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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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anständig ernähren. Denk nach, Junge. Denk an all die Dinge, die du in deinem Leben gegessen hast. Was würde deinen großen Hunger am besten stillen?«
    Ich konnte es nicht einmal aussprechen. Vor mir sah ich Bilder von dampfenden Braten, fetten Gänsen, die in ihrer eigenen Soße schwammen, Bergen frisch gebackenen Brots und fette goldene Butter, Cremekuchen, Käse und dunkles Bier, Früchte und Nüsse und Salz, um allem Geschmack zu verleihen. Ich hatte die Bilder so deutlich vor Augen, daß ich glaubte, alles riechen zu können.
    Und er, der am flackernden Feuer saß, das scheinbar nur Luft verbrannte, lachte, und wieder sang mein Herz. »Dreh dich um, Junge«, sagte er, »und iß dich satt.«
    Ich drehte mich um, und dort, auf einem Tisch, der zuvor nicht dort gestanden hatte, lag alles, was ich mir vorgestellt hatte. Kein Wunder, daß ich es riechen konnte! Ein hungriger Junge fragt nicht nach, woher das Essen kommt – er ißt. Und so aß ich. Ich aß, bis mein Magen schmerzte. Über die Geräusche hinweg, die ich von mir gab, konnte ich das Lachen des Alten neben dem Feuer hören, und mein Herz jubelte bei diesem so seltsam vertrauten Laut.
    Und als ich fertig war und schläfrig am Tisch saß, da fragte er: »Möchtest du nun schlafen, Junge?«
    »Ein Eckchen genügt mir, Meister«, erwiderte ich. »Ein kleiner Platz am Feuer, wenn’s nicht zuviel Mühe macht.«
    Er deutete mit dem Finger. »Schlaf dort Junge«, sagte er, und plötzlich erblickte ich ein Bett, das ich zuvor ebensowenig gesehen hatte wie den Tisch – ein großes Bett mit riesigen Kissen und weichen Daunendecken. Ich lächelte dankbar und schlüpfte in die Federn, und weil ich jung und müde war, schlief ich fast augenblicklich ein, ohne über die seltsamen Dinge nachzudenken, die mir hier widerfuhren. Doch selbst im Schlaf wußte ich, daß er, der mich aus dem Sturm geholt und mir Nahrung gegeben hatte, nun während der langen kalten Nacht über mich wachte, und so schlief ich in der Wärme seiner Fürsorge noch besser.

2. K APITEL
    nd so begann meine Dienstzeit Zunächst waren die Aufgaben, die mein Meister mir stellte, einfacher Natur – Wisch den Boden‹, ›Hol Feuerholz‹, ›Putz die Fenster‹ – und ähnliches. Vermutlich hätte ich mißtrauisch werden sollen. Ich hätte schwören können, daß ich nicht ein Stäubchen gesehen hatte, als ich zum erstenmal in das Turmzimmer kam, und – ich glaube, ich erwähnte es bereits – das Feuer im Kamin schien allein von Luft zu leben. Es war beinahe so, als schaffe er die Arbeit, die ich tun sollte. Aber er war ein guter Meister. Er kommandierte mich nicht herum, wie die Tolnedrer es mit ihren Dienern zu tun pflegten, vielmehr machte er Vorschläge. »Meinst du nicht, daß der Boden wieder schmutzig geworden ist, Junge?« Oder: »Wäre es nicht vernünftig, etwas Feuerholz bereitzulegen?« Er forderte nicht mehr von mir, als ich leicht bewerkstelligen konnte, und das schlechte Wetter draußen überzeugte mich davon, daß das wenige, das von mir erwartet wurde, ein geringer Preis für Unterkunft und Nahrung sei. Allerdings nahm ich mir vor, diese Beziehung zu überdenken, sobald der Frühling ins Land kam und meine Aufgaben schwieriger würden. Es gibt wirklich nicht viel zu tun, wenn man des Winters wegen ans Haus gebunden ist, doch wärmeres Wetter mag weitaus anstrengendere Aufgaben mit sich bringen. Wenn es zu anstrengend würde, konnte ich immer noch meinen Abschied nehmen.
    Doch irgend etwas an diesem Gedanken erschien mir seltsam; der Drang, den ich in Gara verspürt hatte, schien nun verschwunden. Ich glaube nicht, daß ich mir Gedanken darüber machte. Ich schien es nur festzustellen – und es dann abzuschütteln. Vielleicht war ich nur herausgewachsen. Mir scheint daß ich in diesem ersten Winter eine Menge abgeschüttelt hatte, weit weg von dem Ort den ich einst mein Zuhause nannte.
    Ich achtete wenig darauf, was um mich herum vorging. Zum Beispiel bemerkte ich damals noch nicht, daß mein Meister keine Vorratshaltung betrieb. Er hielt kein Geflügel, keine Rinder oder Schafe; auch standen um den Turm keine Außengebäude oder Schuppen. Ich wußte, daß sie irgendwo sein mußten; denn die Speisen, die er bereitete, waren stets fertig, wenn ich Hunger hatte. Merkwürdigerweise erschien es mir gar nicht seltsam, daß ich nie sah, wie er die Mahlzeiten bereitete. Nicht einmal die Tatsache, daß ich ihn nie etwas essen sah, machte mich nachdenklich. Es war fast als schliefe

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