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Avanias der Große

Avanias der Große

Titel: Avanias der Große Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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ausgehalten hat.“
    Der König gaffte nur schockiert. „Was?“

    „ Ich weiß, wie du dich fühlen musst. Ich musste das auch durchmachen. Wenn du mich brauchst, brauchst du es nur zu sagen.“
    Konnte dieser kleine Flüchtling von Schmied wirklich Avanias' Gefühle nachvollziehen? Jetzt begriff der Thronfolger, er kannte diesen kleinen Raufbold doch gar nicht. Wer war dieser Lumkin eigentlich? Aber jetzt spielte das keine Rolle mehr, denn der Prinz brauchte einen Freund zum Reden.
    „So ist das Leben, mein Freund. Es ist voller Überraschungen, voller Wendungen, tragischer Wendungen, aber auch voll von schönen Momenten. Wir dürfen nicht zurückschauen, wir müssen nach vorne schauen. So ist das Leben.“
    „ Aber worin soll da der Sinn stecken?“
    „ Du fragst nach dem Sinn des Lebens? Den gibt es nicht, glaub mir. Ich selbst aber verschwende keine großen Gedanken darüber. Ich lebe einfach so in den Tag hinein.“
    „ Einfach so? Wie machst du das?“
    Lumkin hatte sich verplappert. Er wollte eigentlich Avanias nur aufmuntern, irgendetwas sagen, was ihn ablenken würde. Nun wusste er nicht mehr, wie er fortfahren sollte. Er war kein Mann großer Worte und komplexe Gedankengänge waren ganz und gar nicht seine Stärke. „Du hast zwei entzückende Schwestern. Versuch doch etwas mit ihnen zu unternehmen. Vergiss nicht, du bist ein Prinz. Ich dagegen bin nur ein einfacher Schmied, ein Habenichts.“
    Avanias musste nun lachen. Lumkin erfreute es, sein Ziel erreicht zu haben. Der Prinz sprach wieder sanft: „Wie findest du meine Schwestern?“
    Mit dieser Frage hatte Lumkin nicht gerechnet. Er schaute zur Seite, er wurde verlegen und stotterte nun: „Sie, sie sind ganz nett. Ja, sie sind sehr hübsch.“
    „Ein Jammer, dass sie ihre ganze Zeit hier innerhalb dieser Palastmauern verleben müssen.“
    „ Ja, ein Jammer. Wie ich schon sagte, ihr alle solltet etwas gemeinsam unternehmen.“
    Sassanias' Sohn nickte. „Ja, du hast Recht. Weißt du, ich habe viel nachgedacht. Diese Unterdrückung durch die Palparen können wir nicht länger hinnehmen. Wir müssen etwas dagegen unternehmen. Ich dachte da an einen Feldzug.“
    Lumkin schaute verwundert. „Ein Feldzug? Gegen die Palparen?“
    „ Ja, genau. Wir suchen uns einige Verbündete im Osten und Westen. Viele werden sich uns anschließen, da bin ich mir sicher.“
    „ Mit unternehmen meinte ich eigentlich etwas ganz Anderes.“
    Sie starrten sich gegenseitig nichtssagend an. Avanias hob an, doch da platzte plötzlich sein Vater herein und schnaufte. „Vater, was habt ihr?“
    Der Prinz stand auf, um Sassanias abzustützen.
    „ Nein, mir geht es gut. Ich wollte dir nur ausrichten, dass Malgarias da ist.“

    Böntschakis war wahrlich ein Mann von Welt. Er wusste schon lange nicht mehr, was Hemmnis und Scham waren. Alles wollte er genießen, das Leben voll auskosten. Und das auch, wenn andere Menschen stark darunter litten. Ihm war es völlig egal, Hauptsache er hatte seinen Spaß dabei. Einen Abend nach der schrecklichen Vergewaltigung des Mädchens lud er Götschmin zu sich in den Nebenraum seines Harems ein. Der Nebenraum war quadratisch angelegt, der Boden aus feinstem Marmor. Böntschakis wies die Maurer an, eine Art Rundbank aus Marmor hier anzufertigen. So konnten mehrere Menschen, in der Regel er und die Frauen des Harems, dort sitzen und jeder den Anderen beobachten. Oder man lag auf dem Boden, dann würde man auch genau gegenüber den Anderen sitzen. Wie oft schon hatte Böntschakis sich hier mit den Sklavinnen amüsiert. Regelmäßig hielt er seine Orgien ab. Das Volk aber bekam von alledem sehr wenig zu Ohren, da ein jeder Angst vor diesem skrupellosen Diktator hatte. Insgeheim aber sprach man darüber und wusste Bestens Bescheid über Böntschakis' äußerst ausschweifendes Leben. Dieser Raum und der großflächige Harem mit all seinen Innenräumen waren für Böntschakis sein Ein und Alles. Mehrere Eunuchen überwachten abwechselnd die Eingänge. Noch nie konnte eine der Frauen fliehen, und die Räume betreten, durfte man nur mit der Erlaubnis des Herrschers selbst.
    Nur in sehr dringenden Fällen durfte die Tür geöffnet und Böntschakis bei seinem Vergnügen gestört werden. War der Anlass von geringerer Bedeutung, ließ er den Wächter kurze Zeit später hinrichten. Dies war aber bisher nicht der Fall gewesen. Im Gegenteil, die Eunuchen hatten sich als sehr loyale und pflichtbewusste Soldaten des Böntschakis erwiesen. Einst waren sie

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