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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Fahrt dienen.
    Er brachte seinen ›Wagen‹ in Position, stieg ein und hielt sich an den Seiten fest. Dann beugte er sich vor, bis der Karton seine Fahrt begann.
    Zuerst fuhr er ohne größere Probleme und glitt über ein Bett aus Tannennadeln und Gräsern zwischen kleinen Büschen und schlanken Schösslingen, immer der alten Narbe entlang. Aber Boris war ein Kind. Er hatte die Gefahr nicht vorhergesehen, hatte nicht den steilen Abhang oder die allmähliche Beschleunigung des Gefährts in Betracht gezogen.
    Nun gewann die Kiste an Geschwindigkeit, und seine Fahrt wurde dem erschreckenden und schwindelerregenden Rasen der Achterbahn immer ähnlicher. Er stieß gegen einen Grashügel, und die Kiste sprang von der Bahn. Sie landete wieder, streifte einen Schössling und schoss seitwärts in das Dickicht der Tannen, wo es halsbrecherisch steil nach unten ging.
    Er hatte keine Möglichkeit mehr, die schwankende Fahrt des ›Wagens‹ zu kontrollieren. Es gab keine Bremsen und kein Lenkrad. Er musste sich dem Willen des Kartons beugen.
    Er wurde heftig hin und her geworfen, was ihm jede Sekunde einen neuen blauen Fleck einbrachte. Wie eine einsame Erbse in einem Topf wurde er in seiner Kiste umhergeschleudert. Und nun, fernab der Narbe der Feuerschneise, war das schwindende Licht fast völlig verblasst, und Boris duckte sich vor unsichtbaren Ästen, während seine albtraumhafte Fahrt weiterging. Doch da die Bäume hier so dicht wuchsen, konnte sie nicht mehr lange dauern.
    Wo der Grund unter den Bäumen aus Geröll und Schiefer bestand und die Wurzeln wie dicke Schlangen aus dem Boden ragten, endete seine Fahrt schließlich. Mit einem lauten Krachen riss unter Boris’ Hintern der Boden der Kiste weg, und die Seiten fielen in seinem panischen Griff buchstäblich auseinander.
    Er wurde gegen einen Baumstamm geschleudert und flog dann durch die Luft. Während seines Sturzes spürte Boris kaum die vielen morschen Zweige, die er abriss; er war sich nur des wirbelnden Himmels über sich bewusst, den er durch die Wipfel der Tannen erspähte, und eines Sturzes, der nie zu enden schien, und schließlich fiel er über eine Felskante in eine dunkle, staubige Leere.
    Dann der Aufprall und danach nichts. Für eine Zeit lang zumindest ...
    Vielleicht war Boris eine Minute lang bewusstlos, oder auch fünf oder fünfzig Minuten. Vielleicht auch überhaupt nicht. Aber er war böse durchgeschüttelt worden und ziemlich daneben. Was als Nächstes kam, hätte ihn sonst leicht töten können. Möglicherweise wäre er vor Angst gestorben.
    »Wer bist du?«, fragte eine Stimme in seinem wirbelnden Kopf. »Warum bist du hergekommen? Willst du dich mir ... hingeben?«
    Die Stimme klang böse, äußerst böse. Alles Schreckliche schien in ihr zu stecken. Boris war noch ein Junge; er verstand Begriffe wie bestialisch, sadistisch oder teuflisch noch nicht, ebenso wenig die Bedeutung von Phrasen wie ›die Mächte der Finsternis‹ oder die Mittel, mit denen solche Mächte gerufen wurden. Furcht bedeutete für ihn das Knarren einer Diele im Dunkeln, ein Zweig, der an das Fenster seines Schlafzimmers klopfte, wenn das ganze Haus schlief, eine Kröte, die plötzlich aus dem Gras sprang, oder eine Schabe, die erstarrte, wenn man das Licht anschaltete, und dann davonhuschte, wenn sie bemerkte, dass man sie entdeckt hatte! Einmal hatte Boris im tiefsten Keller seines Pflegevaters, wo dieser Wein und in Musselin eingeschlagener Käse lagerte, das Zirpen von Grillen gehört. Im Licht seiner winzigen Fackel hatte er eine davon entdeckt, steingrau, weil in ihre Behausung nie die Sonne drang. Als er näher kam, um sie totzutreten, sprang das Insekt davon und verschwand. Er fand noch eine, und das Gleiche geschah. Und noch eine, und so weiter. Er entdeckte ein Dutzend und erwischte keine. Sie waren alle verschwunden.
    Als er die Stufen hinaufstieg und ins Tageslicht trat, sah er eine Grille von seiner Hose springen. Sie waren auf ihm! Sie waren auf ihn gesprungen! Auf diese Art konnte er sie nicht zertreten. Wie Boris da tanzte!
    So stellte er sich einen Albtraum vor: die Entdeckung von Intelligenz, wo keine sein sollte. Ebenso wenig, wie hier welche sein sollte ...
    »Ah!«, sagte die Stimme, die nun lauter war, »du gehörst also zu mir! Und deshalb bist du hergekommen. Weil du wusstest, wo du mich finden kannst ...«
    Da erkannte Boris, dass er wach und die Stimme in seinem Kopf Wirklichkeit war! Und das Böse darin war der Schleim einer Kröte, das Hüpfen

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