Auf ein Neues!: Roman (German Edition)

schnell ablegen, auch wenn sie inzwischen überholt waren. Abgesehen davon brachte es sowieso nichts, mit Ryan zu diskutieren.
    »Du brauchst mir keinen Gefallen tun«, sagte Griff. Was Chelsie machte, ging ihn nichts an. Solange sie sich um Alix kümmerte, hatte er keine Probleme. Sein Privatleben würde er selbst in die Hand nehmen.
    »Wie du willst.« Ryan stellte seine Kaffeetasse ab und stand ebenfalls auf. »Ruf mich an, wenn du etwas brauchst.«
    »Mach ich.« Griff wandte sich zur Tür. »He.«
    »Ja?«
    »Freut mich, von deiner Schwester gehört zu haben.«
    Chelsie legte Alix ein Video ein und nahm das kleine Mädchen auf den Schoß. Offensichtlich müde von einem langen Tag schmiegte ihre Nichte sich an sie. Normalerweise war Griff um diese Zeit schon zu Hause, und sie verbrachten diese Zeit zusammen. Wie eine Familie, dachte Chelsie insgeheim, und drückte die Kleine fester an sich, woraufhin das Kind protestierend aufschrie.
    »Entschuldigung«, murmelte Chelsie.
    Sie schüttelte den Kopf, damit die Traumbilder, die aufzusteigen begannen, sich wieder zerstreuten. Sie und Griff waren sich einfach von Anfang an einig gewesen, dass sie Alix am besten halfen, indem sie das Kind zuerst an eine Routine gewöhnten. Mit Familie hatte das nichts zu tun. Leider wurde ihr erst durchs Griffs Abwesenheit an diesem Abend bewusst, wie sehr ihr seine Gesellschaft fehlte.
    Chelsie rieb sich die brennenden Augen. Dass sie jeden Abend mehr Zeit mit Griff und Alix verbrachte, war wahrscheinlich mit schuld an ihrem Arbeitsrückstand und dem völligen Mangel an Schlaf. Trotzdem hatte sie das Versprechen, das sie sich selbst gegeben hatte, nicht gebrochen. Sie hatte sorgfältig darauf geachtet, Abstand zu Griff zu halten. Trotz seiner Anziehungskraft, die, seit der erste Funke übergesprungen war, spürbar zugenommen hatte, war es ihr gelungen, ihre Gefühle im Zaum zu halten, wenn er da war.
    Wie sie es von Anfang an befürchtet hatte, hatte Alix ihr Herz längst erobert. Das Einzige, was Chelsie noch tun konnte, war, emotional gefährliche Situationen zu meiden. Deshalb hatte sie ihre Nichte noch nie ins Bett gebracht.
    Hoffentlich änderte sich das nicht bald. Als Mrs. Baxter einen dringenden Anruf von ihrem Sohn bekommen hatte, hatte Chelsie keine Veranlassung gesehen, sie zurückzuhalten. Sobald Griff nach Hause kam, würde er Alix schlafen legen, und sie konnte wieder ins Büro fahren.
    Sie schaute auf ihre Uhr und betete stumm, dass er rechtzeitig eintraf. Sie konnte es sich nicht erlauben, sich noch enger an Griff oder Alix zu binden. Wenn sie das tat, riskierte sie Verletzungen, die wesentlich tiefer gingen als alles, was ihr Mann ihr je angetan hatte. Nach den Gewalterfahrungen damals hatte sie Mühe gehabt, ihren Stolz und ihren Mut zurückzugewinnen. Aber sie hatte es geschafft.
    Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie viel Schaden es anrichten würde, einen Mann wie Griffin Stuart zu lieben, aber nicht zu bekommen, geschweige denn darüber, noch ein Kind zu verlieren. Schaudernd vergrub sie das Gesicht in Alix’ Lockenpracht. Wahrscheinlich wirst du es bald herausfinden. Mittlerweile genoss sie die Zeit mit Alix und Griff. Viel zu sehr sogar, denn ihr war klar, dass jeder Tag sie dem Ende näher brachte.
    Chelsie kaute auf ihrer Unterlippe herum und schaute wieder auf die Uhr. »Noch zehn Minuten bis zur Schlafenszeit, Schätzchen.« Wo blieben die Retter, wenn man sie brauchte?
    Vor zwei Wochen hatte Griff Chelsies Hand geschüttelt und das verrückte Vorhaben besiegelt. Doch an diesem Abend, als er nach einem langen Tag im Gericht und einem kurzfristigen Treffen mit einem Mandanten nach Hause fuhr, kam ihm ihr Arrangement gar nicht mehr so ungewöhnlich vor. Obwohl er es vor Ryan nicht zugegeben hatte, gefiel ihm die Vorstellung, dass diese Frau zu Hause auf ihn wartete.
    Die Abende, an denen sie im Frauenhaus aushalf, erschienen ihm länger als alle anderen, die er in letzter Zeit erlebt hatte – die durchwachten Nächte mit Alix eingeschlossen. Wenn Chelsie nicht da war, lief er ziellos durchs Haus und musste sich zwingen, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, oder er suchte sich irgendeine interessante Beschäftigung, um die Zeit totzuschlagen. Kein gutes Zeichen für einen Mann, der entschlossen war, sich zurückzuhalten, dachte Griff zynisch.
    Ein lauter Donnerschlag, begleitet von einem gezackten Blitz, erschütterte die Nacht. Regentropfen prasselten auf seine Windschutzscheibe. Obwohl er die Augen