Aus der Welt
leiden würde, wenn ich das Kind nicht austrug, und dass eine niemals heilende Wunde zurückbliebe. Gleichzeitig spürte ich, dass ich dieses Kind unbedingt wollte … auch wenn es mich auf eine Art an Theo band, die mir unheimlich war.
Aber Theos Begeisterung für seine bevorstehende Vaterschaft schien keine Grenzen zu kennen. Der Typ benahm sich wie ein werdender Vater aus den Fünfzigerjahren – er spendierte Zigarren und erzählte aller Welt, dass ich schwanger war. Ohne mein Wissen rief er sogar Sara Crowe an, um ihr die frohe Botschaft zu verkünden. Ich bekam einen eher schroffen Rückruf von Sara, die sich mit ihrer besten Katharine-Hepburn-Stimme amüsiert über die Neuigkeit gab.
»Nun, ich nehme an, ich muss dir gratulieren.«
»Ich wollte dich auch schon anrufen. Aber anscheinend war Theo schneller«, sagte ich und versuchte zu verbergen, wie sehr es mich störte, dass er die Neuigkeit herumposaunte wie eine Pressemitteilung von Reuters.
»Theo war wirklich rührend«, sagte sie, wobei es ihr nicht gelang, die Ironie in ihrer Stimme zu verbergen. »Er hat mir gesagt, dass meine damalige Einladung sein Leben verändert hätte, ich solle wissen, dass er mir auf immer dankbar sein wird.«
»Verstehe«, sagte ich.
»Ich nehme an, du bist mir auch unglaublich dankbar.«
»Du brauchst gar nicht so sarkastisch zu sein, Sara.«
»Ich wusste gar nicht, dass ich sarkastisch bin, Jane. Nachdenklich vielleicht, aber na ja … es ist schließlich dein Leben.«
»Ganz genau. Es ist mein Leben. Danke für deine guten Wünsche.«
Als Theo an jenem Abend zu mir kam, sprach ich das Thema an, dass er jedem von meiner Schwangerschaft erzählte.
»Du meinst, das mit dem Baby, beziehungsweise das mit uns, ist dir peinlich?«
»Das wohl kaum. Aber … was ist, wenn etwas schiefgeht? Wenn ich eine Fehlgeburt habe …?«
»Aber das wird nicht passieren.«
»Hoffentlich nicht.«
»Was ist dann das Problem? Darf ich mich nicht laut darüber freuen? Allein, dass Sara uns miteinander bekannt gemacht hat …«
»Darum geht es nicht.«
»Worum geht es dann?«
»Ich bin einfach nur nervös, mehr nicht.«
»Alles wird gut«, sagte er und umarmte mich.
»Natürlich«, entgegnete ich.
»Wir sollten darüber nachdenken, wann ich bei dir einziehe.«
Diese letzte Bemerkung kam völlig überraschend. Als ich ihm von meiner Schwangerschaft erzählte, war klar, dass wir darüber reden müssten, wie wir langfristig leben wollten. Und da mir die weitaus größere Wohnung gehörte …
»Da du nicht so viel Platz hast – und deine Arbeitsnische zweifellos als Kinderzimmer herhalten muss, wird es mir schwerfallen, meine ganzen Sachen bei dir unterzubringen. Wie wär’s, wenn ich bei dir übernachte, aber meine Wohnung zum Arbeiten behalte?«
Ich war wirklich erleichtert über diesen Vorschlag. Das würde mein Leben nicht ganz so grundlegend verändern und uns beiden den nötigen Freiraum lassen. Denn wenn ich etwas aus der Ehe meiner Eltern gelernt hatte, dann, dass das Gefühl, in der Falle zu sitzen, der Todesstoß für jede feste Beziehung ist. Da war es wirklich toll von Theo, dass er spürte, dass wir nur davon profitieren könnten, wenn wir nicht die ganze Zeit aufeinanderhockten.
»Das halte ich für eine sehr kluge Entscheidung – danke für das Angebot«, sagte ich.
Wenige Tage nach unserem Gespräch lieh sich Theo den Transporter eines Freundes und tauchte eines Morgens mit seinen notwendigsten Besitztümern bei mir auf: mit seiner Standardkollektion von T-Shirts und Jeans, einer Lederjacke, zwei Paar schwarzen Converse-Sneakers, Unterwäsche und Socken. Das passte haargenau in die Kommode, die ich für ihn aufgetrieben hatte. Er brachte auch eine Espressokanne und seinen speziellen Edelstahl-Vakuumbehälter mit, in dem er seinen Lavazza-Kaffee aufbewahrte.
Dann beschloss er, meinen gesamten Bücherbestand alphabetisch zu ordnen. Alle Küchenregale neu zu sortieren und die Fliesen in einer Ecke der Dusche, die nie richtig verfugt worden waren, endlich in Angriff zu nehmen. Er beschloss auch, dass die Dielen im Flur mal wieder abgeschliffen werden könnten. Und …
»Wenn du anfängst, meine Unterwäsche zu bügeln, ist es aus«, sagte ich.
Er lachte nur darüber, während er meinen Kleiderschrank umräumte und jeden Abfluss desinfizierte.
»Seit wann bist du so ein begeisterter Heimwerker?«, fragte ich.
»Seit ich endlich ein richtiges Heim habe, das ich verschönern kann. Aber du hast doch nichts
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