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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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Ihre Augen hafteten sich wie von selbst an den Boden.
    Die beiden würdigten sie allerdings keines Blickes. Sie unterhielten sich angeregt und als sie nach einer Weile die Mädchen immer noch unbeachtet ließen, knickste Jennifer einmal vor den beiden, dann huschte sie hinaus.
    Anne blieb verlegen kurz neben der Tür stehen. Den Kopf gesenkt, die Hände schamhaft vor ihrem nackten Schoß gefaltet. Anscheinend war dies eine Art Kleiderkammer. Weiße Einbauschränke zogen sich an zwei Wänden entlang. Wie überall herrschte auch hier eine geradezu sterile Sauberkeit. Auf einem Tisch stapelten sich graublaue Kleidungsstücke. Daneben in einem Karton lagen längliche Gegenstände, die Anne nicht identifizieren konnte. Die beiden Schwestern standen daneben. Die eine sprach nicht nur wie ein Kerl, sondern benahm sich auch so. Breitbeinig stand sie da, die Kugelstoßerinnen-Arme, die Anne so unbarmherzig bezwungen hatten, vor ihrer mächtigen Oberweite verschränkt. Die andere, die Pausbäckige, tat übertrieben weiblich, wackelte mit ihrem Kopf und wedelte affektiert mit den Händen beim Sprechen.
    Zum ersten Mal verspürte Anne Hass und Wut. Was taten ihr diese Leute an? Und wie widerwärtig und abscheulich waren sie. Am liebsten hätte sie ihre Köpfe gepackt, und voller Wucht gegeneinander krachen lassen, sie mit Fußtritten und Fausthieben quer durch den ganzen Raum getrieben. Sie hätte…, sie würde….
    Annes Gedanken brachen ab. Ein anders Gefühl war stärker als Hass und Wut. Ihre Furcht. Tatsächlich wagte sie kaum zu atmen, nur um nicht die Aufmerksamkeit dieser beiden Monstren zu erregen. Sie war nicht Batgirl, die Rächerin der geknechteten Betas. Sie war eine nackte, kleine Maus, die sehnsüchtig nach einem Loch suchte, in das sie huschen konnte.
    War sie etwa wirklich eine geborene Sklavin? Hatte der gemeine Test Recht? Das war ein niederschmetternder Gedanke. Aber was konnte sie denn auch tun? Sie würde cool bleiben, beschoss sie. Tapfer sein. Gleichmut zeigen. So taten es Gefangene, die sich nicht unterkriegen lassen wollten. Das war der erste Schritt. Alle Gemeinheiten, die die beiden Krankenschwestern noch von sich geben würden, sollten an ihr abprallen, wie an einer Teflonschicht. Diese beiden Ekelpakete würden sich wundern!
    Falls die beiden jemals irgendwann geruhten, sie zur Kenntnis zu nehmen. Über einen Bären unterhielten sie sich. Ihr Fahrer hatte also tatsächlich die Wahrheit gesprochen. Das Tier trieb sich seit einigen Wochen in der Gegend herum und hatte wohl schon Dutzende von Schafe gerissen und neuerdings erstmalig auch eine Kuh. Aus den Spuren seiner Tatzen ließ sich schließen, dass es von enormer Größe sein musste.
    „Ich gehe nur noch nach draußen, wenn du dabei ist“, biederte sich die Pausbäckige ihrer Kollegin an. Die setzte daraufhin ein überhebliches Grinsen auf, und tönte, dass sie schon so manchen üblen Typen das Fürchten gelehrt habe. Da wäre so ein Teddybär auch kein Problem. Der solle nur kommen. Aber der Bär sei doch eigentlich eine ideale Gelegenheit für den neuen Sicherheitschef des Schlosses zu beweisen, was er wirklich drauf habe.
    „Das muss ‘n ganz harter Hund sein“, schob die Pausbäckige nach. „Der war sogar bei der Fremdenlegion. Danach sei er Söldner gewesen, heißt es. Sieht ja auch wie ´n richtiger Schlägertyp aus. Allein schon dieses Narbengesicht. Da hilft der schwarze Vollbart auch nicht mehr viel. Und an seiner linken Hand fehlen gleich zwei Finger. Soll angeblich passiert sein, als er im Irak mit dem Auto auf eine Mine gefahren ist. Mich gruselt‘s jedenfalls vor seinem Anblick und wie unnahbar, der sich immer gibt. Ist sich wohl zu fein für unsres gleichen“, plapperte sie, und so hörte Anne zum ersten Mal von Adrian Götz.
    „Aber Abner hat ‘nen richtigen Narren an ihm gefressen. Ist sein absoluter Liebling geworden. Die beiden sind wohl ständig zusammen“, tratschte die andere weiter.
    Nun entstand eine Gesprächspause und beide wandten sich endlich dem nackten, verheulten Mädchen zu, das so fügsam darauf wartete, beachtet zu werden.
    „Weiß gar nicht, warum sich unser Dr. Abner mit so einem nichtssagenden kleinen Ding wie dir abgibt. Hat ja genug zu tun als Leiter unserer schönen Einrichtung. Ja, da staunst du, Kleine, nicht wahr. Der Schlossherr persönlich hat sich mit dir beschäftigt. Nicht, dass du es in irgendeiner Art verdient hättest“, plapperte die Pausbäckige. Dann kommandierte sie in schärferem

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