Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers
Frischfleischtheke von Tengelmann oder Edeka aufgebahrt. Ähnliches passiert auch mit Schweinen, denen mitfühlende Menschen ein Weiterleben in trostlosen Massentieranlagen ersparen wollen und die deshalb in sogenannten Schlachthöfen von ihrem Elend erlöst werden. Auch diese Tiere werden dann in Einzelteilen beim Metzger aufgebahrt, damit wir Abschied von ihnen nehmen können.
Doch kommen wir zurück zum Haustier, das ja vor allem deshalb so heißt, weil es mit uns in einem Haus lebt. Das trifft auch für Kinder, Ehemänner oder -frauen zu, hier ist deshalb Vorsicht am Platz, es droht Verwechslungsgefahr. Haustiere erkennen Sie am weichen Fell, an Federn oder am Panzer, sie lesen morgens niemals Zeitung und fordern nicht ständig, dass man mal den Rasen mäht oder verlangen eine Taschengelderhöhung. Bis auf Hunde und Vögel sind Haustiere meistens sehr leise. Am leisesten ist der Goldfisch. Bewegt er sich mehrere Tage hintereinander nicht, ist er wahrscheinlich tot. Sie können seinen Puls fühlen, falls Sie wissen, wo der ist, oder gleich einen Sarg Größe 1 bestellen. Sie können ihn auch Ihrer Katze überlassen.
Schildkröten bewegen sich oft noch viel weniger als Goldfische, vor allem im Winter verfallen sie in eine Art Starre. Experten gehen davon aus, dass 35-40 Prozent aller im Hause gehaltenen Schildkröten seit Jahren tot sind, die Besitzer haben nur noch nichts gemerkt. Immerhin schleppt die Schildkröte das ganze Leben lang ihren Sarg mit sich herum, und deshalb spart man eine Menge Bestattungskosten. Genau wie bei der Schnecke, die allerdings nur sehr selten als Haustier gehalten wird, weil sie zu schleimig ist und keine treuen Augen hat.
Der Bernhardiner ist bestattungstechnisch ebenfalls sehr preiswert, er trägt ja bereits seine eigene Urne um den Hals, die fälschlicherweise gerne als Rumfässchen bezeichnet wird. Nach dem Ableben des Tieres und einem kurzen Krematoriumsaufenthalt kann man die Bernhardinerasche dort hineinfüllen und die Urne auf den Kaminsims oder die Anrichte stellen.
Nicht jeder hat Hund, Katze oder Sittich als Haustier, manche Menschen begeistern sich auch für Chinchillas oder Nerze. Diese Tiere laufen eigentlich erst nach ihrem Tod zu großer Form auf. Je mehr man davon hat, umso größer wird das Nerzjäckchen oder der Chinchillamantel.
Sollten Sie vor Ihrem Haustier sterben, können Sie sich mit dem Hund begraben oder einäschern lassen, das spart Ihrer Familie Kosten und verkürzt dem Tier den Trennungsschmerz. Sollten Sie Pharao von Beruf sein, werden Ihnen sowieso alle Tiere und Familienmitglieder in die Pyramide mitgegeben, da sind Sie dann im Jenseits nicht allein.
Zum Glück sind bis jetzt keinerlei Tierrechte im Grundgesetz festgeschrieben, sonst könnten wir uns auf einiges gefasst machen. Tiere würden Testamente hinterlassen, ein entsetztes Herrchen erbt dann eine etwa zehntausendteilige Stöckchensammlung, die der Hund in jahrelanger Sammelarbeit angelegt hat. Oder die Katze hat sich nachts heimlich in Spielcasinos rumgetrieben und wir dürfen ihre Schulden begleichen. Oder müssen Unterhalt für eine 125köpfige Mäusenachkommenschaft zahlen.
Man muss sich außerdem vor Augen führen, dass viele Hunde, Katzen oder auch Ponys steinreich sind und über Millionen verfügen. Denn viele, von ihren Angehörigen oder Nachbarn enttäuschte Menschen vererben ihr Vermögen an ein Haustier. Vielleicht werden diese Tiere bald versuchen, Einfluss auf die Politik zu gewinnen und ihre Interessen durchzusetzen. Dann wäre es nicht ausgeschlossen, dass das Prinzip der Witwenverbrennung zur Anwendung käme, und manches Herrchen oder Frauchen müsste nach dem Tod des geliebten Kanarienvogels mit ins Gras beißen.
Der normale und deshalb natürlich auch extrem pietätlose Weg der Haustierbestattung führt über die Tierkörperbeseitigungsanlage. Hier ist Nomen aber wirklich mal Omen, denn in einer Tierkörperbeseitigungsanlage geht es tatsächlich nur um das Eine: Tierkörper zu beseitigen. Das machen sie dort den ganzen Tag, und es muss noch nicht mal wie ein Unfall aussehen. Das Tier wird zerschnitten, zerschreddert, zermalmt und klein geraspelt und zu Leim verarbeitet. Also zum Beispiel zu dem Leim, mit dem die oben erwähnten Tiersärge zusammengeklebt werden. Es kann aber auch Seife daraus werden, so dass man sich vielleicht eines Tages mit Bello oder Peterle die Hände wäscht und weiß es gar nicht. Möglich ist aber auch die Umwandlung der Haustierleiche in
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