Baccara Collection 186
durchgesessenen Sofa im Wohnraum, direkt neben dem Holzofen geschlafen. Das war zwar der wärmste Platz im ganzen Haus gewesen, hatte aber den Nachteil gehabt, dass sie nachts hatte aufstehen müssen, um das Feuer zu schüren.
Meg stellte sich ans Fenster, das zur Rückseite des Hauses zeigte. Sie sah auf einen gepflegten Rosengarten und einen perfekt getrimmten Rasen hinunter. Doch am meisten beeindruckte sie der Swimmingpool. Das war doch etwas ganz anderes als der Bach hinter der Scheune auf ihrer Farm, der das ganze Jahr über entweder eisig kalt oder völlig verschlammt war. Das kristallklare Wasser dieses Pools verhieß Abkühlung, Entspannung und jede Menge Spaß.
Was für ein Leben Nikki hier hatte. Welch gewaltiger Unterschied zu ihrem eigenen. Was würden ihre beiden Brüder wohl zu Nikki sagen? Die beiden ahnten nichts von Megs Auftrag. Meg hatte ihrer Mutter versprechen müssen, niemandem etwas zu verraten, ehe sie Nikki nicht selbst gesehen hatte. Ihre Brüder vermuteten sie auf dem Weg nach Fort Worth, wo sie sich Arbeit suchen wollte. Nun, das hatte sich einstweilen erledigt, und sie musste ihnen schleunigst darüber berichten.
Junge, Junge, noch einmal sah sich Meg in ihrem neuen Zimmer um, nie im Leben werden die mir glauben, wo ich da gelandet bin!
Unvermittelt drängte sich das Bild ihres Vaters in ihre Gedanken. Viel hatte sie nie übrig gehabt für diesen alkoholsüchtigen Faulenzer. Er starb, als sie ein Teenager gewesen war.
Nach seinem Tod hatte sie als Älteste ihre Mutter nach Kräften unterstützt. Die Farm hatte kaum etwas abgeworfen, aber Meg war stets bestrebt gewesen, den erniedrigenden Gang zum Sozialamt zu vermeiden. Deshalb hatte sie unermüdlich gearbeitet, um die Familie über die Runden zu bringen. Neben ihrer Plackerei auf der Farm hatte sie jeden Job angenommen, den sie hatte ergattern können. Unter großen Opfern war es ihr gelungen, den Hof zu bewirtschaften und gleichzeitig ihren Brüdern eine solide Ausbildung zu ermöglichen. Darauf war sie sehr stolz.
Dieses Leben war Nikki erspart geblieben. Aber wenn sie auch nicht wusste, was es hieß, arm zu sein, so hatte sie doch erfahren, was es bedeutete, geliebte Menschen zu verlieren. Meg konnte ihr helfen und war überzeugt, dass sie die richtige Entscheidung gefällt hatte.
Ein leises Klopfen riss sie aus ihren Grübeleien. Eine rundliche ältere Frau mit weißen Haaren steckte den Kopf zur Tür herein.
„Guten Tag. Ich bin Dora, Haushälterin, Köchin und Mädchen für alles.” Sie lächelte freundlich. „Linc sagt, dass Sie eine Weile bei uns wohnen werden. Kann ich irgendetwas für Sie tun?”
Meg erwiderte ihr Lächeln. „Nein, im Gegenteil. Kann ich Ihnen vielleicht beim Kochen zur Hand gehen?”
Doras Augen funkelten belustigt. „Lieber nicht. Aber ich würde mich freuen, wenn Sie mir in der Küche Gesellschaft leisten.” Nach einem kurzen Blick auf eine Tür weiter hinten im Gang fügte sie hinzu: „Mit dem gnädigen Fräulein ist so schnell nicht zu rechnen, und das ist besser so. Mit ihren Launen raubt sie mir den letzten Nerv.”
Beim Abendessen saß Meg einer mürrischen Nicole gegen über, die stumm in ihrem Kartoffelpüree manschte. Linc war zu sehr mit Doras köstlichem Schmorbraten beschäftigt, um Konversation zu betreiben, aber das störte Meg nicht weiter. Ihr selbst hatte es den Appetit verschlagen. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie sich mit einer Lüge in diese Familie eingeschlichen und eine Aufgabe übernommen hatte, der sie möglicherweise nicht gewachsen war.
Zerbrich dir nicht den Kopf, ermahnte sie sich streng. Wichtig ist jetzt vor allem, dass du deiner Schwester über ihre Probleme hinweghilfst.
„Ich würde mich nach dem Essen gerne mit dir darüber unterhalten, wie wir vorgehen wollen”, schlug sie dem Mädchen vor.
Der Teenager blickte überrascht vom Teller auf und bedachte sie mit einem grimmigen Blick. „Sie sind doch die Lehrerin. Lassen Sie sich selbst was einfallen.”
„Aber Nikki!” mischte sich Linc ein. „Miss Delaney will dir doch helfen.”
„Bitte nennen Sie mich Meg.”
Nikki sprang auf. „Mit Ihnen spreche ich sowieso nicht. Ich habe Sie nicht eingeladen! Verschwinden Sie doch einfach wieder!”
Auch Meg erhob sich, doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben. „Ich verschwinde nicht, Nicole”, widersprach sie, „ich werde dich unterrichten. Damit wirst du dich abfinden müssen.”
Das Mädchen kämpfte mit den Tränen. Doch dann schlug ihre
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