Baccara Collection 186
Ärmel zu fassen. Das Mädchen weinte.
„Du hast ja Recht, ich kenne euch kaum. Ich weiß nur, dass du das Gefühl hast, allein dazustehen. Aber das stimmt nicht.”
Eine mit Mascara gefärbte Träne kullerte an der Wange des Mädchens hinab.
„Ich will dir helfen. Lass mich deine Freundin sein.”
Ehe die nächste Träne floss, nahm Meg ihre Schwester fest in die Arme. Endlich gab die Kleine ihren Widerstand auf, vergrub den Kopf an Megs Schulter und begann herzzerreißend zu schluchzen.
Auch Meg kämpfte mit den Tränen. Sie war traurig, weil sie so lange Zeit nichts von ihrer Schwester geahnt hatte. Sie trauerte um ihre Mutter, die lieber ihr Kind hergegeben hatte, als sich ihrem Ehemann zu widersetzen. Und sie trauerte mit diesem verstörten jungen Mädchen, das sich so einsam und verlassen vorkam.
Endlich trockneten Nikkis Tränen, und sofort wand sie sich aus der Umarmung. „Ich gehe zurück”, verkündete sie.
Meg nickte. „Hast du Lust, später mit mir zum Essen zu gehen?”
Erst wollte das Mädchen begeistert zustimmen, doch sie bremste sich gerade rechtzeitig. „Wegen mir müssen Sie sich keine Umstände machen. Überstunden zahlt mein Bruder nicht”, sagte sie, riss sich los und stürmte davon.
Meg ließ sie laufen. Nikki wollte jetzt sicher allein sein, und auch sie selbst brauchte dringend eine Verschnaufpause. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte Nikki alles über ihre Beziehung verraten. Kopfschüttelnd kletterte Meg noch einmal auf den Zaun, um eine anmutige schwarze Stute zu beobachten, die mit ihrem Fohlen über die Weide galoppierte. Wenn das Leben nur so einfach wäre.
Gegen zehn Uhr an diesem Abend stand Linc an der Terrassentür und beobachtete Meg, die mit anmutigen Bewegungen ihre Bahnen im Pool zog. Als sie am Beckenrand wendete, tauchte ihr hübscher Po an der Oberfläche auf. Linc schnaubte verächtlich.
Tief bist du gesunken, dachte er. Als Schüler hatte er zusammen mit seinem Freund Jimmy Perkins ein Loch in der Wand zur Umkleidekabine der Mädchen entdeckt und ihnen heimlich nachspioniert. Doch seitdem hatte er das nicht mehr nötig gehabt.
In diesem Augenblick stieg Meg aus dem Pool, und er trat vor und sprach sie an.
„Ich hab Sie gar nicht gesehen.”
„Ich bin vor wenigen Minuten heimgekommen”, schwindelte er.
„Haben Sie das Pferd ersteigert?” erkundigte sich Meg und wickelte sich zu Lincs Bedauern sofort in ihr Badetuch.
„Sie heißt Josey’s Girl und beschnuppert gerade ihre neue Box. Wenn Sie wollen, dürfen Sie morgen ihre Bekanntschaft machen.”
„Gerne. Nikki hat mich heute schon ein bisschen herumgeführt. - Sie will in die Stadt ziehen.”
Linc schnitt eine Grimasse. „Das ist der Einfluss ihrer so genannten neuen Freunde. Dabei verband sie bis vor kurzem noch eine scheinbar unverwüstliche Freundschaft mit Julie Newton und Cindy James, netten Mädchen aus gutem Haus.”
Meg seufzte. „Dieses Kind hat so viel Wut in sich aufgestaut.”
„Richtig, und besonders an mir tobt sie sich mit Begeisterung aus.”
Aufmerksam betrachtete Meg ihr Gegenüber. Selbst nach einem anstrengenden Tag sah dieser Mann einfach umwerfend aus.
„Weil sie weiß, dass sie damit durchkommt. Immerhin, heute hat sie fleißig gearbeitet. Am Freitag habe ich übrigens einen Termin mit Mrs. Simpson. Ich bin gespannt, was sie für ein Gesicht machen wird, wenn ich ihr von Nikkis Fortschritten berichte.”
„Da würde ich gerne Mäuschen spielen”, meinte Linc amüsiert, wurde aber schnell wieder ernst. „Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet. Mir müssen Sie nichts vormachen: Nikki ist ein harter Brocken.”
Sein Lob machte Meg verlegen, umso mehr, als sie ständig daran denken musste, dass sie unter ihrem Handtuch nur äußerst spärlich bekleidet war. „Ich mache nur meine Arbeit.”
Wieder lächelte Linc. „Gestern Morgen in der Reithalle habe ich mich nicht gerade wie ein Gentleman benommen. Das soll nicht wieder vorkommen, Ehrenwort. Nicht, dass eines Tages auch an meiner Tür die Klinke abgeschraubt wird.”
„Richtig, mit einem Schraubenzieher in der Hand werde ich zur Furie”, konterte Meg, und beide lachten.
„Woher kommen Sie eigentlich, Meg?” fragte Linc, nachdem sie sich beruhigt hatten. Unter seinem eindringlichen Blick wurde ihr ganz heiß.
„Aus Boswell, Oklahoma.” Sie konnte nur hoffen, dass er mit dem Namen nichts anfangen konnte.
„Und was bringt Sie nach Texas?”
Er sprach mit dem weichen Akzent der Texaner,
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