Avanias der Große
Erlaubnis dazu geben.“
„Ihr baut weiter an den Belagerungstürmen! Wir müssen weiterhin den Schein wahren!“
Der junge Heerführer kam an mehreren Lagerfeuern vorbei, an denen Gruppen von sechs bis zwölf Soldaten saßen und über Dieses und Jenes lachten. Für die Verwundeten hatten sie breite Zelte errichtet und einige Männer kümmerten sich speziell um sie. Er konnte einige verwundete Männer in den Zelten schreien hören. Sein Herz zog sich zusammen.
Er hatte Mitleid mit diesen Männern. Sie litten an Schmerzen, die sie sich in einer Schlacht zugezogen hatten, deren Urheber er selbst war. Daher gab er sich selbst die Schuld an allem Elend.
Einige der Soldaten erkannten ihren Oberbefehlshaber und erhoben sich, um ihn zu begrüßen. Er gab ihnen ein Handzeichen, sich wieder zu setzen und nicht hinauszuposaunen, dass er sich unter das Heer mische. Nach einer Weile traf er zwei Männer an. Sie saßen neben drei anderen Männern, die sich nach der Begrüßung wegsetzten.
Der Eine von ihnen, Parakis, hatte eine leichte Streifwunde am rechten Oberarm. Sie diskutierten kurz, was sie die letzten Tage erlebt hatten. Dann kam Avanias zu seinem Anliegen und holte Dinjakis' Tuch heraus. „Ich habe ihn getroffen und ich glaube fest an ihn. Er ist ein wahrer Prophet!“
Die beiden Soldaten schauten sich nichts sagend gegenseitig ins Gesicht. Sie waren gerührt, genauso wie es Avanias war.
„ Hat er ein Wunder an Euch getan?“, fragte Parakis ihn.
„ Ja, das hat er! Er hat mir die Augen geöffnet.“
Der Andere, Olakis, und Parakis konnten sich darunter nichts vorstellen, aber sie nahmen es einfach so hin.
„Dies ist ein Stück seines Gewandes, das er mir gegeben hat. Er sagte: Mit diesem Tuch wirst du siegen! Ich sehe dieses Tuch als ein Symbol seiner Gegenwart an. Ich weiß, dass ihr ihn auch anerkennt. Daher bitte ich euch, euch auch solch ein weißes Tuch zu beschaffen und es an eurem Gewand zu hängen! Oder wo ihr es sonst tragen wollt.“
„ Wir werden Eurem Beispiel folgen, Majestät!“
Er erzählte ihnen ausführlich von seiner Begegnung mit Dinjakis.
„Ich möchte, dass ihr diese Geschichte weitererzählt und verkündet, dass Dinjakis der wahre Prophet des einzigen, des nur einen wahren Gottes ist! Und tragt ihnen auf, solch ein weißes Tuch am Körper zu tragen!“
Die beiden Soldaten gaben ihr Versprechen, dies zu tun.
„Falls aber einer von euch nicht glauben sollte, tragt es ihm nicht nach! Sie sollen nur aus freien Stücken zum wahren Glauben finden!“
Er bedankte sich und verabschiedete sich danach von ihnen.
Magria sollte dieser Frau, die sie kaum kannte, unendlich dankbar sein. Sie hatte nicht erahnen können, dass Böntschakis insgeheim auch ihre Hinrichtung plante.
Palanie nutzte den richtigen Zeitpunkt des Tages, um Magria in ihren Gemächern aufzusuchen, wo Böntschakis unterwegs und beschäftigt war und nichts von ihrem Verrat ahnen würde. „Er hat es mir gestanden. Er will auch dich hinrichten, Kleines. Ich weiß nicht, woher es kommt, aber ich empfinde irgendwie Mitleid für dich. Du magst einige schlimme Taten begangen haben, aber im Herzen bist du bestimmt ein guter Mensch!“
Palanie konnte natürlich nicht in ihre Seele schauen und sehen, dass das nicht stimmte und Magria tief in der Seele wirklich so war, was die meisten Menschen seit geraumer Zeit von ihr dachten.
„Ich danke Euch, Majestät! Das hätte ich nie erwartet. Ich dachte, der König mag seinen Sohn und mich. Wie man sich täuschen kann!“
„ Ja, in der Welt ist das Meiste nur Lug und Trug! Dümnakis ist rebellisch. Er stand einige Male kurz davor, seinen Vater zu töten.“
„ Warum hat er es nicht getan?“
„ Es ist nicht richtig.“
„ Was schlagt Ihr vor, was ich jetzt machen soll?“
„ Am besten Ihr flieht!“
„ Aber wohin? Mein Bruder wird mich nicht aufnehmen! Dümnakis ist genauso in Gefahr. Wir müssen zusammen fliehen!“
„ Auch ich werde in Gefahr sein, wenn ihr fort seid. Ich habe aber lange genug gelebt und ein gutes Leben geführt. Ich habe es satt, den ganzen Tag nur da zu sitzen! Ich wollte endlich mal etwas Sinnvolles machen! Wenn ich mit meinem Leben das Eure retten kann, dann hat mein Leben einen Sinn gehabt!“
„ Ihr seid sehr gütig! Ich danke Euch vielmals!“
Magria musste nun wieder ihre Pläne ändern. Sie musste schnellstmöglich aus dem Hofe fliehen. Sie hätte auch ein Mordkomplott gegen den König schmieden können, aber damit hätte sie nur ihrem
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