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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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skeptisch den Kopf. »Leonie, du bist die Gutfrau, ich bin die Schlechtfrau, trotzdem schreie ich demnächst
     bei dem Wort Werner.«
    Maren suchte in ihrer Handtasche nach dem Autoschlüssel. Als sie ihn gefunden hatte, wandte sie sich mir zu.
    »Übrigens, falls du das nicht weißt, mein Mann ist Anwalt. Wenn du noch nichts unternommen hast, kann ich dir einen Termin
     bei ihm machen.«
    Ich zuckte zusammen.
    »Ich weiß noch gar nicht, ob und wann wir uns überhaupt scheiden lassen. Bei den ganzen Steuern und dem Papierkram und so.«
    Leonie sah mich entsetzt an.
    »Ich höre wohl nicht richtig. Willst du mit dem Arsch verheiratet bleiben?«
    Maren überging die Frage diskret.
    »Wie auch immer, du kannst dich bei mir melden. Kommt gut nach Hause, bis bald, tschüs.«
    Ich sah ihnen nach, dann folgte ich Leonie zu ihrem Auto.
    Während sie den Motor startete, sah sie mich an.
    »Ich hoffe sehr, dass sich deine Unentschlossenheit zum Thema Scheidung noch ändert. Du solltest aber auf jeden Fall zu einem
     Anwalt gehen, dein Steuerberater reicht nicht. Es geht auch um Versorgungsausgleich, um Erbansprüche, du hast ihn, mitsamt
     dieser Ziege, sonst noch jahrelang am Hals.«
    »Leonie, können wir das Thema bitte beenden, ich denke drüber nach. Nur nicht mehr heute Abend.«
    Sie nickte. »Na gut. Ich werde aber wieder damit anfangen.«
    Nach einer kleinen Pause fragte sie: »Was wollte Luise denn von dir?«
    |83| »Keine Ahnung, sie will unbedingt Mittwoch mit mir essen gehen. Im ›Cox‹. Ich war auch überrascht.«
    »Das ›Cox‹ ist so ein Szenelokal, sehr schick, sehr teuer, das passt zu ihr.«
    Ich dachte über Luise nach. Ich wusste nichts über sie.
    »Weißt du, wie sie so lebt? Ich kann sie mir privat überhaupt nicht vorstellen.«
    Leonie überlegte kurz.
    »Sie ist sehr zugeknöpft. Ich habe sie in Hamburg außerhalb des Stammtisches noch nie getroffen, die anderen sehe ich ab und
     zu mal zum Biertrinken oder zu Geburtstagen, sie schließt sich da aus. Judith hat erzählt, dass sie seit Jahren mit ihrem
     Freund in Eppendorf wohnt. Den kennt Judith aber auch nicht.«
    »Das ist bestimmt ein richtig guter Typ. Schöne Frauen haben meistens schöne Männer.«
    Leonie nickte. »Ich stelle mir eine riesige Altbauwohnug vor, weiß gestrichen, Designermöbel, Antiquitäten, Bulthaupt-Küche
     und der Freund sieht aus wie George Clooney und ist Galerist oder Schönheitschirurg.«
    »Leonie, bewahre deine Vorurteile.«
    »Du kannst es ja Mittwoch rausfinden. Du wirst sehen, ich bin dicht dran. Frag sie danach.«
    »Nur weil du so neugierig bist.«
    Leonie lachte, als sie in meine Straße einbog. Sie hielt vor meinem Haus, ließ den Motor laufen. »Also dann, schlaf gut, viel
     Spaß und lass dir Mittwoch Bilder zeigen.«
    Ich stieg aus.
    »Danke fürs Mitnehmen, ich rufe dich an.«
    Ich ging auf die Haustür zu und hielt Abstand zur Hecke.

|84|

    Schöner Schein
    Ich saß in der U-Bahn und beobachtete mein Spiegelbild in der Fensterscheibe.
    Meine Haare waren heute weder fluffig noch fetzig, ich hatte die Frisur nicht hinbekommen. Meine Haut sah fleckig aus, ich
     hoffte, es war das Licht.
    Das Outfit war nicht schlecht. Dorothea hatte ihren Kleiderschrank aufgeräumt und mir zwei Hosen und drei Hemden vorbeigebracht.
     Beim Blick auf die Etiketten wurde mir komisch.
    Ich ahnte, was Dorothea einmal dafür bezahlt hatte.
    Sie winkte ab.
    »Ich bekomme das alles billiger, außerdem habe ich die Sachen seit einem Jahr nicht mehr angezogen. Die müssen dann weg. Die
     passen dir doch, entweder nimmst du sie oder ich stopfe sie in die Altkleidersammlung.«
    Ich nahm sie.
    Eine der Hosen war braun, weit geschnitten, mit Taschen an den Beinen und Ziehbändern am Saum. Sie war schräg, und die Fachfrau
     Dorothea meinte, sie wäre wie für mich gemacht. Dazu gehörte ein weißes Leinenhemd.
     
    Bevor ich die Wohnung verließ, warf ich einen abschließenden Blick in den Spiegel und fand mich perfekt angezogen, der Blick
     in diese Fensterscheibe machte mich wieder unsicher.
    Edith konnte es begründen.
    »Du kannst dich noch so anstrengen, neben Luise siehst du sowieso aus wie eine Landente.«
    Charlotte fiel keine Antwort ein.
    |85| Ich seufzte und zog mir die Lippen statt mit Lippenstift mit Labello nach.
    Ich war mit einer Kollegin zum Abendessen verabredet und aufgeregt, als hätte ich eine Bühnenpremiere. Meine Unsicherheit
     ärgerte mich.
    Die perfekte Luise.
    Frauen, die so aussahen und dabei auch noch

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