Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
verzweifelt und wütend. Du hast mir geholfen durchzuhalten, bis Noah gekommen ist.«
Anna sah Alexander aufmerksam an und drückte seine Hand. »Das ist gut«, murmelte sie. Was hätte sie auch sonst sagen können? »Sie wissen, dass es nicht mehr lange dauert, bis wir außer Gefahr sind, Alex. Eva wird sich denken, dass es schwierig ist, mal eben so zurückzugehen. Peter hat sich angeboten, weißt du?«
Alexander blickte auf. »Nein, das wusste ich nicht. Du hast Glück, Anna. Er ist ein wunderbarer Freund und ein schlauer Mensch.«
»Das stimmt. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn gemacht hätte.« Anna griff noch einmal zu der Flasche und trank. »Richard hat ihn gebeten, zu bleiben. Sie brauchen jede Hilfe im Moment. Außer Peter käme nur noch Edmund infrage, aber auch er wird gebraucht. Viele der Krieger, die uns beschützen, sind Okeaniden. Er hat einen Boten zu seinen Eltern geschickt. Ich glaube, es ist Verstärkung unterwegs.«
Alexander stutzte und seufzte. »Was du alles weißt.«
»Eine Stunde mit Bridget in ihrer Kräuterhütte reicht.« Sie hielt Alexander die Flasche unter die Nase. »Hier, trink aus, und dann«, Anna griff nach Brot und Käse, »sollten wir wenigstens etwas von Bridgets Proviant verspeisen. Sie wird nicht gerade erfreut sein, wenn wir den vollen Rucksack wieder mit zurückbringen und ich schleppe das schwere Ding bestimmt nicht noch mal.«
Alexander leerte die Flasche und strich nachdenklich das Stück Papier glatt. »Ich glaube, ich kenne es inzwischen auswendig. Man muss zwischen den Zeilen lesen, weißt du. Sie hat Angst um mich. Sie hat sich etwas zu sehr angestrengt, fröhlich zu klingen. Und sie hat meine Nachricht verstanden.«
Anna verdrehte die Augen. Ich habe sie gefunden …
»Jaja, das hat sie wohl. Wo wir gerade beim Thema sind, warum eigentlich hast du mir deine Nachricht damals nicht anvertraut? Warum hast du sie Edmund gegeben?«
Alexander betrachtete sie amüsiert und blieb ihr eine Antwort schuldig.
»Traust du mir etwa nicht?«
»Willst du sagen, du hättest sie nicht gelesen?«
Anna schüttelte wild entschlossen ihren Kopf. »Natürlich nicht!«
Er musterte sie prüfend. »Wir sind nicht gerade in Harmonie zur Passage aufgebrochen.«
»Stimmt«, musste sie zugeben. »Und ich war noch wütender, als ich festgestellt habe, dass wir dich verloren hatten. Ich habe mich auch gesorgt«, fügte sie leise hinzu. »Du hattest es versprochen. Ich war allein. Wieder.«
Nun grinste er nicht mehr. »Ich weiß, Anna. Aber jetzt bin ich bei dir. Ich lasse dich nicht mehr allein, das verspreche ich dir. Nicht, wenn es in meiner Macht steht«, fügte er vorsichtshalber hinzu.
»Das ist es eben, Alex. Es steht nicht in deiner Macht, ebenso wenig in meiner.« Sie biss die Zähne zusammen. Wo sie schon mal dabei waren, zu beichten …
»In der Nacht, als die Bomben fielen …« Nun war es Alexander, der ihre Hand kurz presste. »Es hat verdammt lange gedauert, bis ich mir verziehen habe, dass ich nicht bei ihnen war. Peter … Peter hat mir dabei geholfen. Dann warst du verschwunden und wieder konnte ich es nicht verhindern.«
Alexander sah sie entsetzt an. »Anna, um Gottes willen! Du hast doch hoffentlich nicht dir die Schuld daran gegeben.«
»Ich konnte dich nicht festhalten, Alex«, flüsterte sie. »Irgendwann möchte ich auch mal aus eigenen Kräften etwas verändern können oder zumindest niemanden mehr verlieren …«
Alexander ließ ihre Hand los und griff entschieden nach einer weiteren Flasche. Er entkorkte sie, roch daran und schob sie Anna hin. »Jetzt ist es Zeit für den Wein, Anna.« Er ließ sie einige Schlucke trinken und fuhr dann fort. »Und nun hör mir gut zu, Anna Peters. Vielleicht merkst du es nicht, aber du entscheidest sehr wohl über dein Leben. Dass du hier bist, war deine Entscheidung, dass du mir das Leben gerettet hast, auch.« Er strich ihr sanft über die Wange. Anna öffnete protestierend den Mund, doch Alexander kam ihr zuvor. »Und manchmal, Anna, ist es nicht schlecht, jemanden anders das Steuer übernehmen zu lassen. Das nennt man dann Vertrauen. Außerdem, pass auf, was du dir wünschst, man weiß nie.«
Anna nickte stumm und blinzelte die Tränen weg, die ärgerlicherweise in ihren Augen schwammen.
Doch Alexander war das Schimmern in ihrem Blick nicht entgangen. Mit dem Zeigefinger hob er sanft ihr Kinn und küsste ihre Augen. »Im Übrigen ist Weinen nicht verboten.«
Sie lachte, während eine vorwitzige Träne
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