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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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zur Wand. „Ich habe keine Lust, Ihnen länger zuzuhören.“
    „Ich gehe ja schon, aber Murdock wird bald kommen. Heut ist er weg. Morgen dann, morgen mach dich bereit für ihn und seine netten Späßchen!.“
    Royal hörte die Frau hinausgehen. Der Riegel wurde von außen zugeschoben. Mühsam gelang es ihr, sich aufzusetzen, und dann erst begann sie zu zittern. Die Angst nagte an ihr.
    „O Damon“, schluchzte sie auf. „Hier kannst nicht einmal du mir helfen.“
     
    *
     
    Der Mond glitt hinter eine Wolke, als Damon Routhland gegen den Strom ruderte, das kleine Boot beinahe geräuschlos den Canoochee River hinauflenkte, seinem Ziel entgegen, Swanhouse Plantation. Mehr als zwei Jahre hatte er das Haus nicht mehr betreten und fragte sich jetzt, was der Krieg wohl an dem Herrensitz, an den riesigen Ländereien verändert haben mochte. Er duckte sich in den Schatten der überhängenden Büsche am Flußufer, trieb den Kahn darunter und vertäute ihn. Dann schwang er sich auf die Böschung und nahm den Weg vorsichtig in Richtung des Herrenhauses, immer im Dunkel und gebückt.
    Die Nachricht, die sein Sekretär ihm hatte zugehen lassen, hieß „Sehr dringend“. Und Routhland kannte seinen Vertrauten John Bartholomew gut genug, um zu wissen, daß er nie nach seinem Herrn senden würde, wenn es nicht um Leben oder Tod ginge. Deshalb hatte er sich auch beurlauben lassen, um daheim nach dem Rechten zu sehen. In Anbetracht seiner besonderen Verdienste war das selbst in der gegenwärtigen Lage möglich gewesen.
    Jetzt trat der Mond wieder aus den Wolken hervor. Sie verzogen sich langsam, und er stieg wie eine leuchtende Scheibe am Himmel hinauf. Damon Routhland hielt plötzlich den Atem an. Es war, als wären Zeit und Kriegswirren spurlos an Swanhouse Plantation vorbeigegangen. Das stattliche Herrenhaus hob sich beeindruckend aus der Finsternis und lag im vollen milden Schein da. In den Fensterscheiben spiegelte sich das Silberlicht, als wollten sie den Herrn und Meister willkommen heißen, der endlich heimkehrte. Eine ganze Weile stand er reglos und atmete in vollen Zügen die Luft, in der der Harzgeruch der Nadelwälder hing.
    Was hätte wohl Damon Routhlands Vater von diesem unseligen Krieg gehalten? Ob der alte Herr sich auch dagegen gewehrt hätte, daß die Engländer durch Georgia marschierten, das Land verwüsteten, plünderten und mordeten? Oder wäre sein Platz an der Seite jener gewesen, die aus dem fernen Land jenseits des Meeres gekommen waren, in dem einst seine Wiege gestanden hatte? Damon Routhland war felsenfest überzeugt, daß auch sein Vater die Sache Amerikas unterstützt hätte.
    Auf einmal vernahm er unverkennbar britische Stimmen aus der Höhle, unter der er sich befand. Die Engländer hatten demnach immer noch ein Auge auf Swanhouse Plantation, wohl in der Hoffnung, den Besitzer doch eines Tages dort zu ertappen, wenn er es nicht vermutete.
    Lautlos schlich er aus der Nähe des feindlichen Beobachtungspostens. Die Tannennadeln, die dicht wie ein Teppich auf dem schmalen Pfad lagen, schluckten jedes Geräusch. Der Colonel verdoppelte seine Aufmerksamkeit, während er auf die Hinterpforte zuging. In der Annahme, sie unverschlossen zu finden, lehnte er sich dagegen. Und wirklich, sie gab dem Druck nach. Behend schlüpfte der Colonel in das kühle Haus. Eigentlich war es schon ein sonderbares Gefühl, wie ein Dieb im Schutze der Nacht in das eigene Haus einzudringen. Sobald er mit John gesprochen hatte, würde er sich ebenso heimlich wieder davonstehlen und untertauchen, noch bevor der neue Tag anbrach.
    Routhland brauchte keine Lampe, um sich zurechtzufinden. Er hatte gerade den ersten Treppenabsatz erreicht, da vernahm er gedämpfte Stimmen aus der Bibliothek. Vorsichtig schlich er sich zur Tür zurück und horchte. Daß Tobias Beemish und Ezekiel Elman bei John Bartholomew waren, und das zu dieser nächtlichen Stunde, überraschte ihn. Auch sprach John aufgeregt und schnell, was sonst gar nicht seine Art war.
    „Was sollen wir bloß tun, Gentlemen? Wenn doch nur Mr. Routhland hier wäre. Er würde sofort einen Weg finden.“
    Damon Routhland stieß die Tür auf und sah drei Augenpaare erschrocken auf sich gerichtet. Er nickte den Männern zu.
    „Irre ich mich, oder haben Sie eben meinen Namen erwähnt, Gentlemen?“ erkundigte er sich.
    Tobias sprang auf, ergriff die Hand des Ankömmlings und drückte sie heftig. „Gottlob, Sie sind es, Mr. Routhland. Etwas Entsetzliches ist geschehen.“
    Ein

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