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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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Götz“, stieß sie immer noch keuchend hervor.
    Abrupt wandte er sich ab und ging zum Rand der Schlucht links des Weges. Dies musste die Stelle sein, von wo aus Anne herabgesprungen war, um Ines beizustehen. Er staunte, wie steil der Abhang war. Sich hier herunterzustürzen, erforderte Mut, vor allem wenn man da unten einen wütenden Bären heranpreschen sah. Er beschloss selbst hinabzusteigen. Dann hatte auch seine Schlammlady Zeit sich zu erholen. Kurz überlegte er, ob er das Gewehr mitnehmen sollte, entschied sich aber dagegen. Die Wahrscheinlichkeit auf einen zweiten aggressiven Bären zu treffen, war gleich Null, und anderes jagdbares Wild würde er beim Abstieg verscheuchen. Also ließ er die Waffe im Auto, wo sie hinten im Laderaum des Hummers in einem speziellen Holster steckte.
    Vorsichtig arbeitete er sich den Abhang hinab. Schließlich hatte er den Platz erreicht, an dem Anne gestanden hatte, als sie es mit dem Bären aufnahm. Unnatürlich leer kam ihm die Stelle jetzt vor. Nicht einmal Spuren waren noch zu sehen. Der Regen hatte alles fortgespült. Aber ihre Waffe, der Knüppel, lag noch da. Zumindest glaubte Adrian, dass er es war. Er hob ihn auf und stellte sich vor, wie es war, damit 500 Kilo purer Mordlust entgegenzutreten. Wie viele Menschen würden sich das trauen? Dann musste er lächeln. Beinahe ebenso wagemutig war es, als Beta eine wilde Prügelei anzuzetteln.
    Verdammt noch mal, er wollte Anne nicht aufgeben. Er wollte sie um sich haben. Er wollte sie sehen, schmecken, hören, ihr Wesen ergründen, ihren Körper erforschen. Sie war einzigartig. Er dagegen war ein Idiot. Er hatte alles zergrübelt. Wütend drosch er mit dem Knüppel auf einen Baumstamm ein. Das war kindisch, aber es tat gut. Als der Stock zerbrach, schleuderte er ihn ins Gebüsch. Keckernd beschwerte sich ein Eichelhäher über die Ruhestörung. Der bunte Vogel flog auf einen Ast und beobachtete den Eindringling empört.
    Adrian kam plötzlich das Zofenbekenntnis in den Sinn. Die neuen Betas mussten es in der ersten Erziehungsphase vor jeder Mahlzeit aufsagen. Das konnte er als Alpha auch. Er würde jetzt ein Art Fahneneid ableisten. Also ging er wieder zu der Stelle, an der Anne seiner Meinung nach gestanden hatte. Er kniete sich hin, spreizte die Finger seiner rechten Hand auseinander und drückte die Handfläche dann fest gegen den mit Tannenadeln bedeckten Waldboden. Er sprach: „Hiermit bekenne ich, Adrian Götz, dass ich mir Anne Ludwig zurückholen werde. Ich werde alles tun, um in ihren Besitz zu gelangen.“ Nach einigem Zögern fügte er hinzu: „Ich werde weiterhin alles in meinen Kräften Stehende tun, damit es ihr fortan gut geht, und ich will sie Zeit ihres Lebens sorgfältig und liebevoll behandeln.“
    Er stand wieder auf und kam sich diesmal noch kindischer vor. Hatte er gerade vor einem Eichelhäher als Trauzeugen eine Art Ehegelöbnis abgelegt? Er lachte, und es tat gut. Er spürte, wie sein Zorn schwand. Froh war er jetzt, dass er das Mädchen da oben in seinem Wahn nicht ernsthaft verletzt hatte. Und das andere Mädchen? Er würde es sich holen und in seinen Besitz bringen. Jedes einzelne Wort, das er eben gesprochen hatte, war richtig. Er wusste es plötzlich mit einer Sicherheit, die ihn noch einmal erleichtert und wie erlöst auflachen ließ.
    Adrian schaute sich nach einer flacheren Stelle des Abhanges um und begann den Aufstieg. Der Regen hatte den Boden rutschig werden lassen, so dass er nur langsam vorankam. Einmal wäre er fast gestürzt, aber er konnte sich gerade noch an einem Strauch festhalten. Er fluchte, dass er normale Straßenschuhe trug und nicht die schweren Stiefel, die er sonst hier draußen bevorzugte. Dann aber überließ er sich ganz seinem Instinkt und fand bald einen Bewegungs-Rhythmus, der ihn fast wie von selbst wieder hinauftrug. Mit einer letzten Anstrengung hievte er sich die Böschung hinauf und stand auf der Straße.
    Zuerst war er nur überrascht, dass Dascha nicht mehr dort war, wo er sie zurückgelassen hatte. Sie stand viel näher zu ihm und hatte sich anscheinend vom Strick befreit. Außerdem hatte sie das Gewehr in der Hand. Sie legte es auf ihn an!
    Er erstarrte. Der Lauf zeigte auf seinen Kopf. Wenn sie ihn aus dieser Entfernung mit der AK 47 traf, würde die Kugel den halben Schädel wegreißen. Das letzte Bild allerdings, das sich in seine Netzhaut einbrennen würde, wäre ein spektakuläres. Dascha gab eine perfekte Todesgöttin ab. Selbst unter dem Dreck

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