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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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und seine Truppen Richtung Westen nach Landshut an der Isar zogen.
    Der französische General Lannes holte Hiller vor der Stadt ein, und obwohl die Österreicher tapfer kämpften, hob Napoleons Ankunft auf dem Schlachtfeld die Stimmung seiner Truppen so erfolgreich, daß Hillers Schicksal schnell besiegelt war. Es hieß, bei den Österreichern gäbe es bis zu zehntausend Opfern.
    In Eckmühl war die Sache nicht wesentlich besser verlaufen. Zu Beginn der Kämpfe hatte sich der Erzherzog im Vorteil befunden; doch schließlich war er geschlagen worden, als Napoleon Lannes aus Landshut herbeirief. Eine Armee von dreißigtausend Mann kam Marschall Davout gegen den Erzherzog und seine Truppen zu Hilfe. Siebentausend Österreicher fielen, und fast fünftausend wurden gefangengenommen.
    Karl hatte sich zurückgezogen und sich, mit Napoleon auf den Fersen, nach Ratisbon geflüchtet. In Wien erwartete man mit großer Sorge die nächsten Nachrichten.
    Und doch saß Elissa im goldenen Salon des Palastes der Herzogin zwischen Damen, deren Unterhaltung sich um galantere Dinge drehte. Obwohl die junge Gräfin wußte, daß die Herzogin ihr jederzeit zum Gespräch zur Verfügung stand, wirkte die ältere Dame in den letzten Tagen so abwesend, daß Elissa lieber darauf verzichtete.
    Sie machte sich selbst auch Sorgen - besonders um ihren Bruder, weil sie fürchtete, er könnte verwundet oder gefallen sein. Als sie in Österreich eintraf, hätte sie gleich zu ihm gehen sollen. Dann hätte er erfahren, wie sehr ihre Mutter und sie seine Rückkehr wünschten.
    Wenn nur Adrian sich zeigen würde! Vielleicht wußte er etwas Neues. Er hatte versprochen, ihr bei der Suche nach dem
    Falken zu helfen, doch seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und jede Stunde, die verging, machte es wichtiger, den Verräter aufzuhalten.
    Der Butler trat durch die offene Tür und kündigte der Herzogin einen neuen Gast an.
    »Guten Tag, Euer Gnaden«, sagte die Dame. »Ich freue mich, daß Ihr mich in Eurem Haus empfangt.«
    »Unsinn«, fiel ihr die Herzogin ins Wort. »Ihr wißt doch, daß Ihr in meinem Haus immer willkommen seid.«
    Die Vicomtess lächelte und ging mit einer selbstbewußten Grazie auf die Hausherrin zu, die alle anderen aufsehen ließ. Lady Cecily Kainz war eine bildschöne Erscheinung, die das goldblonde Haar hochgesteckt trug. Ihr besticktes cremefarbenes Seidenkleid umhüllte unübersehbar weibliche Rundungen.
    »Lady Kainz, ich glaube, Ihr kennt alle Anwesenden.«
    »Ja, netterweise bin ich ihnen allen schon begegnet. Guten Tag, meine Damen!« Sie lächelte; aber ihr Lächeln gefror etwas, als ihr Blick auf Elissa traf, deren Bekanntschaft sie erst kürzlich gemacht hatte. Elissa mochte die Vicomtess nicht besonders, sie war für ihren Geschmack zu aufgeblasen und eitel.
    »Setzt Euch, Cecily«, forderte die Herzogin sie freundlich auf. »Erzählt uns doch von Eurem Zeitvertreib auf Schloß Kainz!«
    Auf ein Zeichen der Herzogin brachte ein Bediensteter eine hauchzarte Mokkatasse, ein Tablett mit Törtchen und ein Stück Guglhupf, was er alles neben der Vicomtess auf ein Tischchen stellte.
    »Es ist nicht leicht«, sagte Lady Kainz und lächelte schmerzlich, während sie von ihrer Zeit auf dem Land bei ihrem dahinsiechenden Gatten berichtete. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was ich tun würde«, fügte sie ein paar Minuten später hinzu, »wenn mein armer, lieber Walter das Zeitliche segnen sollte. So ein Leben kann ich mir gar nicht denken!«
    Selbst die Herzogin wirkte etwas pikiert bei diesen Worten, und Elissa nahm an, daß Lady Kainz in einem solchen Falle sicher hervorragend zurechtkommen würde, genau wie bisher wohl auch. Adrian konnte das vermutlich bestätigen.
    Adrian. Beim Gedanken an ihn mit Cecily Kainz schoß die Eifersucht kochend durch Elissas Blut. Bestimmt stellten sie zusammen ein stolzes Paar dar - der attraktive, starke, charmante Adrian und die schöne, sinnliche, aufregende Cecily.
    Selbstverständlich fühlten sie sich zueinander hingezogen; und doch war an dieser Phantasie etwas falsch. Sie konnte nicht glauben, daß Adrian die Vicomtess mit demselben Blick ansah wie sie, mit demselben Lächeln, das ihr Herz zum Schmelzen brachte. Außerdem schien es ihr unvorstellbar, daß er diese Frau mit derselben hingebungsvollen Leidenschaft umarmte wie sie.
    Aber da machte sie sich bestimmt etwas vor. Adrian war ein viriler, maskuliner Mann, der seine Lust befriedigte, wo immer sie aufflammte. Im Augenblick

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