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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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ging es wohl um Elissa. Oder war es wenigstens gegangen. Ihr Magen zog sich zusammen, wenn sie daran dachte, wie er sie beim letzten Mal hatte stehenlassen. Vielleicht begehrte er sie nicht mehr, fand sie abstoßend nach dem Debakel mit Steigler. Oder es war ganz einfach der Reiz dahin!
    Während sie die Wahrheit zu ergründen versuchte, beendete die Vicomtess ihre Geschichte mit einem Lachen, entfernte sich von den anderen und kam zu Elissa an den Kamin herüber.
    »Lady von Langen! Es überrascht mich, daß Ihr immer noch in Wien seid.«
    Elissa sah auf. »Ach, in der Tat?«
    »Jetzt wo der Krieg so nahe rückt, hätte ich angenommen, Ihr würdet eilig nach Hause reisen.«
    »Österreich ist mein Zuhause. Es war auch das meines .. . Mannes.«
    »Und Ihr habt keine Angst?«
    »Ich vertraue auf die Armee, daß sie uns beschützt. Abgesehen davon habe ich hier noch zu tun.«
    »Ihr habt zu tun...? Meint Ihr damit womöglich Colonel Kingsland?«
    Elissas Hand zitterte. Ihre Kaffeetasse klirrte leise, als sie sie abstellte. »Colonel Kingsland und ich sind Freunde.«
    Ein deutliches Unbehagen erfaßte Elissa und erzeugte einiges Magendrücken. »Wann ... wann habt Ihr ihn denn zum letzten Mal gesehen?«
    »Ich glaube in Baden - aber dann wurde er nach Wien beordert. Es gab ein formelles Abendessen hier im Belvedere, und Adrian war so freundlich, mich .. . heimzubringen.«
    Die Worte trafen sie wie ein Schlag. Ihr Inneres zog sich heftig zusammen. Sie erinnerte sich an Adrians Aufenthalte in Wien, und was die Frau damit meinte, ließ nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig.
    »Natürlich habe ich ihn seitdem noch ein paarmal getroffen«, meinte die Vicomtess. »Ihr müßt wissen, daß wir uns gut verstehen. Ich stelle keine Forderungen an ihn, ich weiß, was ihm gefällt, da wir uns ja schon wesentlich länger ... kennen als Ihr ihn ...«
    Elissa war übel. Ihr Herz hämmerte in der Brust. So wenig lag ihm an ihr? Sie hatte angenommen, er hätte sie gern - auf die eine oder andere Weise. Tapfer verbarg sie den Schmerz, der sie erfüllte und ihr die Brust zusammenschnürte. Also hob sie das Kinn und sah die Frau an, als ginge sie das alles nichts an.
    »Wie schön, daß der Colonel eine Möglichkeit hatte, sich zu amüsieren, als er in Wien war! Richtet ihm doch bitte meine Grüße aus bei Eurem nächsten Treffen - unter Freunden.« Sie glättete ihre Röcke. »Und jetzt entschuldigt mich bitte, Lady Kainz, ich habe noch ein paar Briefe zu schreiben.«
    Mit einem Gleichmut, den sie absolut nicht empfand, entfernte Elissa sich nach ihrer Verabschiedung von der Herzogin und den anderen Damen. Doch sobald sie ihre eigenen vier Wände erreicht hatte, fiel ihre Maske ab. Sie dachte an Adrian und wie spontan er sie vor Steigler errettete, an all seine Zärtlichkeiten - bis sie weinend am Fußende ihres Bettes zusammenbrach.
    Wenn die Vicomtess die Wahrheit sprach und Adrian bei ihr gewesen war, während Elissa geglaubt hatte, er begehre sie und hätte sie gern - dann war alles Illusion gewesen. Er hatte sie nur benutzt, war genau der kalte Egoist, der er oft zu sein schien: der sich nahm, was er wollte und nichts gab.
    Und sie hätte ihm gern so vieles geschenkt... denn sie liebte ihn. Der brennende Schmerz machte ihr deutlich, wie sehr! Und mehr als alles andere wünschte sie sich eine Erwiderung dieser Liebe.
    Doch das würde nicht geschehen. Er war nicht der Mann, der sich mit einer Frau begnügte. Das hatte sie von Anfang an gewußt. Elissa drückte eine Wange an den Bettpfosten, als die Trauer über den Verlust sie überwältigte. Sie schloß die Augen und gab sich den Tränen hin.
    Adrian besuchte sie am nächsten Abend. Bis dahin hatte sie aufgehört zu weinen und ihre Fassung wiedergewonnen. Es war lächerlich, sich so von Gefühlen unterkriegen zu lassen. Wie konnte sie nur glauben, daß ein Colonel Adrian Kingsland mehr für sie empfand als für irgendeine andere Frau, mit der er sich abgab.
    Von Anfang an hatte sie gewußt, was für ein Mann er war -selbst die Herzogin hatte sie gewarnt -, doch davor verschloß sie ihre Ohren. Und genaugenommen hatte nämlich sie ihn verführt, ihn an jenem Abend in der Schutzhütte sozusagen angefleht, mit ihr intim zu werden. Also waren konsequenterweise seine Forderungen auch zum Teil ihre Schuld. Es stimmte schon, er hatte sie erpreßt, doch sie wollte seine Avancen ja! Sein unverschämtes Ansinnen kam ihren Wünschen durchaus entgegen.
    Doch jetzt lagen die Dinge anders. Die

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