Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
verwundert da, ehe er um das Führerhaus herum zur anderen Seite lief und die hohen Stufen hinaufkletterte. Sobald er drinnen war, wärmte die Kabine die letzten kalten Stellen an seinem Körper.
Der Fahrer musterte ihn noch einmal. Er musste in den Fünfzigern sein, hatte schütteres Haar, einen runden Bauch und rissige Hände. Wahrscheinlich hatte er schon viel hart gearbeitet. »Ich bin übrigens Jeb. Ich fahr die Westküstenroute für eine kleine Firma in Vancouver. Wo willst du hin, Junge?«
Max rang die Hände im Schoß. Besonders weit voraus hatte er nicht geplant. Wo konnte er denn hin? Ihm fiel ein, dass Atalanta mit Thanatos über eine Halbblutkolonie weiter südlich geredet hatte. »Oregon.«
»Und was ist in Oregon?«
»Da hab ich Verwandte«, sagte Max, der ahnte, dass er nicht zu geheimnisvoll tun durfte. Verraten sollte er allerdings auch nichts.
Jeb sah ihn aufmerksam an und sagte: »Ich bin unterwegs nach Vancouver, muss neue Ladung holen und dann nach Las Vegas. Wenn du keinen Ärger machst, kannst du mitkommen.«
»D-danke.« Max lehnte sich zurück, entspannte aber nicht. Ihm war klar, dass er auf der Hut bleiben musste. Dieser Kerl mochte nur ein Mensch sein, aber Max hatte längst gelernt, niemandem zu trauen.
Jeb setzte sich auf, ließ die Gangschaltung schnaufen und ächzen, und der gigantische Sattelzug setzte sich in Bewegung. »Tja, ich konnte meinen Alten auch nicht ausstehen. Mieser Dreckskerl. Hoffentlich findest du jetzt eine bessere Bleibe.«
Das hoffte Max auch.
Callia rannte los, sobald sie durch das Portal im Torhaus kamen.
Natürlich holte Zander sie blitzschnell ein, doch sie wich seinen Händen aus und sprintete zur Tür. »Verdammt, Callia, warte!«
Die beiden Wachen am Portal warfen sich verdutzte Blicke zu. Zander machte sich auf die Suche nach den Argonauten, die das Training der neuen Rekruten beaufsichtigten. Keiner der Argonauten riss sich darum, dass sie auf Befehl des Rates reihum die Portalbewachung beaufsichtigen mussten, aber das Babysitten bei den Anfängern verdross sie noch mehr. Entsprechend sah Gryphon, der gerade mit diesem Dienst gestraft war, so aus, als wollte er jeden Moment mit dem Kopf vor die Wand rennen.
»Zander, was ist denn mit dir?«
Die Frage ignorierte er und wies stattdessen zur Tür. »Hol Theron und die anderen und bring sie zum Argolion«, rief er.
Gryphons helle Brauen zogen sich zusammen, als er von seinem Stuhl aufstand. »Wieso zum Hades willst du den Rat sehen?«
»Tu’s einfach!«
Er rannte zur Torhaustür hinaus und blieb auf dem Gehweg vor dem Gebäude stehen. Tiyrns funkelte im herbstlichen Sonnenlicht, und eine frische Brise strich ihm übers Gesicht, während er die belebte Straße nach Callia absuchte, sie aber nicht entdecken konnte. Also schloss er die Augen, stellte sich das Argolion vor – den antiken Bau, in dem die Ratsversammlungen abgehalten wurden und die Ratsmitglieder ihre Büros hatten. Binnen Sekunden war er auf den Stufen vor dem Gebäude und preschte hinein.
Die Halle drinnen war von zahllosen Säulen durchzogen. Da er Callia auch hier nirgends entdecken konnte, lief er auf den Ratssaal zu und betete, dass sie gerade keine Sitzung hatten. Der Marmorboden blitzte unter seinen Füßen, und er wollte sich verfluchen, weil er sich diesen Auftritt nicht gründlicher überlegt hatte.
Als er um eine Ecke bog, erblickte er sie, direkt vor der Tür der Ratskammer und im Begriff, sie zu öffnen. »Callia, warte!«
Sie drehte sich um und sah ihn mit einem derart gequälten Blick an, dass es ihn fast umbrachte. »Ich muss mit meinem Vater sprechen.«
Er umfasste ihren Arm und drehte sie sanft zu sich. »Vielleicht haben sie gerade eine Sitzung. Warte bis Theron hier ist, dann befragen wir ihn. Er …«
»Das ist mir egal, Zander. Zehn Jahre! Es sind zehn Jahre vergangen.«
Sie stieß die Tür auf, duckte sich unter seinem Arm durch und verschwand drinnen. Er wollte sie zurückhalten, erstarrte jedoch sogleich, als er einen Schritt in die Kammer hinein tat und alles verstummte.
Zwölf Ratsmitglieder saßen auf hochlehnigen Stühlen im Kreis um das Große Alphasiegel herum, das in der Raummitte in den Marmor eingelassen war. Hinter dem Kreis, auf einem erhobenen Podium, saß Isadora, die das Geschehen als Repräsentantin des Königshauses beobachtete. Rechts von ihr stand Casey, und zu beiden Seiten von ihnen waren bewaffnete Wachen postiert.
Sämtliche Augen richteten sich auf Callia und Zander, und die
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