Aussortiert
sie gegebenenfalls
unterwandern kann.«
»Warum ist ein Türke
Türsteher in einem ukrainischen Club?«
»Muslimische Türken
– es gibt auch ein paar christliche, wußten Sie das? –
genießen einen guten Ruf als Türsteher, weil sie im Verhältnis
wenig Alkohol konsumieren. Es gibt zudem relativ wenige türkische Zuhälter,
deshalb herrscht zwischen Ukrainern und Türken momentan ein
entspanntes Verhältnis ohne viel Konkurrenzdenken. Die Türken
sind eher im Drogengeschäft tätig.«
Nabel freute sich, daß
das Stichwort gefallen war, ohne daß er selbst es hatte benutzen müssen.
»Dann hat der Francis-Club mit Drogen nichts zu tun?« Nabel
trug die Frage sehr beiläufig vor. König reagierte gelassen.
»Drogen finden sich überall, wo gezockt wird. Das macht den
Club ja für mich erst interessant, sonst müßten Sie sich
eher bei den Kollegen von der Sitte erkundigen. Aber daß der
Francis-Club ein florierender Umschlagplatz wäre, läßt
sich kaum behaupten. Es hat mal Razzien gegeben. Ohne erwähnenswerten
Ertrag. Kleinkram. Eigenkonsum für Goldkettenluden. Tolerierbar.«
»Sie sind in Ihrem
Dezernat doch auch für Schleuser zuständig. Insofern auch für
Zwangsprostituierte aus der Ukraine, oder liege ich da falsch?«
»Ich arbeite mit den
Kollegen von der Sitte eng zusammen, das stimmt. Ich weiß bloß
nicht, was das alles mit Ihrem Fall zu tun haben soll?«
»Weiß ich selber
nicht. Ich bin einfach nur dumm und neugierig. Wem gehört denn dieser
Club?«
König lächelte, wie
über die Fragen eines hyperaktiven Kindes. »Der Francis-Club
gehört, ach, ich weiß gar nicht auswendig wem, irgendwem, aber
dahinter steht Tschutschelow, er hat die Patenschaft, zweifellos.
Tschutschelow ist Ihnen sicher ein Begriff?«
Nabel vollführte eine
Geste, die man sowohl irgendwie als Nicken wie als Kopfschütteln
deuten konnte. Er wollte nicht vortäuschen, mehr als nur ein bißchen
zu wissen, wollte gleichfalls nicht als völlig ahnungslos gelten.
König verfiel mit Genuß
in einen belehrenden Tonfall. »Ohne Tschutschelow läuft in
dieser Stadt bei den Ukrainern gar nichts. Er beliefert Bordelle mit
weiblichem Frischfleisch, bundesweit, allerdings haben wir ihm nie
Schleusertätigkeiten nachweisen können. Dank der laschen
Visa-Vergabe der Regierung sind viele ukrainische Nutten ganz regulär
hier, angeblich freiwillig, ohne jeden Zwang. Tschutschelow ist der Pate,
dem niemand je etwas anhängen kann, weil alles, was in seinem Namen
befohlen wird, erst am Ende einer langen Befehlskette Wirklichkeit wird.
Aus dem Drogengeschäft hält er sich raus. Im Grunde ist er ein
wertkonservativer Großkrimineller, auf der Suche nach dem schönen
Schein, versessen auf gesellschaftliches Renommee. Er hat sich von der
Mutter seiner Kinder scheiden lassen, um eine verarmte deutsche Adelige zu
heiraten, die Gräfin Schönfels. Inzwischen besitzt er einen
deutschen Paß. Offiziell führt er natürlich ein
Export-Import-Unternehmen, das mit allem möglichen handelt, nur nicht
mit Menschen.«
»Interessant. Merk ich
mir.«
»Ja, aber jetzt sind
wir vom Thema doch weit abgekommen. Was immer das Thema gewesen sein mag.
So genau hat sich mir das nicht erschlossen.«
»Verzeihen Sie meine
Aufdringlichkeit. Uns leidenden Menschen ist es gegeben, in seltsamen
Nebeln zu wandern …«
»Schon gut, Nabel,
bevor Sie noch lyrischer werden: Ich stehe Ihnen immer zu Diensten. Wenn
Sie mich nun bitte entschuldigen würden …«
»Ich entschuldige Sie.
Halt, eine Frage noch!«
König sah mit gehobenen
Brauen auf. Die wirre, völlig planlose Art dieses Kommissars, Themen
mal dieser, mal jener Couleur aufs Tapet zu bringen, stieß ihn
geradezu ab.
»Wer hat die Razzia in
der Festen Burg veranlaßt?«
»Das war zufällig
ich.«
»Gab es einen konkreten
Grund? Ich meine, einem Clubbesitzer das Samstagabendgeschäft zu
versauen, das macht man doch nicht so gern in Zeiten schwächelnder
Konjunktur, oder liege ich da falsch?«
König sah Nabel für
einen Moment grimmig an, dann wandte er den Blick von ihm ab und rieb sich
das Kinn. »Lieber Kollege, das geht Sie offen gesagt nichts an. Ich
will Ihnen dennoch antworten: Ja, es gab einen konkreten Grund. Den
Hinweis eines unserer V-Männer, an diesem Abend würde im Club
was Größeres laufen. Mehr bekommen Sie nicht aus mir raus.«
Nabel grinste. »Dann
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