Baccara Collection 186
beizustehen, nicht entgehen lassen konnte?”
„Zumal sich außerdem herausgestellt hat, dass der verlorenen Tochter die Hälfte einer sehr erfolgreichen Ranch gehört”, erwiderte Linc höhnisch.
Meg wollte nicht glauben, dass er sie für so habgierig halten konnte. „Ich bin geblieben, weil ihr beide mich gebraucht habt. Ohne mich wäre Nikki jetzt in einem Waisenhaus”, fauchte sie.
„Wie edelmütig von dir”, konterte Linc und sah sie mit kaltem Blick an. „Und wie weit wolltest du gehen, um deine Schwester zu retten?”
Meg verschlug es die Sprache. Noch ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte, holte sie aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Erst als sie sah, wie sich ihre Fingerabdrücke auf seiner Wange abzeichneten, merkte sie, was sie getan hatte. Sie drehte sich um und flüchtete zur Tür, aber Linc holte sie ein und packte sie am Arm.
„Lass los!” schrie Meg und wehrte sich nach Kräften, aber vergeblich.
„Halt den Mund”, befahl ihr Linc und hielt sie ganz fest. Er fühlte sich elend. Diese Frau hatte nicht nur mit seinen Gefühlen gespielt, sie stellte eine Bedrohung für seine Familie dar.
„Bilde dir bloß nicht ein, dass du Nikki jemals bekommst !” zischte er ihr ins Ohr.
Meg schüttelte heftig den Kopf. „Wie oft muss ich es noch sagen: Ich will sie dir nicht wegnehmen. Ich wollte die Stoners bitten, ob ich Nikki besuchen dürfte, wenn sie volljährig ist.”
War das die Wahrheit? Forschend sah Linc sie an. Um ihre großen, braunen Augen hatten sich schwarze Ränder gebildet, wo Tränen die Wimperntusche verschmiert hatten. Ihr weiches, blondes Haar stand in zerzausten Locken um ihren Kopf. Für ihn war sie trotzdem eine Schönheit, und er begehrte sie. Aber jetzt hatte sie ihn in der Hand. Jedes Gericht würde das Mädchen einer Blutsverwandten zusprechen, wenn es in der Adoptivfamilie Probleme gab. So weit durfte es nicht kommen.
In seiner Hosentasche fand Linc ein sauberes Taschentuch und reichte es Meg. „Nikki darf nicht erfahren, wer du bist.”
Niedergeschlagen stimmte Meg ihm zu. „Ich geh hoch und packe meine Siebensachen. Morgen früh bin ich über alle Berge.” Sie gab ihm sein Taschentuch zurück und ließ ihn allein.
Wie betäubt starrte Linc auf die geschlossene Tür. Er konnte den Gedanken, dass sie die Ranch verlassen würde, nicht ertragen, aber er sah keine andere Lösung. Zum Schutz seiner kleinen Familie musste sie aus seinem Leben verschwinden.
Von schlimmen Vorahnungen geplagt, betrat Linc am nächsten Morgen die Küche. Ihm graute vor Doras bohrenden Fragen, deshalb setzte er sich grußlos an den Tisch und wich ihrem Blick aus. Er hatte getan, was getan werden musste, basta. Aber er hätte es besser wissen müssen, Dora konnte ihre Neugierde einfach nicht beherrschen.
„Wo ist Meg?”
„Weiß ich doch nicht”, brummte er und trank einen Schluck Kaffee.
Die Haushälterin setzte ihm einen Teller mit Schinken und Eiern vor und blieb herausfordernd neben ihm stehen. „Vom ersten Tag an hast du sie nicht aus den Augen gelassen, und jetzt willst du mir weismachen, du wüsstest nicht, wo sie ist?”
Nicht mal im eigenen Haus ist man unbeobachtet, dachte Linc verärgert. „So ist es”, knurrte er.
„Glaubst du, ich habe nicht gemerkt, dass ihr euch seit dem Wochenende in San Antonio aus dem Weg geht?”
„Dora!” warnte er sie.
„Ich frag ja nur, weil sie ja krank sein könnte oder so.”
Linc griff zur Gabel. „Ist sie nicht. Sie packt.”
„Wie bitte?” Dora tat, als traute sie ihren Ohren nicht.
Linc hatte sich mit diesem Gedanken noch gar nicht angefreundet, auch wenn ihn Meg getäuscht und verletzt hatte. „Sie reist ab”, wiederholte er und hoffte, Doras Verhör endlich überstanden zu haben.
„Aber wieso? Sie fühlt sich doch wohl bei uns.” Dora überlegte. „Du wirst sie nicht einfach ziehen lassen, oder? Das Mädchen ist ein Segen für die ganze Familie. Sogar Nikki bewundert sie. Unternimm was!”
Linc wollte schon zu einer scharfen Entgegnung ansetzen, als Nikki aufgeregt hereingeplatzt kam. „Ist das wahr, Meg verlässt uns?”
Verärgert warf Linc die Gabel auf die Tischplatte. Der Appetit war ihm gründlich vergangen. „Stimmt.”
„Hast du sie weggeschickt?” Nikkis Stimme klang vorwurfsvoll, und Linc konnte ihren anklagenden Blick kaum ertragen.
„Nein, aber ich begrüße ihre Entscheidung. Es ist besser so.”
„Ich will aber nicht, dass sie abreist. Du musst sie aufhalten, Linc”,
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