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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Fleischtheke und den Kühlregalen mit Milchprodukten eingenommen. Er trat heran und musterte die Auslagen, während ihn eine der Angestellten, die eine saubere, dunkelblaue Schürze mit der Aufschrift »Alleenhof« trug, misstrauisch beäugte. Offensichtlich hatte sie ihn wiedererkannt. Die Anspannung in der Atmosphäre löste er, indem er Steaks und etwas rohen Schinken kaufte. Aus der Kühlung nahm er noch zwei Weichkäse der Hofkäserei und einen Liter Milch.

    *

    Nachdem er gezahlt und die Einkäufe in seinen Wagen gebracht hatte, war es kurz vor elf, und er ging zum Wohnhaus in der Hoffnung, die Ehefrau des Toten ansprechbar vorzufinden, aber er wurde enttäuscht. Eine mittelalte Frau mit blondiertem Haar öffnete vorsichtig die Tür. Ihre stämmige Figur war in saubere Jeans und einen braunen Rollkragenpullover gekleidet. Eine Bernsteinkette hing vom Hals herunter über ihre stattliche Brust, um dann in der Luft zu baumeln. Ihr von Falten bereits tief zerklüftetes Gesicht wirkte ängstlich, doch fixierten ihn die grauen Augen mit festem Blick, als sie ihm in gebrochenem Deutsch mitteilte, dass Renate Görgen nicht zu sprechen sei. Lichthaus’ Laune kippte, und er wollte auf einer Befragung bestehen, als aus dem Obergeschoss klagendes, fast hysterisch anmutendes Geschrei herunterdrang. Einzelne Worte waren nicht zu verstehen, und er war nicht in der Lage, sich auch nur vorzustellen, ob Trauer oder Alkohol oder aber beides zusammen den Ausbruch ausgelöst hatten. Es war furchtbar anzuhören. Sein Blick begegnete dem der Osteuropäerin, er tippte auf Polin. Ihre Augen flehten ihn an zu gehen, als die verzweifelten Schreie erstarben und in wimmerndes Schluchzen übergingen, das leiser werdend endlich verstummte.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich habe Papiere. Ich darf arbeiten.« Sie rang die Hände.
    »Die können Sie den Kollegen zeigen. Ich möchte nur wissen, wer Sie sind, wo Sie wohnen und wo Sie die vergangene Nacht verbracht haben.«
    »Ich bin Elzbieta Kowalski, hier man sagt Elka, ich komme aus Glogów in Polen. Ich bleibe drei Monate. Frau Görgen ist krank. Ich putze und koche und mache die Wäsche.«
    »Wohnen Sie hier auf dem Hof?«
    »Über dem Laden ist kleines Appartement.«
    »Waren Sie gestern Abend auch dort?«
    Ihr Akzent wurde stärker: »Ja. Ich war im Haus bis acht. Nach dem Essen ich gehe immer in Wohnung und fernsehen.«
    »Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?«
    Sie blinzelte und setzte eine bedauernde Miene auf. »Niestety nie. Entschuldigung, ich spreche polnisch. Leider nein.«
    Eine Lüge, er sah es ihr an. »Sie wissen, dass Sie die Wahrheit sagen müssen?«
    Leichte Röte überstrich das nun angespannte Gesicht. »Natürlich. Aber ich habe nichts gesehen.«
    »Was ist gestern Abend passiert? Wie ist das Verhältnis der Görgens untereinander?«
    »Ich verstehe nicht ...«
    »Elka!« Ein jammernder Schrei würgte ihren Satz ab. Sie zuckte mit den Schultern und schaute Lichthaus fragend an. Er sah ein, sich wohl oder übel noch gedulden zu müssen, und ließ die Frau vom Haken.
    »Gehen Sie zu ihr, doch ich werde später Ihre Aussage aufnehmen.«
    Ihren Protest ignorierte er, wandte sich nach einem kurzen Nicken ab und ging davon. Roland Görgen log. Elzbieta Kowalski log. Irgendetwas begann zu stinken, und er nahm die Fährte auf.
    Da er Roland nirgendwo finden konnte, rief er ihn an. Sie verabredeten sich für den kommenden Morgen zu einem weiteren Gespräch, wobei Lichthaus deutlich machte, dass seine Mutter dann ebenfalls ansprechbar sein sollte.

    *

    Gebeugt stand Spleeth vor dem Stall und sprach mit einem untersetzten Mann, der, in einen Allwetterparka gehüllt, konzentriert zuhörte. Als er hinzutrat, drehte der Unbekannte sich um und lächelte ihn offen an.
    »Oliver Brauckmann von der Staatsanwaltschaft. Sie sind Hauptkommissar Lichthaus?«
    Der Mann war erst seit Kurzem im Dienst und bisher noch nicht mit der Mordkommission in Berührung gekommen. Er, vielleicht Ende zwanzig, gestand unumwunden, dass er zum ersten Mal einen Fall mit ungeklärter Todesfolge zu bearbeiten hatte und die Fahndung gerne lernend begleiten und wo immer möglich unterstützen würde. Das gefiel Lichthaus. Er hatte schon junge Staatsanwälte erlebt, die sich in alles einmischten, auch wenn sie von den Dingen nachgewiesenermaßen wenig verstanden. Erfahrene Beamte griffen nur dort ein, wo es sein musste. Brauckmann würde diese eher passive Haltung hoffentlich später ebenfalls einnehmen.
    Spleeth räusperte

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