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Axis

Axis

Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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um Bodenhaftung kämpften. Ihr Vater war Collegeprofessor gewesen. Bevor er verschwand. »Dass es sich bei ihnen um ein System selbstreproduzierender Maschinen handelt, das in den kalten Teilen der Galaxis lebt, an den Rändern planetarischer Systeme. Mit einem extrem langsamen Stoffwechsel, der sich von Eis nährt und Information erzeugt…«
    »Wie die Replikatoren, die wir während des Spins ausgeschickt haben.«
    »Genau. Selbstreproduzierende Maschinen. Die aber Milliarden von Jahren der Evolution hinter sich haben.«
    Waren das die Themen, über die sich Collegeprofessoren mit ihren Töchtern unterhielten? Oder redete sie nur irgendetwas, um gegen die Panik anzukämpfen? »Und was willst du damit sagen?«
    »Vielleicht ist das, was jedes Jahr um diese Zeit in die Atmosphäre fällt, nicht einfach nur Kometenstaub. Vielleicht sind es…« Sie zuckte mit den Achseln.
    »Tote Hypothetische«, ergänzte er.
    »Na ja, klingt ein bisschen hirnverbrannt, wenn du es so ausdrückst.«
    »Als Theorie ist es so gut wie alles andere. Ich will gar nicht den Skeptiker rauskehren. Aber wir haben noch nicht einmal einen Beleg dafür, dass das, was da herunterkommt, aus dem Weltraum stammt.«
    »Zahnräder und Röhren aus Asche? Wo sollten sie sonst herkommen?«
    »Betrachte es mal von einer anderen Seite. Dieser Planet ist erst seit drei Jahrzehnten besiedelt. Wir reden uns ein, dass hier alles erforscht und weitgehend verstanden ist. Aber das ist Unfug. Es wäre falsch, vorschnelle Schlüsse zu ziehen – egal, in welche Richtung. Selbst wenn dieses Ereignis von den Hypothetischen verursacht wurde, wäre damit noch nichts erklärt. Seit dreißig Jahren haben wir jeden Sommer einen Meteorschauer – und noch nie hat es so etwas wie das hier gegeben.« Die Scheibenwischer türmten Staub an den Rändern der Windschutzscheibe auf. Turk sah Leute auf den Gehsteigen, einige rannten, andere suchten Schutz in Hauseingängen. Aus den Fenstern spähten besorgte Gesichter. Ein Polizeiauto fuhr unter Einsatz von Blaulicht und Sirene an ihnen vorbei.
    »Es könnte doch sein, dass irgendwo, wo wir es nicht sehen können, etwas Ungewöhnliches geschieht.«
    »Ja, es könnte sein, dass der Himmelshund seine Flöhe abschüttelt. Es ist einfach noch zu früh, etwas zu sagen, Lise.«
    Sie nickte missmutig und bog in die Parkgarage des Hauses ein, in dem sie wohnte, ein Betonturm, der aussah, als sei er direkt aus Dade County hierher transplantiert worden. Unten in der Garage gab es keinen Hinweis auf das, was draußen vor sich ging, nur ein oder zwei Staubkörner, die in der unbewegten Luft hingen.
    Lise zog ihre Sicherheitskarte durch den Fahrstuhlschlitz. »Wir haben’s geschafft.«
    Ja, bis hierher, dachte Turk.

 
4
     
     
    Lise fand für Turk einen Bademantel, in den er einigermaßen hineinpasste, und sagte ihm, er solle seine Kleidung in die Waschmaschine stecken für den Fall, dass der daran noch hängende Staub in irgendeiner Form giftig sei. Währenddessen sprang sie schnell unter die Dusche. Als sie ihre Haare ausspülte, sammelte sich graues Wasser um den Abfluss. Ein Vorzeichen, dachte sie, ein böses Omen: Wer weiß, vielleicht hört der Ascheregen nicht mehr auf, bis Port Magellan darunter begraben ist wie einst Pompeji. Sie blieb unter der Dusche stehen, bis das Wasser wieder klar wurde.
    Zweimal flackerte das Licht, bevor sie fertig war. Das Stromnetz in Port Magellan war noch immer recht unausgereift, vermutlich gehörte nicht viel dazu, einen lokalen Transformator außer Betrieb zu setzen. Sie versuchte sich vorzustellen, was passieren würde, wenn der Sturm (falls man ihn wirklich so nennen konnte) noch einen Tag – oder zwei oder mehr – andauerte. Eine ganze Stadt in Dunkelheit geworfen. Rettungsschiffe der UN im Hafen. Soldaten, die Überlebende evakuieren… Nein, es war besser, sich das alles nicht vorzustellen.
    Sie schlüpfte in saubere Jeans und ein Baumwollhemd, und als sie zu Turk ins Wohnzimmer kam, brannten die Lichter noch immer. Einigermaßen verlegen, aber auch gefährlich sexy, saß er dort in ihrem alten Flanellmorgenmantel. Diese unglaublich langen Beine mit der einen oder anderen Narbe aus dem Leben, das er geführt hatte, bevor er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Leute über die Berge zu fliegen. Er hatte ihr erzählt, dass er als Matrose auf einem Handelsschiff hier eingetroffen war und seine erste Arbeit in der Neuen Welt bei der Saudi-Aramco-Pipeline gefunden hatte. Große kräftige Hände hatte

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