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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und daß sie den Schuß rechtzeitig hätte abfeuern können. Der Junge hatte in den zurückliegenden Wochen so erstaunliche Fortschritte gemacht, daß sie ihm die Freude über seinen ›Sieg‹ nicht verderben wollte. Außerdem war sie nicht sicher, ob sie den Fehler im Ernstfall wirklich so rasch gesehen und darauf reagiert hätte. Sie beabsichtigte nicht, es wegen eines ›Könnte-Seins‹ am Tag seiner Parade regnen zu lassen.
    Honor setzte sich und ließ Nimitz auf seinen Lieblingsplatz in ihrem Schoß, während ihr Blick über die Brücke schweifte. Lieutenant Panowski beschäftigte sich am Astrogationsstand mit einer eigenen Übungsaufgabe, und von den Blicken her zu urteilen, die Lieutenant Brigham und Panowskis Oberastrogationsgast austauschten, kam er damit nicht allzugut zurecht. Honor verbarg ein Lächeln. McKeon hatte recht gehabt als er von der Neigung des Stellvertretenden Astrogators sprach, nur im Schongang zu arbeiten. Als Honor verkündet hatte, daß auf der Fearless , ob unterbesetzt oder nicht, alle regelmäßigen Übungen weiterhin durchgeführt würden, ob sie sich im Parkorbit befand oder nicht, da hatte Panowski dreingeschaut, als fühlte er sich hintergangen. Honor fiel es schwer, mit Panowski so hart umzuspringen, wie er es vermutlich verdiente, denn sie kannte ihre eigenen Schwächen als Mathematikerin. Sie war eine lausige Astrogatorin und machte sich in dieser Hinsicht keinerlei Illusionen, doch McKeon, von Brigham kenntnisreich unterstützt, holte sehr tüchtig für sie die Lose durch.
    Langsam richtete sie den Blick auf das Hauptmanövrierdisplay und betrachtete die Schiffe, die sich auf Umlaufbahnen um Medusa befanden. Die Fearless befand sich nun seit beinahe einem manticoranischen Monat auf Station. Es gab weniger Schiffsverkehr als bei ihrem Eintreffen vor fünf Wochen; eine direkte Auswirkung, nahm sie an, von Ensign Tremaines Feldzug gegen den illegalen Handelsverkehr. Medusa war kein guter Ort mehr, um verbotene Güter umzuladen, und das sprach sich langsam herum. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß Tremaine sich als derartige Plage entpuppen würde – was die Entdeckung von Schmuggelgut anging, schien er eine Art außersinnlicher Fähigkeit entwickelt zu haben. Die Adleraugen, mit denen Lieutenant Stromboli den orbitalen Schiffsverkehr beobachtete, hatten den Ensign zu drei Schmugglern mitten im All geführt, die eine halbe Milliarde Dollar an Konterbande an Bord gehabt hatten. Honor hatte dafür gesorgt, daß beide ein ›Gut gemacht‹ für ihre Erfolge erhielten, und für seine Bemühungen am Terminus hatte Lieutenant Venizelos ebenfalls ein Lob eingeheimst. Gemessen an der Heftigkeit und Lautstärke der Proteste, die sie hervorriefen, trafen Honor und ihre Leute jemanden sehr empfindlich am Geldbeutel. Honor hatte dafür gesorgt, daß der oder die Betreffenden erfuhren, daß sie sich darüber im klaren war.
    Wie sie gehofft hatte, änderte die Beachtung, die die Besatzung der Fearless sich verdiente – nicht nur seitens der Kommandantin, sondern auch von Dame Estelle, der NPA und dem ALD –, die Haltung der Crew. Honor mußte ihre Leute nicht mehr schikanieren und antreiben, damit sie ihre Aufgaben erfüllten. Die Vorstellung, anders als jede Besatzung, die jemals dem Basilisk-Stützpunkt zugeteilt gewesen war, etwas zu erreichen, schweißte die Leute zusammen. Sie waren überarbeitet, hundemüde und sich nur zu sehr der Tatsache bewußt, daß sie ihre Erfolge nicht dank, sondern trotz der Umstände erzielten, und das machte sie nur noch stolzer auf die eigene Leistung.
    Sie verdienten diesen Stolz. In der Tat war Honor selbst stolz auf ihre Leute, und das Gefühl, etwas auszurichten, verschaffte ihr allmählich die Achtung der Besatzung. Die Prisengelder, die sie sich mit ihren Kaperungen verdient hatten, bildeten das Sahnehäubchen. Die traditionelle Belohnung von einem halben Prozent des Wertes der Konterbande mochte nicht nach viel klingen, doch sie hatten bisher über anderthalb Milliarden Dollar eingefahren. Wenn alles vom Gerichtshof der Admiralität als rechtmäßige Beschlagnahme eingestuft würde, wie Honor zuversichtlich erwartete, dann hätte die Besatzung des Schiffes mehr als siebeneinhalb Millionen Dollar unter sich aufzuteilen – und das selbst dann, wenn die Eigner der Mondragon lediglich eine Geldbuße leisten mußten. Falls das Schiff konfisziert wurde, was durchaus im Bereich des Möglichen lag, dann würde sein Zeitwert dem Pot zugeschlagen werden.

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