Back to Paradise (German Edition)
verzogen, als sei ich verrückt geworden.
»Gib zu, dass du auf ihn stehst.«
»Igitt. Zwing mich nicht, mich zu übergeben, Caleb.« Ich spieße den Wurm auf den Haken und Trish verzieht erneut das Gesicht. »Wie kannst du so was nur tun? Es ist unmenschlich.«
»Betrachte es einfach als Fischfütterung.«
Trish verschränkt die Arme vor der Brust. »Ja, klar. Erst füttern wir sie und dann stechen wir ein Loch in ihr Gesicht, um sie dafür zu bestrafen, dass sie einen kleinen Happen essen wollten.«
Ich gebe ihr die fertig präparierte Angelrute zurück. »Willst du jetzt angeln oder nicht?«, frage ich sie, als ich Matt und Maggie bemerke, deren Angelschnüre schon im Wasser hängen. Sie reden. Ich frage mich, ob sie sich bei ihm über mich ausheult.
»Sie hat Angst, verstehst du«, sagt Trish. »Sie glaubt, dass du sie auch dieses Mal verlassen wirst.«
»Da hat sie vermutlich recht.«
»Dann lass sie gehen, Caleb. Hör auf, sie zu verwirren und ihr unterschiedliche Signale zu geben. Sie hat einen Typen verdient, der bei ihr bleibt und für sie da ist, wenn sie ihn braucht.«
»So wie Matt?«, frage ich barsch.
Trish hebt abwehrend die Hand. »Jetzt sei nicht gleich angepisst. Ich sage nur, was ich denke.«
»Ich denke, du solltest deine Meinung lieber für dich behalten.«
Trish wirft ihre Angel aus und sagt überzeugt: »Und ich denke, du weißt, dass ich recht habe.«
22 Maggie
Den Rest der Re-Start -Fahrt hält Caleb Abstand. Er benimmt sich so, als wären wir nicht mehr als flüchtige Bekannte. Er redet nur mit mir, wenn unbedingt nötig. Als wir mit Gruppen in Illinois, Indiana und Wisconsin sprechen, erzählt Caleb von seiner Verhaftung, und dass er alles tun würde, um in Zukunft nicht wieder ins Gefängnis zu müssen.
Er spricht nicht darüber, dass er für Leah ins Gefängnis gegangen ist. Ich glaube, diesen Teil der Geschichte würde er am liebsten vergessen. Dabei hängt das Bewusstsein darüber, was er für seine Schwester getan hat, in meinen Augen Tag für Tag wie eine düstere Wolke über ihm. Ich wünschte, ich könnte ihn dazu bewegen, darüber zu reden, aber so wie die Dinge liegen, vertraut er mir kein Stück.
Ich bin nicht sicher, ob er überhaupt noch jemandem vertraut.
Es ist der Tag, bevor unsere Reise endet, und wir übernachten in einer großen Hütte am Lake Geneva in Wisconsin. Die Hütte verfügt über neun Schlafräume, sodass wir jeder ein eigenes Zimmer bekommen. Aber ich kann nicht einschlafen, weil der Gedanke, Caleb zu verlieren, unentwegt an mir nagt. Um zwei Uhr morgens werfe ich einen Blick in sein Zimmer, aber sein Bett ist leer. Mein Herz reagiert panisch, weil es annimmt, er habe sich davongemacht.
Erleichterung durchflutet mich, als ich Caleb von meinem Zimmerfenster aus entdecke. Er lässt Steine über den See hüpfen.
Mein Verstand sagt mir, es wäre besser, ihn einfach loszulassen.
Mein Herz … eher nicht.
Ich möchte ihn immer noch davon überzeugen, nach Paradise zurückzukehren. Bisher habe ich es nicht gerade toll hinbekommen, mein Vorhaben umzusetzen. Die heutige Nacht ist meine letzte Chance. Ich denke an das, was Vanessa gesagt hat, und wappne mich, Caleb ein für alle Mal entgegenzutreten.
Ich schlüpfe durch die Glasschiebetür. Das melodische Zirpen der Grillen begleitet mich, während ich den Schotterweg zum See hinuntergehe.
»Ich schätze, es ist Zeit, Lebewohl zu sagen … wieder einmal.«
Er dreht sich nicht zu mir um. Stattdessen lässt er einen weiteren Kiesel hüpfen. »Sieht so aus. Viel Spaß in Spanien.«
Ich habe jetzt schon seit ein paar Wochen nicht mehr an mein bevorstehendes Auslandsjahr gedacht. Diese Re-Start -Fahrt hat mich sowohl körperlich als auch mental völlig ausgelaugt. Ich habe im vergangenen Monat sehr viel über mich erfahren. Ich habe mich außerdem eng mit Trish und Erin angefreundet, die inzwischen wie Schwestern für mich sind. Trish hält sich für Erins Beschützerin und wir drei haben die meisten Nächte bis zum Morgengrauen gequatscht.
Ich setze mich auf einen großen Felsbrocken und betrachte Caleb. »Wo willst du hin?«
Er zuckt mit den Schultern. »Nach Arizona, denke ich.«
Arizona? Das ist viel zu weit. Es gibt noch so viele lose Enden zu knüpfen, ehe er weggeht. »Komm zurück nach Paradise, Caleb.«
»Ende der Unterhaltung.«
Ich stehe auf und stelle mich dicht vor ihn hin. Er will einen weiteren Stein hüpfen lassen, aber ich nehme seine Hand und biege sie auf, sodass der Stein
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