Ausgerechnet den?
elf schon auf seinem Zimmer eingesperrt zu sein, einfach nicht ertragen. Also ist er meist für den Check aufs Zimmer gegangen und hat sich hinterher rausgeschlichen, um ordentlich einen draufzumachen. Die Trainer haben das natürlich spitz gekriegt. Sie haben ihm Geldstrafen aufgebrummt, ihn auf die Ersatzbank gesetzt, völlig für die Katz. Er feierte unverdrossen bis zum Abwinken. Schließlich hat er zu ihnen gesagt, sie könnten ihn entweder erschießen oder weiter verkaufen, denn ändern würde er sich nicht. Das einzige Spiel, das er in seiner ersten Saison vermasselt hat, war das, als die ihm in der Nacht zuvor ‘ne Wache vor die Tür gestellt haben. Am nächsten Tag hat er fünf
interceptions
geworfen. Danach haben ihn die Coaches in Ruhe gelassen. Sicher, im Lauf der Jahre ist er dann schon ‘n bisschen vernünftiger geworden.«
»Nicht sehr, wette ich«, murmelte sie, als gerade ihre Drinks eintrafen.
Bobby Tom hob seinen schaumgekrönten Bierkrug und prostete ihr zu. »Auf dass wir den
Sabers
ordentlich in den Arsch treten.«
»Aufs Arschtreten.« Sie stieß mit ihm an, leckte dann eine kleine Stelle im Salzrand ihres Margaritas frei und nahm ein Schlückchen.
»Miss Somerville –«
»Nennen Sie mich Phoebe.« Sie nahm noch einen Schluck. Später würde sie die zusätzlichen Kalorien bereuen, aber jetzt nicht.
»Ich schätze, es ist in Ordnung, dass wir uns beim Vornamen nennen, solange wir unter uns sind, aber da Sie ja die Besitzerin sind und so, werd ich’s nicht in der Öffentlichkeit tun.«
»Nach diesen Zeitungsfotos muss ich mir, glaube ich, nicht mehr allzu viele Sorgen um mein Ansehen machen.«
»Ja, waren die nicht toll? Haben sogar meine Schokoladenseite erwischt.« Sein Grinsen erlosch. »Sie haben das doch nicht Ernst gemeint, als Sie sagten, Sie wollten morgen nicht an der Seitenlinie stehen, oder?«
»Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Oder wir müssten uns ein neues Glücksritual ausdenken.«
»O nein. Das geht auf keinen Fall. Wir haben dieses Spiel gegen die
Broncos
zwar verloren, aber für mich war’s eins der besten in meiner Karriere. Ich spiele schon ziemlich lange Football, und wenn bei mir was funktioniert, dann bleib ich dabei. Denn sehen Sie, sobald ich da was dran ändere, fange ich an, mir über die Änderung Sorgen zu machen, anstatt auf die Zonenverteilung zu achten und zu sehen, ob ich mich frei spielen kann. Sie verstehen, was ich meine?«
»Bobby Tom, ich bin wirklich nicht verrückt drauf, in allen Montagszeitungen Bilder von uns zu sehen, auf denen wir uns küssen.«
»Ich bin überrascht, dass ich Sie überhaupt dran erinnern muss, Phoebe, aber wir spielen morgen gegen die
Sabers,
und die zu schlagen ist viel wichtiger als ein paar Zeitungsfotos. Die haben letztes Jahr den Super Bowl gewonnen. Ganz Amerika denkt, dass wir die Saison dies Jahr zum Klo runterspülen können. Wir müssen allen beweisen, dass wir das Zeug zu Champions haben.«
»Wieso?«
»Was meinen Sie mit ›Wieso‹?«
»Wieso wollen Sie unbedingt Champions sein? Wenn Sie mal darüber nachdenken, ist es ja nicht so, als würden Sie eine Medizin gegen Krebs entdecken.«
»Sie haben ganz Recht«, erwiderte er ernsthaft. »So ist es nicht. Es ist viel mehr. Schauen Sie, wir haben Gut und wir haben Böse. Darum geht’s doch. Um nichts Geringeres.«
»Ich gebe zu, ich kann Ihnen nicht mehr ganz folgen, Bobby Tom.«
Er hob den Arm, um der Kellnerin zuzuwinken, und stach dann mit zwei Fingern auf ihre Drinks. Erst da merkte sie, dass sie ihr Glas schon fast ausgetrunken hatte.
Sie vertrug Alkohol nicht besonders und wusste, dass sie einen zweiten Margarita ablehnen sollte, aber Bobby Tom war ein so angenehmer Gesprächspartner, und sie fühlte sich wohl mit ihm. Außerdem bezahlte er die Zeche.
»Also, ich seh’ die Sache folgendermaßen«, begann er ernsthaft. »Der Mensch ist von Natur aus aggressiv, stimmen Sie mir da zu?«
»Der Mann vielleicht, aber nicht unbedingt die Frau.«
An solchen Haarspaltereien hatte Bobby Tom offensichtlich kein Interesse. »Im Football kann der Mensch seinen natürlichen Aggressionstrieb rauslassen. Wenn die NFL nicht wäre, hätten wir die Russen in den letzten vierzig Jahren wahrscheinlich schon ein Dutzend Mal angegriffen. Schauen Sie, so sind wir Amerikaner nun mal. Wir sind die geborenen Arschtreter, Sie entschuldigen meine Ausdrucksweise, Phoebe. Gnade Gott dem, der uns rausfordert! Jeder weiß doch, dass das Arschtreten Teil
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