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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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beschlagen war, und kämmte sich. Er sang gerade ein paar Takte von »Life in the Fast Lane«, einem seiner Eagles-Lieblingssongs, als das Telefon klingelte. Peter schlang sich ein Handtuch um die Taille und lief ins Schlafzimmer.
    »Peter?«
    »Hallo, Becky. Ich mache mich gerade fertig, um rüber zu-kommen.« »Deswegen rufe ich an. Es gibt einen dringenden Fall, und ich muss rüber ins Polizeirevier.« »Möchten Sie, dass ich Sie dort abhole?«
    »Ich fürchte, das wird nicht gehen. Es könnte die ganze Nacht dauern. Ich werde Sie um einen Gutschein bitten müssen.«
    Peter war am Boden zerst ört.
    »Schon gewährt«, erwiderte er unbeschwert, um seine Enttäuschung zu verbergen. »Ich kenne mich mit dringenden Fällen aus. Bei Haie, Greaves hatten wir sie alle naselang.« »Danke, dass Sie das so gut aufnehmen. Lassen Sie uns im Laufe der Woche miteinander reden.«
    Becky legte auf, und eine Welle der Mutlosigkeit flutete über Peter hinweg. Er ließ sich aufs Bett fallen. Er hatte sich auf dieses Rendezvous wirklich riesig gefreut. Nun versuchte er die Sache von der heiteren Seite zu betrachten. Ein Rendezvous in letzter Minute abgesagt zu bekommen war nicht das Ende der Welt. Er dachte an die vielen Male, die er abgesagt hatte. Außerdem, sagte er sich, hatte er eine Gourmet-Lasagne als Mikrowellen-Abendessen im Eisfach, und im Fernsehen kam ein Chuck-Norris-Film. Nahrung für Leib und Seele. Er hatte alles, was er für einen anregenden Abend brauchte, auch zu Hause.
    Peters Versuch, sich aus seiner Niedergeschlagenheit herauszul ügen, schlug jämmerlich fehl und machte ihn nur noch melancholischer. Er konnte heute Abend nicht zu Hause bleiben, nachdem er seine Hoffnungen auf einen Abend gesetzt hatte, der vage den guten Zeiten ähneln sollte, die er früher erlebt hatte. Peter dachte daran, allein in ein Restaurant zu gehen, aber er hatte keinen Appetit mehr. Er überlegte, ob er Rhonda anrufen oder sich im Stallion eine College Studentin aufreißen sollte, aber er war nicht mit dem Herzen dabei. Dann kam ihm die Idee, seinen Vater anzurufen. Peter war inzwischen länger als einen Monat in Whitaker. Sicherlich war das als Verbannung lange genug. Vielleicht hatte Richard ihm einfach Angst einjagen wollen. Vielleicht war er gar nicht wirklich aus dem Testament gestrichen. Er würde seinen Vater anrufen und ihm erklären, dass die Arbeit für siebzehntausend pro Jahr und das Leben in diesem Kaff ihm über den Wert des Geldes die Augen geöffnet hätten. Er würde ein, zwei Geschichten von den armen Unglücklichen, die er vertrat, erzählen. Sicherlich würde Richard erkennen, dass er ein neuer Mensch mit Verantwortungsgefühl geworden war. Bestimmt würde er sagen, alles sei vergeben, und er würde Peter mit offenen Armen zu Hause willkommen heißen.
    Peter w ählte die Privatnummer seines Vaters. Beim dritten Klingeln nahm Richard ab.
    »Richard Haie«, meldete sich die starke, selbstbewusste Stimme.
    Peter wollte etwas sagen, aber er bekam keinen Ton heraus.
    »Hallo?« fragte sein Vater mit einem Anflug von Verärgerung.
    Peters ganze Energie schwand dahin und lie ß ihn hilflos zurück. Der Hörer an Richard Haies Ende der Leitung wurde wütend auf die Gabel geworfen.
    »Dad, ich bin's, Peter«, flüsterte Richard Haies Sohn in die tote Leitung.
3
    Gary blickte ängstlich auf, als sich die Tür zu dem Vernehmungszimmer öffnete. Er war für fast eine halbe Stunde allein gelassen worden und bekam allmählich Angst. Seine Furcht nahm zu, als Bob Patrick das Zimmer betrat. »Hallo, Gary«, sagte Patrick freundlich, »ich habe Ihnen was zu trinken mitgebracht.«
    Bevor er das Zimmer betreten hatte, hatte Patrick eine Coca-Cola-Dose trockengewischt und mit Markierungspuder best äubt. Fürs bloße Auge unsichtbar, würde der Puder unter dem ultravioletten Licht der Schwarzlichttaschenlampe, die Patrick bei sich trug, orange erscheinen. Gary wollte die Dose von Patrick nicht annehmen, aber er war sehr durstig. Er beäugte den Polizisten argwöhnisch.
    Die Tatsache, dass Patrick freundlich zu ihm war, machte Gary misstrauisch.
    »Wo ist Sergeant Downes?« »Er hatte was zu tun. Er kommt gleich wieder.« Gary nahm die Cola mit der rechten Hand und trank sie gierig. Patrick setzte sich neben Gary und legte die Schwarzlichtlampe so hin, dass Gary sie sehen konnte. Dann holte Patrick mehrere Fotos von Sandra Whiley hervor, die am Tatort gemacht worden waren, und legte sie neben die Taschenlampe. Gary warf einen

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