Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
Nase. »Ehrlich, ich weiß nicht, warum jeder so auf diesem Thema herumreitet.«
»Möglichweise weil, na ja …« Er klopfte ihr auf den Hintern. »… in dem Papagei ein Dämon steckt?«
»Kleinigkeiten, Kleinigkeiten.« Sie wurde wieder ernst. »Denkt ihr, dass sich die Leute beruhigen werden?«
»Warten wir’s ab. Es gab ein paar Probleme während der Nacht, verschwundene Sachen, zerschlitzte Autoreifen …« Er zuckte mit den Schultern. »Ein paar von den Jungs wollen sich auf die Lauer legen und den Verursachern eine Abreibung verpassen, aber das lässt den Streit nur eskalieren.«
Nachdenklich runzelte Babel die Stirn. Der blaue Himmel am Morgen hätte ihr wirklich eine Warnung sein sollen, er hatte einfach zu freundlich ausgesehen. Das Gefühl, dass da etwas auf sie zukam, kehrte schlagartig zurück.
Herrje, sei doch nicht immer so ein Miesepeter. Das hält ja keiner aus.
Um sich von ihren trüben Gedanken abzulenken, fasste Babel nach Toms Hand und führte ihn aus dem Zimmer. Auf der Treppe nach oben sagte sie: »Ich glaube, wir brauchen beide eine kleine Pause.«
»Warum, was war denn bei dir los?«
»Erzähl ich dir später. Jetzt zeige ich dir erst mal, was man mit einem Taschentuch, einem Gürtel und ein bisschen Magie im Bett alles anstellen kann.«
»Ist das so eine MacGyver-Sache?«
Sie grinste. »Besser. Das hier funktioniert sogar im echten Leben.«
Er fasste sie um die Hüfte und trug sie den Rest des Wegs bis ins Schlafzimmer, wo sie für eine Weile die Welt vergaßen, während Urd vergeblich an der Tür kratzte.
4
Danach lagen sie erschöpft und zufrieden nebeneinander, und Babel lauschte ihrem eigenen Herzschlag. Ihre Hand zeichnete träge die Symbole auf Toms Brust nach, während sich sein Energienetz mit ihrem verband. Sie konnte das besondere Muster der Plags erkennen, das sich auf ihrer Haut ein bisschen wie Wasser anfühlte. In Tom waren die albischen Energien noch stark; auch das machte ihn zu etwas Besonderem.
»Sag mal, wie stark ist die albische Linie eigentlich in dir?«, fragte sie, während ihre Hand langsam nach unten wanderte.
»Was meinst du?«
»Wer sind deine Eltern? Ich weiß, dass du nicht bei den Plags aufgewachsen bist, trotzdem ist die albische Energie in dir stark.«
Er lachte leise. »Mein Großvater war ein Alb.«
»Du machst Witze.« Sie stützte sich auf einen Ellbogen und sah auf ihn hinab.
Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Aber es gibt nur noch wenige echte Alben, die …«
»Fleisch werden?«
»Ja. Ich meine, das ist doch höchstens hundert Jahre her. Wo ist das denn passiert?«
»Im Wasjuganmoor nördlich von Tomsk. Ganz unberührt war die Natur da zwar auch nicht mehr, es hat aber trotzdem gelangt.«
»Sibirien?« Fassungslos starrte sie ihn an.
Er winkte ab, als wäre das eine ganz alltägliche Sache. »Meine Großmutter hat sich in diesen stillen jungen Mann verliebt, von dem keiner wusste, wo er plötzlich herkam. Eines Tages war er einfach am Dorfrand erschienen. Mein Vater ist dann nach Deutschland ausgewandert. Hier hat er auch meine Mutter getroffen. Ende der Geschichte.«
»Faszinierende Geschichte.« Sie ließ sich wieder ins Kissen zurückfallen. Diese Information musste sie erst mal verdauen. »Weißt du eigentlich, was man mit deiner Energie in Ritualen alles anstellen könnte? Ich meine, für magisch Aktive sind die so was wie Koffein.«
Er beugte sich über sie. »Muss ich mir Gedanken machen?«
Lächelnd fuhr sie mit den Fingern über seine Wange, und auf einmal war sie da, diese Idee.
»Zieh bei mir ein«, sagte sie in die Stille hinein. »Ich meine, nicht nur, bis die Wagenburg wieder aufgebaut ist, sondern auch danach. Bleib hier.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass du der Typ bist, der so schnell zusammenzieht«, sagte er, und sein Blick wurde ernst.
»Bin ich auch nicht.«
»Bist du sicher, dass du mich hierhaben willst, weil du mich öfter sehen willst?« Mit dem Daumen strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
»Was sollte ich sonst damit bezwecken?«
»Ich weiß, was du denkst, Babel. Clarissa wird die Sache mit Mikhail nicht auf sich beruhen lassen, und du glaubst, wenn ich in deiner Nähe bin, kannst du auf mich aufpassen. Genauso wie du auf Karl und Mo aufpassen willst.«
»Auf Mo sicher nicht, diese kleine Kröte.«
Er zog sie am Ohrläppchen. »Komm schon, ich kenne dich. Und deine Sorge ehrt dich, aber ich bin ein großer Junge, ich kann auf mich aufpassen.«
»Ich weiß, dass du auf dich
Weitere Kostenlose Bücher