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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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sich wenig angetan von der offensichtlichen Zuneigungsbekundung. Mit ihrer großen Hand umfasste sie die Schnauze des Hunds und sah streng auf Urd herab. »Wenn deine Zunge auch nur in meine Nähe kommt, mache ich aus deinen Ohren Glücksbringer für Schlüsselanhänger, klar?«
    »Bitte versuch nicht, meinen Hund zu ermorden«, sagte Tom von der Tür aus.
    Für einen Moment konnte Babel seine Erleichterung erkennen, als er Tamy sah. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein vorsichtiges Grinsen.
    »Dein Hund hat ein Problem mit dem persönlichen Bereich eines Menschen«, erwiderte Babel. »Darüber hinaus verwechselt er uns alle mit Kauknochen.«
    »Es ist ein Zeichen seiner Zuneigung.«
    Angewidert schüttelte sie den Kopf. »Es ist vor allem ein Zeichen für regen Speichelfluss.«
    Amüsiert trat Tom neben sie. Seine dunkelbraunen Locken waren zu einem Zopf gebunden und ließen die unzähligen Ringe in seinen Ohren frei. Er trug eine ausgeblichene Jeans, die an den Oberschenkeln Flecken aufwies, ebenso wie das T-Shirt. Unter seinen Ärmeln kamen die Tätowierungen zum Vorschein, die seinen gesamten Oberkörper bedeckten. Es waren keltische Tiersymbole, die sich hervorragend eigneten, um mit der Zunge an ihnen entlangzufahren, wie Babel festgestellt hatte. Tom strahlte die Zähigkeit eines Mannes aus, der es gewohnt war, körperlich hart zu arbeiten, und durch den abgewetzten Stoff konnte man seine Muskeln gut erkennen.
    Er besaß die leuchtenden Iriden seines Volkes, deren Muster komplexer waren als die normaler Menschen und die über hypnotische Kraft verfügten. Darin lag ihre größte Kraft, denn sie konnten die Menschen noch immer beeinflussen wie die Alben der alten Zeit. Selbst als sie die Wälder verlassen hatten und in die Städte gekommen waren, hatte sich daran nichts geändert.
    Damit hatte Tom es auch geschafft, der Staatsanwaltschaft ein glaubwürdiges Motiv für Mikhails Morde an den Plags einzureden, schließlich würde die Wahrheit vor Gericht keinen Bestand haben.
    Wie immer, wenn sie ihn sah, überkam Babel eine Wärme, die sie staunen ließ und die nicht unbedingt etwas mit seinem attraktiven Körperbau zu tun hatte. Obwohl sie sich erst wenige Wochen kannten, war sie inzwischen so an seine Anwesenheit gewöhnt, dass sie sich kaum vorstellen konnte, wie es sein würde, wenn er in seinen Zirkuswagen in der Wagenburg zurückkehrte.
    Ein erschreckender Gedanke für jemanden, der sich bisher für einen typischen Einzelgänger gehalten hatte.
    Dabei war es nicht schwierig, sich in einen Plag zu verlieben, das passierte ständig irgendwelchen Leuten, auch der einen oder anderen Hexe, einfach weil sie so verdammt anziehend waren – aber ihn ernsthaft zu lieben, war etwas anderes.
    »He«, sagte Tom und gab ihr einen Kuss. Dabei schaute er ihr in die Augen, und wie schon so oft wunderte sie sich darüber, dass die Existenz der Albennachkommen nicht längst aufgeflogen war. Wenn man genau hinschaute, sah man den Plags deutlich an, dass sie keine normalen Menschen waren.
    Plötzlich war neben ihnen ein Räuspern zu hören. Tamy hatte sich von der Couch erhoben und verabschiedete sich mit einem knappen: »Ich hau ab.«
    Tom hob die Hand, während er den Arm noch um Babel geschlungen hatte, und wieder einmal stellte sie überrascht fest, wie gut er sich mit Tamy verstand. Dabei war sie anderen Männern gegenüber eher skeptisch eingestellt. Doch für den Plag schien sie eine Ausnahme zu machen.
    »Ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst«, sagte sie noch, bevor sie Urd ein letztes Mal auf die Seite klopfte, die ihr mit hängenden Ohren nachsah.
    Babel lauschte, wie die Tür ins Schloss fiel, dann wandte sie sich wieder an Tom, dessen Hände inzwischen auf ihren Hintern gerutscht waren und sich dort offenbar wohlfühlten.
    »Wie geht’s voran?«, fragte sie, und er grinste schwach.
    »Ganz gut. Ich denke, in zwei Wochen können wir wieder in die Wagen einziehen. Im Moment fehlt uns noch die Wasserversorgung. Die Stadtwerke haben den Hahn noch nicht aufgedreht, und es gibt noch ein bisschen Ärger mit den Nachbarn, aber das war ja nicht anders zu erwarten. Die haben gedacht, sie wären uns endlich los, und nun kommt das Pack mit den Bauwagen und der liederlichen Lebensweise zurück.«
    »Ihr bedroht nun mal die Vorstellung vom ordentlichen deutschen Leben. Wer nicht in einem Haus wohnt, ist von Grund auf suspekt, das ist doch klar.«
    »Von uns hat wenigstens keiner einen Dämonenpapagei.«
    Beleidigt rümpfte sie die

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