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Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
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bin mutterseelenallein auf der Welt. Meine Mutter würde das natürlich bestreiten, aber ich wusste, dass es die Wahrheit war. Ich konnte mich nur auf mich selbst verlassen. Von einer Freundin mal abgesehen, die knapp zweitausend Kilometer weit weg in Oregon lebte – wen gab es da schon groß in meinem Leben? Seit Davids Tod lebte ich völlig zurückgezogen und hatte mich auf niemanden mehr eingelassen, nicht mal rein freundschaftlich. Und nachdem mich Dad übers Ohr gehauen hatte …
    Nun, ein guter Freudianer wüsste dazu bestimmt einiges zu sagen, auch zu den Tränen, die ich über meine Einsamkeit vergoss.
    Aber irgendwann war die Nacht vorbei, und ich schwor mir zwei Dinge: Nie mehr billigen Rotwein … und nie mehr Selbstmitleid. Stattdessen würde ich meinem Kummer auf typisch amerikanische Art begegnen: Ich würde shoppen gehen.
    Ich verließ das Haus, um mir ein Auto zu kaufen. Da ich das Geld nun mal hatte, beschloss ich, es für ein Mazda- MX-5- Cabrio auszugeben. Als ich mit dem Verkäufer eine Probefahrt auf der Interstate 93 machte und es in ungefähr achtzig Sekunden auf 140 Stundenkilometer brachte, war ich auf Anhieb begeistert.
    »Fahren Sie immer so?«, fragte der Verkäufer ein wenig schockiert, als ich das Gaspedal durchdrückte und losraste.
    »Das ist schließlich eine Probefahrt!«, sagte ich.
    Ich bestand darauf, direkt nach Providence, Rhode Island, und zurück zu fahren, wobei ich ungestraft sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen missachtete, wohl wissend, dass ich mich zum letzten Mal wie ein böses Mädchen benahm (aber es war schließlich eine Probefahrt!). Als wir in sein Büro zurückkehrten, handelte ich den Preis um 2000 Dollar herunter.
    »Meine Gewinnspanne ist zu klein, darauf kann ich unmöglich eingehen.«
    »Das sagen alle Verkäufer«, verkündete ich, stand auf und dankte ihm für seine Zeit.
    »Ich könnte Ihnen 1000 Dollar nachlassen …«
    »Zweitausend, oder wir kommen nicht ins Geschäft«, sagte ich und fügte hinzu: »Dafür zahle ich gleich Montagmorgen in bar.«
    »Fünfzehnhundert.«
    »Danke noch mal für die Probefahrt«, sagte ich und ging hinaus. Fünf Sekunden später kam er mir nachgeeilt.
    »Okay, okay, neunzehntausend, und Sie haben den Wagen.«
    Als wir anschließend den Vertrag machten, sagte er: »Sie können tough verhandeln. Sind Sie so was wie eine Hedgefondsmanagerin?«
    »Ich suche nach einer Stelle als Anglistikdozentin.«
    »Ihre Studenten tun mir jetzt schon leid.«
    Am folgenden Montagnachmittag fuhr ich mit dem ersten neuen Wagen meines Lebens vom Gelände des Mazda-Vertragshändlers.
    Noch am selben Abend – ich saß gerade in meiner Wohnung und überlegte, was ich als Nächstes tun wollte – klingelte das Telefon. Es war Agent Ames, der fragte, ob er am nächsten Vormittag vorbeikommen könne.
    Er kam am nächsten Tag, pünktlich um elf. Als ich ihm aufmachte und ihn hereinließ, sah ich, wie er meine Studentenbude auf sich wirken ließ – und staunte, wie bescheiden ich wohnte.
    »Ich hatte etwas Standesgemäßeres erwartet«, sagte er, womit er mir gleichzeitig zu verstehen gab, dass er die Höhe meiner Abfindung kannte.
    »Ich war nur ein Trainee, Sir – und habe mich bemüht, möglichst viel von meinem Gehalt bei Freedom Mutualzu sparen.«
    »Das ist äußerst löblich. Schließlich mussten Sie schon von klein auf sparen, nicht wahr? Obwohl Sie sich da gerade ein ziemlich schickes Auto gekauft haben.«
    Ich lächelte schmallippig und fragte: »Womit kann ich Ihnen helfen, Agent Ames?«
    »Hier ist Ihr Pass«, sagte er, griff in seine Aktentasche und reichte mir das Dokument. »Was das FBI anbelangt, stehen Sie nicht länger unter Verdacht. Aber falls sich Ihr Vater wieder bei Ihnen melden sollte …«
    »… bin ich die Erste, die bei Ihnen anruft, das verspreche ich Ihnen.«
    »Freut mich zu hören«, sagte er. »Was machen Sie momentan?«
    »Ich verstecke mich in der Harvard-Bibliothek und versuche, aus meiner Doktorarbeit ein Buch zu machen.«
    »Auch das ist äußerst löblich. Die meisten Leute hätten die Abfindung von Freedom Mutual genommen und wären nach Mexiko abgehauen.«
    »Das konnte ich nicht, schließlich hatten Sie meinen Pass.«
    »Da haben Sie auch wieder recht. Und Sie bekommen ihn jetzt zurück, nicht nur weil Sie in Bezug auf Ihren Vater über jeden Verdacht erhaben sind, sondern auch, weil wir wissen, dass Sie nichts mit den Insidergeschäften zu tun haben, deren wir Freedom Mutual in den letzten vier Jahren

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