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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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zeigte ihr nur, wie spät es gerade in Kalifornien war. Es hätte eines außergewöhnlichen Zufalls bedurft, sollte das irgendeine Beziehung zur Ortszeit hier haben. Ich weiß nicht einmal, wie lang ein Tag auf Solaris Sieben ist, Himmelherrgott, machte sie sich klar. Bestimmt zum dutzendsten Male rutschte sie über den rauhen Boden und verrenkte den Hals, um unter dem Vordach heraus zu den Wolken hochzusehen. Immer noch eine solide, lückenlose Decke, immer noch grau wie Blei. Sie wußte, daß die Sonne am Himmel stand - es war etwa so hell wie eine Dämmerung in Venice Beach -, aber es schien unmöglich festzustellen, wo über den Wolken die Sonne stand. Es könnte Mittag sein oder zwei Minuten vor Sonnenuntergang. Ich könnte den Unterschied nicht feststellen, stellte sie düster fest.
    Wenigstens hatte der Regen aufgehört. Zwei Minuten nachdem sie einen Unterschlupf gefunden hatte, war es zu einem wahren Wolkenbruch gekommen. Fast eine Stunde hatte der Regen gedauert, ein gnadenloses Bombardement riesiger kalter Tropfen. Schwermütig hatte sie zugesehen, wie sich der Boden der Schlucht in Schlamm verwandelte. Einmal hatte ein Angstausbruch ihre Gefühlsleere durchbrochen - was, wenn es zu einer Springflut kommt? Wenn das hier wirklich ein ausgetrocknetes Flußbett ist... Aber sie hatte den Gedanken verdrängt. Nach dem, was ich heute schon überlebt habe, ist eine Springflut nicht einmal den Gedanken wert.
    Etwas Gutes hatte der Regen zumindest gebracht. Sie hatte ihr linkes Bein unter dem Überhang vorgestreckt und das kalte Wasser ihr Hosenbein durchnässen lassen. Die Kälte hatte die Schmerzen im verletzten Knie gelindert - nicht ganz so wirksam wie ein Eisbeutel, aber viel besser als nichts -, und auch die Schwellung schien zurückzugehen. Als sie später bemerkt hatte, wie trocken ihre Kehle war, hatte sie reichlich zu trinken gefunden, indem sie einfach nur die Hände zusammengelegt und in den Regen gehalten hatte.
    Irgendwann hatte der Regen dann nachgelassen und schließlich völlig aufgehört. Die Wolkendecke war nicht aufgerissen - es drangen keine wärmenden Sonnenstrahlen hindurch -, aber der Schlamm war erstaunlich schnell getrocknet. Fast, als ob der Boden das Wasser aufsaugen würde. Eine halbe Stunde nach Ende des Wolkenbruchs waren die Pfützen auf dem Schluchtboden verschwunden, und das einzige Indiz dafür, daß es überhaupt geregnet hatte, war eine gewisse Weichheit des Erdbodens.
    Mit dem Ende des Regens frischte der Wind wieder auf - der scharfe, beißende Wind. Im Gegensatz zum Boden trockneten Sams Kleider nur langsam, und innerhalb weniger Minuten zitterte sie vor Kälte.
    Sie blickte wieder zum Himmel empor. War es nur Einbildung, oder wurden die bleigrauen Wolken dunkler? Geht die Sonne unter? fragte sie sich, und der Gedanke ließ sie stärker schaudern, als es der Wind vermochte. Eine Nacht im Freien überlebe ich nicht.
    Sie sah sich nach irgend etwas um, das sie verwenden konnte, um Feuer zu machen. Nichts - kein Holz, kein Gras, keine Blätter. Jetzt, da sie darüber nachdachte, fiel ihr auf, daß die Pelzeidechse das einzige Leben - Tier oder Pflanze - war, das sie in dieser Gegend gesehen hatte. Sie seufzte. Was soll's? Selbst wenn mir jetzt irgendeine mitleidige Seele ein Stück trockenes Holz brächte, könnte ich es nicht anzünden. Sie besaß keine Streichhölzer. Sie hatte weder Stahl und Feuerstein noch irgendwelche anderen Werkzeuge, um ein Feuer zu machen. Und ihr Bic war fort. Wahrscheinlich aus der Tasche gefallen, als ich aus dem Mech gestürzt bin, dachte sie. Sie hatte ein Päckchen Lucky Strike gefunden, aber es war zerdrückt und durchnäßt.
    Soviel zu High-Tech-Methoden, ein Feuer zu entfachen. Was mache ich jetzt: zwei trockene Klischees aneinanderreihen?
    Verdammt, es lief wieder alles auf eine dieser Entscheidungen hinaus. Wenn sie ihr Leben retten wollte, mußte sie eine weitere Verbindung - ihre absolut letzte diesmal - zu ihrem Zuhause, zu Generro, zur Erde aufgeben. Vor kaum mehr als einer Stunde war sie gezwungen gewesen, sich aus ihrem abgeschossenen Mech zu retten und den Peilsender aufzugeben
- falls er noch funktioniert hatte -, der es Macintyre und den anderen irgendwann hätte ermöglichen können, sie nach Hause zu translozieren. Jetzt mußte sie ihr Missionsgebiet verlassen, wenn sie nicht erfrieren wollte - und damit die Chancen einer Rettungsmission, sie jemals wiederzufinden, praktisch auf Null schrauben - falls Macintyre überhaupt eine

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