Auf gluehenden Kohlen
entwickelte und somit ein sehr wahrscheinlicher Verdächtiger im Mordfall Whiley war?« »Wovon... wovon reden Sie da?« stammelte Miss O'Shay. »Ich rede von der ernsten Verletzung Ihrer Pflicht als Staatsanwältin, der Verteidigung alle in Ihrem Besitz befindlichen Entlastungsmaterialien zukommen zu lassen. Ich denke, die Tatsache, dass Sie wussten, dass ein mordgieriger Maniak wie Christopher Mammon die Tote auf dem Kieker hatte, und mir dieses kleine Detail mitzuteilen unterließen, stellt eine ungeheuerliche Verletzung Ihrer Pflichten als Staatsanwältin, gerichtliche Amtsträgerin und Mensch dar.“
»Mammon hat die Whiley nicht ermordet, sondern Ihr Mandant«, erwiderte O'Shay.
»Das entscheidet eine Jury, nicht Sie.«
»Nur falls Sie's vergessen haben sollten, Sie Heißsporn, die Jury hat entschieden.«
»Sie kannte nicht alle Fakten.«
»Dieser Quatsch über Mammon ist genau das: Quatsch«, konterte Becky O'Shay, die anscheinend Ihren anfänglichen Schrecken überwunden hatte. »Ich habe Ihnen alle Informationen übergeben, auf die Sie ein Recht hatten.«
»Das werden wir sehen. Ich denke, es ist Zeit, Richter Kuffel aufzusuchen.«
Einen kurzen Augenblick schien Becky O'Shay Panik zu empfinden. Dann setzte sie sich Peter gegen über und meinte etwas gefasster: »Hören Sie zu, Peter, ich hätte nicht so wütend werden dürfen. Ich weiß, unter welchem Druck Sie gestanden haben. Und dann die Familie Harmon. Das ist für alle schlimm gewesen. Aber ich kann Ihnen sagen, hier sind Sie auf der falschen Fährte.« »Ich habe die DEA-Berichte gesehen, die Sie Steve Mancini geschickt haben.« »Wovon reden Sie?«
»Die Berichte, in denen der CRI erwähnt wird, der mit dem Drogendeal am Whitaker State zu tun hatte, wo Mammon und Booth festgenommen wurden.«
»Ich habe Steve Mancini keine DEA-Berichte geschickt.« »Jemand hat's aber getan. Sie waren bei Ihren Ermittlungsunterlagen.«
»Zeigen Sie sie nur mal.« »Ich habe sie nicht. Sie sind in Steves Akten.« »Ich glaube, Sie bringen was durcheinander, Peter. Wenn die Whiley für die Regierung gearbeitet hätte, würde man mir das mitgeteilt haben.«
Miss O'Shay erhob sich und ging auf die T ür zu.
»Wo gehen Sie hin?«
»Nach Hause. Es ist Sonntag.«
»Sagen Sie Downes, dass er mich gehen lässt?«
»Sobald ich sicher bin, dass Sie keine Gesetze gebrochen haben.«
»Und wann wird das sein?“
»Wenn der Stellvertreter, den ich mit der Sache beauftragt habe, mir Bescheid gibt.«
»Das passt mir ausgezeichnet, Becky. Sie treiben damit bloß die Entschädigung in die Höhe, die ich erhalten werde, wenn ich die Polizei von Whitaker, die Staatsanwaltschaft von Whitaker und Sie persönlich verklage.«
Die T ür zum Vernehmungszimmer knallte zu, und Peter fluchte.
4
Die Polizei hielt Peter noch zwei Stunden fest, dann lie ß sie ihn gehen. Während Peter noch in Gewahrsam war, war ihm der Gedanke gekommen, dass er sich Kopien der DEA-Berichte machen sollte, die er dem Richter vorlegen konnte, wenn er seinen Antrag auf ein neues Verfahren einbrachte. Peters Wagen stand noch immer am Krankenhaus, daher ging er zu Fuß hin, um ihn zu holen. Kurz nach acht kam er im Büro an. Alle Lichter waren aus. Peter ging sofort in den Aktenraum und nahm den Umschlag mit den Polizeiberichten heraus. Er wühlte sie zweimal durch, ehe im klar wurde, dass jemand die DEA-Berichte aus der Akte entfernt hatte.
Peters erste Reaktion war Wut auf Becky O'Shay. Sie muss te hinter diesem Diebstahl stecken. Sie war die einzige, der er etwas von den Berichten gesagt hatte. Eine Dummheit, das spürte er nun, aber er hätte niemals geglaubt, dass sie so weit gehen würde, um ihren Sieg zu verteidigen. Bestimmt hatte sie ihn so lange in Gewahrsam gehalten, um jemanden in das Büro schicken zu können und die Berichte aus den Akten entfernen zu lassen. Zum Pech für Becky O'Shay gab es noch jemanden, der von den Berichten wusste. Peter ging in sein Arbeitszimmer und rief Steve Mancini an. Es würde sehr schlecht für Miss O'Shay aussehen, wenn Steve vor Richter Kuffel bestätigte, dass diese beiden Dokumente existierten. Ohne Zweifel boten sie genügend detailliertes Material, um eine Überprüfung des Verhaltens von Becky O'Shay durch die Anwaltskammer des Staates Oregon zu begründen. »Steve, ich bin's, Peter«, meldete er sich, als Mancini abhob. »Wie geht's dir?« fragte Mancini. »Nach dem Schuldspruch hast du nicht allzu gut ausgesehen.«
»Ich habe mich auch nicht allzu
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