Baccara Collection 186
Wochenende eingeladen, und gemeinsam veranstalteten sie einen Lärm wie bei einem Rockkonzert.
Endlich Stille. Linc ließ sich in seinen lederbespannten Schreibtischstuhl sinken und seufzte erleichtert. Zufrieden sah er sich in dem gemütlichen Raum um. Die Holztäfelung und die zahllosen Bücher, die in raumhohen Regalen ordentlich nebeneinander standen, dämpften die Geräusche von oben auf ein erträgliches Maß.
Im Notfall kann ich auch hier schlafen, überlegte er, als sein Blick auf das bequeme Sofa vor dem offenen Kamin fiel. Wie Meg den Krach aushält? Als er sie zuletzt gesehen hatte, saß sie mitten unter den Mädchen und schien sich königlich zu amüsieren.
Warum zieht Meg die Gesellschaft einer Horde kichernder dreizehnjähriger Mädchen vor, anstatt die Zeit mit mir zu verbringen, dachte er mürrisch.
Zugegeben, seit er aus ihrem Hotelzimmer gestürmt war, herrschte ein angespanntes Verhältnis zwischen ihnen. Alles war seine Schuld. Er hatte sich Meg gegenüber nicht fair verhalten.
Noch einmal sah er im Geiste die Szene im Hotel vor sich: Meg, nackt und erwartungsvoll in ihrem Bett.
Seitdem hatte ihn sein Körper jede Nacht an dieses Bild erinnert. Er musste Meg einfach besitzen. Linc sprang von seinem Stuhl auf und marschierte vor dem Schreibtisch auf und ab. Er war wie besessen von dieser Frau. Sie war etwas ganz
Besonderes, keine Frau, mit der man eine Nacht verbringt, um sich am nächsten Morgen Lebewohl zu sagen. Nein, wer Meg besitzen wollte, der musste … Linc blieb abrupt stehen. Was genau wollte Meg eigentlich? Liebesschwüre? Einen Heiratsantrag?
Und er selbst? Linc schloss die Augen und umarmte Meg in Gedanken, kostete ihre Lippen, bewunderte die Farbe ihrer Augen. Er sah, wie sie lächelte, wenn sie auf dem Rücken eines Pferdes saß. Er dachte daran, was jedes Mal in ihm vorging, wenn sie ihn plötzlich anstrahlte.
Er war ihr mit Sicherheit nicht gleichgültig, das hatte er in jener Nacht in San Antonio festgestellt. Doch was hatte er nach ihrem Geständnis gemacht? Er hatte sich wie ein gefühlloser Trottel benommen, war aufgestanden und gegangen, anstatt sie in die Arme zu schließen und zu trösten.
Das Allerschlimmste aber war, dass sie seither nicht mehr miteinander redeten. Höchste Zeit, die Angelegenheit zu bereinigen. Wie er Meg einschätzte, hatte sie sicher Verständnis dafür, dass er erst Nikkis Probleme lösen wollte, ehe er sich für sich und seine persönlichen Bedürfnisse Zeit nehmen durfte.
Aber zuerst wartete eine Menge Arbeit auf ihn. Auf seinem Schreibtisch stapelte sich ein Berg von Papieren. Der Anwalt der Familie lag ihm schon seit Monaten damit in den Ohren, dass er die Unterlagen seines Vaters durchsehen sollte. Diese Aufgabe hatte sich Linc für das Wochenende vorgenommen. Mit einem tiefen Seufzer öffnete er den Wandsafe und entnahm daraus einen gewaltigen Ordner, der alle Unterlagen Joes über seine Aktien und Wertpapiere, Versicherungen und die Geburtsurkunden der Familienmitglieder enthielt. Linc machte sich gleich ans Werk. Er entdeckte mehrere Versicherungspolicen und die Heiratsurkunde seiner Eltern. Im Herbst hätten sie ihren fünfunddreißigsten Hochzeitstag gefeiert.
Als Nächstes fand er seine eigene Geburtsurkunde und die Adoptionspapiere, die er beiseite legte. Ihn interessierten Nikkis Unterlagen: Nicole Pauline Stoner, geboren am 13. September um 2.08 Uhr in Mineral Wells, Texas. „Immer schon eine Nachteule”, murmelte er mit einem Lächeln. Sie hatte nur drei Kilogramm gewogen und war fünfzig Zentimeter groß gewesen. Er konnte sich noch genau an den Tag erinnern, als Pauline und Joe das zierliche Baby nach Hause gebracht hatten.
Linc überflog die Seite nur flüchtig. Die interessantesten Informationen, Angaben über die leiblichen Eltern der adoptierten Kinder, wurden von den Behörden nämlich normalerweise geheim gehalten, wie er wusste. Nicht in diesem Fall jedoch. Schwarz auf weiß stand hier zu lesen:
Mutter: Nina Morgan Delaney, Vater: Ralph Gene Delaney.
Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen, und es dröhnte in seinen Ohren, als ihm klar wurde, was das bedeutete:
„Meg und Nikki sind Schwestern!”
Erst der Klang der eigenen Stimme brachte ihn wieder so weit zur Besinnung, dass er das Dokument noch einmal sorgfältig durchlesen konnte. Aber er hatte sich nicht geirrt. Der Name Delaney leuchtete ihm wie mit Neonbuchstaben geschrieben entgegen.
„Diese Betrügerin!” brüllte er wütend und hieb mit der
Weitere Kostenlose Bücher