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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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schicken, um entnervt festzustellen, dass er hier im Keller keinen Empfang hatte. Als er aufblickte, grinste Brauckmann ihn matt an und murmelte: »Hab ich auch schon versucht.« Sie begannen ein lahmes Gespräch über Sinn und Unsinn technischer Features in Smartphones, bis Elke Bucher erneut ihre Aufmerksamkeit forderte.
    »Es gibt nirgendwo Einstichstellen«, sie wanderte herum und begutachtete die Kopfverletzung und inspizierte die Augenhöhlen. »Die Platzwunde ist Folge eines wuchtigen Schlags. Der Lage nach muss dieser zur Bewusstlosigkeit geführt haben. Die Oculi hat man post mortem zerstört, dadurch sind beide Augenkammern zusammengefallen. Wie sie zerstört wurden, ist nicht erkennbar. Ich vermute mit einem sehr spitzen Gegenstand. Die Reste der Augäpfel befinden sich noch in den Höhlen. Sie haben eben das Bibelzitat erwähnt – das Entfernen könnte eine gezielte rituelle Handlung gewesen sein. Im Gegensatz zu den anderen Gewaltspuren, da waren unkontrollierte Emotionen die treibende Kraft. Der Elektroschocker hingegen ist äußerst präzise am Hals platziert worden.«
    Sie ließ sich von ihrem Assistenten eine Lupe reichen und begutachtete die Wunde in der Leiste. »Auch hier ist der Täter systematisch zu Werk gegangen und hat nur einen Längsschnitt gesetzt, der aber ausgereicht hat, um die Leistenvene weit genug zu öffnen. Er hat eine gute Klinge benutzt, ein Skalpell oder ein extrem geschärftes Messer. Die Haut ist anämisch weiß. Die Todesursache ist Verbluten. Die auf den Bildern zu sehende Blutmenge zeigt, dass das Herz zu diesem Zeitpunkt noch gepumpt hat.« Sie blickte auf den Staatsanwalt, der wieder die Farbe wechselte. »Die Schultergelenke schauen wir uns noch genauer an, dann werden wir ihn aufmachen. Wenn Sie wollen, können Sie nebenan warten, das wird jetzt etwas gewöhnungsbedürftig.«
    Oliver Brauckmann nickte und ging mit Lichthaus auf den Flur. Hier stand ein Stapel abgewetzter Stühle, auf denen sie sich niederließen, während drinnen eine Elektrosäge zu sirren begann.

    *

    Um kurz vor Mitternacht kam er endlich nach Eitelsbach zurück. Elke Bucher hatte sie lange warten lassen, um mitzuteilen, dass nichts von Bedeutung gefunden worden war. Brauckmann hatte sich am Ende dann doch fast übergeben, als der Obduktionsassistent die Organe eingetütet und den Blick auf den entleerten Schädel freigegeben hatte. Das Gesicht des Staatsanwalts war mit einer dünnen Schweißschicht überzogen gewesen, als er fluchtartig hinausgelaufen war.
    Auf der Straße herrschte bereits Stille, als Lichthaus ausstieg. Es war wie immer schön, nach einem hektischen Tag anzukommen und die friedliche Ruhe hier vorzufinden. Der Ort bestand aus nur wenigen Häusern, die sich an die Weinberge der Ruwer drückten. Ihr Heim war ein altes Winzerhaus, das direkt gegenüber der kleinen Kirche stand. An diesem Abend hielt er sich jedoch nicht lange mit irgendwelchen Betrachtungen auf, denn kalter Wind wehte vom Hochwald herunter und pfiff unangenehm durch die Straßen. Vorsichtig öffnete er die Haustür und schlich leise in die Küche, um seinen knurrenden Magen zu füllen. Die Renovierung des Baus war extrem aufwendig gewesen, doch es hatte sich gelohnt. Die schmale Küche war um das ehemalige Wohnzimmer erweitert worden und heute sehr geräumig. Er zog die Schuhe aus und ging auf Strümpfen zum Kühlschrank hinüber. Auf dem Tisch lag ein gefaltetes Blatt, und da sie die Gewohnheit hatten, unerledigte oder dringende Sachen hierherzulegen, um sie anderntags nicht zu vergessen, griff er es sich im Vorbeigehen und schlug die Seite auf. Sein Hunger war auf der Stelle vergessen, er machte auf dem Absatz kehrt und lief nach oben.
    Claudia lag im Bett, war aber noch wach und lächelte ihn breit an. Ihr rotes Haar war so zerzaust, wie er es liebte.
    Lichthaus nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss. »Das ist ja super!«
    »Du hast es also gefunden?«, das Grün ihrer Augen funkelte schelmisch.
    »Trägerin des Kunstpreises Rheinland-Pfalz!« Er schüttelte sie sanft und drückte sie an sich. »Komm, wir gehen nach unten. Darauf müssen wir anstoßen.« In der Küche öffnete er eine Flasche Sekt und goss ein.
    »Das hätte ich nicht erwartet.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Unverhofft kommt oft. Mit dem Geld kann ich mir vielleicht einen Ofen anschaffen, dann brauche ich die Figuren nicht nach Speicher zu schaffen und kann hier zu Hause gießen.«
    Lichthaus schaute seine Frau lächelnd an. Claudia war

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