Ausgelacht
werde jetzt schlafen gehen, weil ich momentan zu betrunken bin, um Auto zu fahren», sagte Gerhard. «Später werde ich nach München zurückfahren. Und ich möchte in den nächsten Monaten nichts von dir hören oder sehen. Ist das klar?»
«Aber Papa, ich …»
«Ob das klar ist?»
«Ich …»
Gerhard stand auf. «Ende der Diskussion. Gute Nacht.» Er ging Richtung Wohnzimmer, wahrscheinlich, um sich aufs Sofa zu legen.
Britt legte die Arme auf die Tischplatte und dann ihren Kopf darauf. Nicht auch noch das.
«Das geschieht Ihnen ganz recht.» Der Harald räumte Gläser und Flaschen zusammen und siezte sie nun wieder. «Das hat Ihr Vater richtig gemacht.»
«Sind Sie mal froh, dass ich Sie nicht rausschmeiße», sagte Britt mit letzter Kraft.
Der Harald lachte. «Die Angst hab ich nicht. Sie brauchen mich. Sie allein jetzt in dieser Situation mit den ganzen Tieren und den Handwerkern, das wäre doch für Sie viel zu viel.»
Wo er recht hatte, hatte er recht. «Oh nein.» Er sah ein wenig aus wie ein glücklicher Cäsar. «Mich kriegen Sie auch so hier nicht weg. Ich kann Judo.»
Einer der Handwerker kam hinein. Sie hatte die Handwerker völlig vergessen.
«Mer scheine de Schwamm im Bad zu habbe», sagte der Vorarbeiter ohne gell. «Des haaßt im Klardext, dass mer die Kachele abschlaache müsse, gell.» Doch gell.
«Das kommt nicht in Frage», sagte Britt, die plötzlich daran denken musste, dass Handwerker ja auch bezahlt werden wollten. «Wie ist das mit der Rechnung eigentlich geklärt?»
«Ei, die Frau Grebe hat gesacht, des mache mer, wenn se widder da is, gell», sagte der Vorarbeiter und fummelte an seinem Hammer herum. «Was dann jetzt? Mittem Schwamm is nett zu spaaße, gell.»
«Von mir aus.» Britt nickte, und der Handwerker zog wieder ab.
Es klingelte. Konnte man sie nicht einfach in Ruhe leiden lassen? Und konnte der Harald bitte aufhören, sich so wichtig zu machen? Konnte überhaupt nicht alles anders werden, und zwar ohne dass sie, Britt, etwas dafür tun musste? BITTE ! Aber niemand schien ihrer stillen Bitte zuzuhören.
Julian stand vor ihr. Er sah nicht gut aus. Er sah so aus, als sei er wütend und traurig gleichzeitig.
«Hallo Britt», sagte er.
«Komm doch rein.» Sie trat zur Seite. Wie gut, dass Julian da war, er würde ihr bestimmt trotz allem helfen. Sie merkte, dass die Tränen schon wieder hochkamen.
Julian kam einen Schritt näher, nahm Britt in den Arm und drückte sie fest an sich. War das schön, war das schön.
Dann begann er sie zu küssen. Das war ja noch schöner, das war ja noch schöner. Alles würde gut werden. Julian würde die Sache in die Hand nehmen. Bestimmt würde er sich gleich für seine bösen, bösen Worte entschuldigen. Britt war froh, so unglaublich froh.
«So», sagte Julian. «Ich wollte mich nur verabschieden.»
«Wie bitte?»
«Ich fahre weg. Ich habe mich nicht krankgemeldet, ich habe mir Urlaub genommen. Ich fahre jetzt für ein paar Tage zu einem Freund.»
«Wie bitte?»
«Ich möchte mit ihm ein paar Zukunftspläne machen. Möglicherweise werde ich nämlich für längere Zeit nach Afrika ziehen und mich für den Artenschutz einsetzen und für durch Wilderer verletzte Tiere.»
«Wie bitte?»
«Ja. Mein Zug geht in vier Stunden. Deswegen muss ich jetzt auch los. Wünschst du mir viel Spaß?»
«Nein», sagte Britt. «Das ist das Allerletzte.»
«Was denn? Das war alles lange geplant.»
«Dass du einfach so abhaust und mich mit dem Mist alleine zurücklässt.»
«Hä? Diesen Mist, wie du ihn nennst, hast du dir ganz alleine eingebrockt.»
«Was kann ich denn dafür, wenn meine Eltern ihre Firma nicht im Griff haben?» Britt lief schon wieder zu alter Hochform auf.
«Meine Güte, du hast nichts kapiert, und du kapierst auch nichts. Bei dir ist Hopfen und Malz verloren, aber so was von.»
Das hatte Britt heute schon mal gehört.
«Dann geh halt», sagte sie wütend.
« DAS tu ich auch. Und dir wünsche ich, dass du mal die Augen aufmachst. Vielleicht kannst du dich dann mal selbst achten.»
«Ach, hau doch ab. Ich bereue es, dass ich mit dir geschlafen habe.»
«Ich nicht», sagte Julian traurig. «Das war wunderschön. Aber der Rest ist es eben nicht.»
Er drehte sich um und ging; Britt knallte die Tür zu.
Der konnte sie mal gernhaben.
Britt ging zurück in die Küche, ignorierte die vorwurfsvollen Blicke vom Harald, nahm ihre Jacke und verließ die Wohnung. Mittlerweile war es Abend, immer noch schön warm, und sie
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