Aufstand der Alten
ziehen und hundert Meter durch das Ufergestrüpp schieben müssen, bis sie wieder offenes Wasser erreicht hatten.
In dieser Gegend war das Land besonders wild und ungastlich. Pitt glaubte Gnomen zu sehen, die ihnen aus Büschen nachspähten, und sie alle waren überzeugt, mehrmals Hermeline gesehen zu haben, die in den Bäumen kletterten, kamen aber schließlich überein, daß es Baummarder gewesen sein mußten, Tiere, die man in diesem Gebiet seit dem Mittelalter nicht mehr gesehen hatte. Am gleichen Nachmittag erlegten sie zwei Geschöpfe mit Pfeil und Bogen, verzehrten das Fleisch und bewahrten die feinen Pelze auf. Die erste Nacht hatten sie im Freien zwischen zwei Lagerfeuern verbracht, aber es war trotzdem eine kalte, schlaflose Nacht geworden.
Am nächsten Tag hatten sie das Glück, am Ufer einen Fischer zu entdecken. Er kaufte ihnen Pitts kleines Ruderboot ab, für welches er ihnen Geld und ein kleines Zelt gab.
Kurze Zeit später kamen sie auf eine ausgedehnte Wasserfläche mit kleinen Inseln und Schilffeldern. Unter dem trüben Himmel schien sie sich in endlose Weiten zu erstrecken, und es war unmöglich, einen klaren Kurs zu steuern. Dieser sumpfige See war ein Tierparadies; Taucher, Bläßhühner und Wildenten belebten die Oberfläche, Raubvögel und Reiher horsteten auf den Bäumen der Inseln. Das klare Wasser wimmelte von Fischen aller Arten.
Sie waren nicht in der Stimmung, um sich der Natur und ihrer Schönheiten zu erfreuen. Der Wind frischte böig auf, Regenvorhänge zogen grau und undurchsichtig über das Wasser, und sie wußten nicht, welche Richtung sie einhalten sollten. Als der Wind nachließ und der Regen anhaltend fiel, holten sie das Segel ein und spannten es wieder als Wetterschutz über die Bootsmitte. Graubart und Charley ruderten zu einer der Inseln, wo sie das Zelt aufschlugen und lagerten.
Im Zelt war es trocken, und das Wetter war milder geworden, aber ein Gefühl tiefer Niedergeschlagenheit hatte sie erfaßt, während sie untätig dasaßen und zusahen, wie die Landschaft hinter Wasser und Dunst im einförmigen Grau versank. Graubart erweckte ein kleines Feuer zum Leben, aber der Rauch wollte nicht abziehen und verhalf ihnen zu brennenden Augen und Hustenanfällen. Ihre Stimmung wurde erst besser, als Pitt triumphierend einen großen Biber ins Lager brachte. Das Tier war vom Kopf bis zur Spitze des platten Schwanzes vier Fuß lang. Pitt erklärte, er habe in kaum hundert Meter Entfernung am anderen Ende der Insel eine Biberkolonie entdeckt; die Tiere hätten keine Furcht vor ihm gehabt.
»Zum Frühstück morgen fange ich noch einen«, sagte er.
Obwohl Pitt nicht zu denen gehörte, die ihrer Unzufriedenheit durch ständiges Grollen und Kritisieren Luft machten, fand er wenig Freude an ihrer gegenwärtigen Lebensweise, und trotz seiner Erfolge als Wilderer und Fallensteller sah er sich als Versager. Seit er sich vor einem Dutzend Jahren unfähig gezeigt hatte, Graubart zu töten, hatte er ein zunehmend einsames und eigenbrötlerisches Leben geführt; selbst der Gedanke, daß Graubart ihn damals verschont hatte und daß er ihm dafür dankbar sein mußte, ging stets mit der Überlegung einher, daß er jetzt eine eigene Streitmacht befehligen könnte – die Überreste von Crouchers Miliz –, wenn die Sache mit Graubart nicht gewesen wäre. Er nährte diesen Kummer in sich, obgleich er wußte, daß sein Wunschtraum keinerlei Substanz hatte. Frühere Erfahrungen hatten hinlänglich bewiesen, daß er nicht zum Soldaten geschaffen war.
Als Kind pflegte sich Jeff Pitt am Rand der großen Stadt zu tummeln, in der er lebte. Wo die Häuser endeten und hinter einem Streifen verwahrlosten Wiesenlandes Hügel mit kleinen Wäldern und Mooren lagen, war das Paradies seiner Streifzüge. Von den Kuppen der Hügel, wo Raubvögel am Himmel kreisten, konnte man auf das Gewirr der Stadt mit ihren Schornsteinen, ihren Fabrikdächern und auf die zahllosen kleinen Tausendfüßler hinunterblicken, die ihre Häuserreihen waren. Jeff nahm gern seinen Freund Dicky auf diese Streifzüge mit; wenn das Wetter schön war, trieben sie sich an jedem Tag ihrer Schulferien dort draußen herum.
Jeff besaß ein großes rostiges Fahrrad; er hatte es von einem seiner älteren Brüder geerbt. Dicky hatte einen kleinen weißen Hund namens Snowy. Snowy liebte das Stromern in den Gefilden der Vorstadt genauso wie die Jungen. Alles das war in den frühen siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, als sie in
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