die Frau in seinen Armen zählte. Undenkbar, sie wieder
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