Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
das war?«
»Ja. Es war an dem Tag, an dem ich vom Unfall meines Bruders erfuhr. Der vierzehnte September.«
Anstätter starrte sinnend zu Boden. »Dann ist es keine Theorie mehr«, erklärte er. »Dann ist passiert, was ich befürchtet hatte.«
Ferne Vergangenheit
D er Gedanke, dass das Erdöl irgendwann einmal verbraucht sein muss, ist nicht neu. Tatsächlich begleitet er die Menschen, seit das erste Mal Erdöl gefunden wurde.
Die ersten industriell ausgebeuteten Quellen in Pennsylvania waren schnell erschöpft. Wissenschaftler, die die Erfahrungswerte der ersten Jahrzehnte hochrechneten und mit den um 1920 herum bekannten, relativ begrenzten Vorkommen verglichen, kamen zu äußerst pessimistischen Voraussagen, was die Zukunft des Erdöls als Energiequelle anbelangte.
Doch die entsprechende Diskussion hatte kaum begonnen, als im östlichen Texas und später am Persischen Golf Ölfelder von derart gigantischen Ausmaßen entdeckt wurden, dass alle Vorhersagen einfach nur lächerlich wirkten. Die Ölindustrie expandierte, der Ölverbrauch stieg, und trotzdem fand man in dieser goldenen Epoche jedes Jahr mehr Öl, als man im Stande war zu fördern. Dass das alles einmal ein Ende finden könnte, geriet außer Sicht.
Der Mann, der herausfinden sollte, wie man die Zukunft des Öls tatsächlich berechnet, wurde im Oktober 1903 in dem kleinen Ort San Saba im mittleren Texas geboren, nahe den Zentren der damaligen Erdölindustrie. Sein Name war Marion King Hubbert. Schon als Kind faszinierten ihn Dinge wie Telefone oder Dampfmaschinen, und so entschied er sich für eine wissenschaftliche Laufbahn. Er studierte Geologie, Mathematik und Physik in Chicago und lehrte in den 30 er-Jahren Geophysik an der Columbia University in New York. Nebenher arbeitete er für das USGS , das geologische Forschungsamt der Vereinigten Staaten, bis er 1943 die Leitung des Forschungslabors von Shell übernahm. 1964 kehrte er ans USGS zurück, in eine leitende Stellung, die er erst im Alter von 73 Jahren aufgab.
Der erste seiner zahlreichen wichtigen Beiträge zur Geophysik war 1937 der mathematische Nachweis, dass jedes Gestein, selbst das härteste und sprödeste, unter ausreichend hohem Druck weich und plastisch reagieren kann und ungefähr die Eigenschaften von Lehm oder Schlamm aufweist, also auch fließen kann. Damit löste er ein Paradoxon hinsichtlich der Festigkeit des Gesteins, aus dem die Erdkruste besteht, das lange strittig gewesen war. In den 50 er-Jahren fand er bis dahin unbekannte geologische Konstellationen, die Flüssigkeiten unterirdisch einschließen können, was zur Entwicklung ganz neuer Verfahren für die Suche nach Erdöl und dessen Förderung führte.
Seine bedeutendste Entdeckung jedoch nahm ihren Anfang bereits 1926 . Damals noch Student in Chicago, arbeitete er über Öl- und Gaslagerstätten und fand, dass die Förderung aus einem typischen Ölfeld stets einer glockenförmigen Kurve zu folgen schien. Es war also nicht so, dass man ein Ölfeld anbohrte, über eine bestimmte Zeit hinweg eine bestimmte Menge Öl abpumpte und damit aufhörte, wenn keines mehr da war. Ein Ölfeld war kein Tank.
Tatsächlich läuft die Ausbeutung eines Ölfelds folgendermaßen ab: Zuerst muss man es finden, und durch die fündige Probebohrung kann man nur eine begrenzte Menge fördern. Doch unterdessen kartografiert man das ganze Ölfeld und bohrt weitere Quellen, sodass die Förderung schnell ansteigt; auch weil die am leichtesten zu erschließenden Quellen zuerst ausgebeutet werden. Ab einem bestimmten Punkt jedoch wird es schwieriger. Die Fördermenge beginnt, zurückzugehen, obwohl weitere Quellen gebohrt werden. Irgendwann wird man die Förderung einstellen, obwohl sich noch Öl im Boden befindet, weil es nicht mehr ökonomisch wäre oder sogar technisch unmöglich ist, es abzupumpen. Tatsächlich gibt es Lagerstätten, bei denen nur vierzig Prozent des vorhandenen Öls oder noch weniger gefördert werden können.
Die Kurve, die M. King Hubbert ermittelte, ähnelte sich bei allen Ölfeldern, die er untersuchte. Natürlich war sie bei großen Ölfeldern größer; sie dauerte länger und erreichte größere Höhen als bei kleinen Feldern. Aber die grundsätzliche, mathematisch beschreibbare Form war immer dieselbe.
Und das Fördermaximum, fand er, wird in der Regel erreicht, sobald ziemlich genau die Hälfte des Öls gefördert ist, das sich in dem betreffenden Feld befindet.
Im Jahr 1949 fiel ihm auf, dass Ölfunde einer
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