BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
die Truppen in die Landungsschiffe. Der Graue Tod zieht in den Kampf.«
* * *
»Frau Oberst - neun Uhr!«
Lori riss den Victor hart nach links, als sie Dallas
MacKensies Warnruf empfing. Instinktiv hob sie den
rechten Arm des überschweren Mechs der dunkelroten Silhouette entgegen, die zu einem in schwerfälligem Galopp auf sie zustürmenden Mahlstrom gehörte. Das Drachenfeuer-Gaussgeschütz knisterte und
schleuderte eine basketballgroße Nickeleisenkugel
auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigt über das
Schlachtfeld in den vorspringenden Rumpf der
schweren Feindmaschine. Der Einschlag schleuderte
Panzerung davon. Der Mahlstrom wankte, gewann
das Gleichgewicht aber schnell genug zurück, um
beide Arme zu heben und das Feuer zu erwidern. Ein
blendend greller Strom aufgeladener Atomteilchen
krachte in den linken Arm des Victor und brannte
eine Tonne gehärtete Durallexpanzerung weg.
Gleichzeitig schnitt ein Laserstrahl in die Schulterabdeckung der Maschine und kam den vier Raketenabschussrohren im linken oberen Torso gefährlich
nahe.
Lori erholte sich schnell und jagte eine Salve aus
eben dieser Lafette in die gedrungene Feindmaschine. Die vier Kilogramm schweren Sprengköpfe detonierten auf der schweren Kellonpanzerung des
Mahlstrom und schlugen sichtbare Krater. Lori
feuerte die beiden mittelschweren Impulslaser im arg
zerbeulten Unterarm des Victor hinterher und setzte
noch einen zweiten Schuss aus dem Gaussgeschütz
obendrauf. Die fahlgrünen Energiepfeile fraßen sich
in die Beine des gegnerischen Kampfkolosses, und
die magnetbeschleunigte Kanonenkugel schlug fast
an derselben Stelle wie der erste Schuss ein. Der Rebellenpilot schien das klaffende Loch im
Torso seines Mechs gar nicht zu beachten. Trotzig
feuerte er wieder die PPK ab, diesmal auf das rechte
Bein des Victor.
Der Kerl hat Mut, dachte Lori. Und er ist zäh. Das
bewunderte sie. Andererseits glaubte er, für die Freiheit seiner Heimat von fremder Besatzung zu kämpfen. Das förderte häufig ungeahnte Reserven an Mut
zu Tage.
Ein schriller, pulsierender Heulton attackierte Loris Ohren, und auf der Kontrollkonsole blinkte ein
rotes Warnlicht. Irgendjemand, möglicherweise der
Mahlstrom Pilot, hatte den Kampfkoloss mit einem
Zielerfassungssystem markiert.
Sie wartete nicht darauf herauszufinden, ob das
ZES mit einer Artillerie- oder Arrow-IV-Batterie gekoppelt war, sondern stampfte auf die Pedale der
Sprungdüsensteuerung. Rauch und Flammen schlugen aus den Düsen im Rücken und in den Beinen der
achtzig Tonnen schweren Kampfmaschine, als der
Mech sich in die Lüfte erhob. Der Mahlstrom versuchte, ihn mit dem Stakkatofeuer seiner Impulslaser
zu verfolgen, aber es gelang ihm nicht, einen Treffer
zu landen. Als Lori den Druck auf die Pedale zurücknahm, brach der Warnton ab. Die ZESErfassung war gebrochen.
Durch Stottern der Sprungdüsen senkte sie den
Victor wieder auf das schlammige Ufer des Caran.
Der Separatistenmech hatte umgedreht, um sie zu
verfolgen. Bevor er jedoch heran war, bombardierte
sie ihn erneut mit Lichtwerfern und Raketen. Der
Mahlstrom sank auf die großen, nach hinten abgeknickten Vogelbeine, als der Angriff seinen rugbyballförmigen Rumpf demolierte. Mit einer bemerkenswerten Eleganz für einen siebzig Tonnen schweren Klumpen Metall und Kompositplastik, wandte
der Rebell sich von Loris Mech ab und lief schwankend nach Nordwesten davon, in Richtung der wartenden Invasoren-Schiffe.
Ihr Instinkt drängte Lori, ihm nachzusetzen, aber
sie wusste, es gab reichlich andere Ziele. Die kombinierten lyranischen und Söldnertruppen hatten die
Flussebene nur Minuten vor dem Eintreffen der Landungsschiffe der Skye-Separatisten am Himmel über
der Döring-Elektronik-Fabrik erreicht. Die 4. Skye
Rangers hatten ohne Umschweife attackiert und zwei
Kompanien leichte und mittelschwere Mechs beinahe unmittelbar über der Fabrikanlage abgeworfen.
Lori hatte die lyranischen Panzer und Infanteristen
eingeteilt, sich um diese Invasoren zu kümmern,
während sie die komplette Gray Death Legion und das 2. Mechbataillon der 15. Lyranischen Garde ge
gen den Hauptstoß der Angreifer führte.
Die Rangers hatten ihre Landungsschiffe auf beiden Flussufern aufgesetzt und sie damit gezwungen,
ihre Truppen weiter aufzuteilen. Sie hatte die Gardisten durch den Fluss geschickt, der nach den letzten
Regenfällen Hochwasser führte, um die Invasoren
am gegenüberliegenden Ufer anzugreifen, während
sie sich mit ihren Söldnern um die Skye-Einheiten
am Westufer
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